Witiko

H16, S. 31

Nach einer Stunde gelangten sie zur Moldau.

Als Witiko an ihre Ufer gekommen war, sagte er: "Das ist also die Moldau?"

"Das ist die Moldau," antwortete Florian.

"Nun, so sei mir gegrüßt, du Wasser, das mir lieb ist, und das sie hier nicht achten, obwohl es zu ihrem höchsten Stuhle fließt, zum Herzogsstuhle," sagte Witiko.

Sie überschritten die Moldau auf einem schmalen Reitstege, und stießen jenseits auf einen kleinen langen Hügel.

"Das ist der Friedberg," sagte Florian, "und hier werden wir eine Nachtruhe finden."

Sie stiegen den Hügel, der Wiesen und kleine Felder trug, hinan, und trafen oben mehrere Häuser. Sie waren alle von Holz mit breiten Dächern. Eines aber war von Stein, und hatte einen sehr starken steinernen Thorbogen. Zu diesem leitete Florian den Reiter, der Herr des Hauses erwartete sie unter dem Steinbogen, und geleitete sie in das Innere.

Die Sonne ging eben hinter die abendlichen Wälder unter.

Nachdem Witiko und der Alte ihre Nachtruhe in dem Hause mit dem steinernen Thorbogen gehalten hatten, rüsteten sie sich wieder zur Weiterfahrt. Ihre Körper so wie der des Pferdes waren durch Nahrung gestärkt, und wieder frisch. Florian hatte sich angebothen den Reiter bis an die Grenze des Wassers zu geleiten, und dieser hatte es angenommen.

[Sie gingen] Witiko erklärte seinen Willen, daß er die Moldau geleiten, und ihren Lauf betrachten wolle, bis sie die Waldgegend verlasse. Sie gingen daher wieder über den schmalen Reitsteg zurück und schlugen dort einen schlechten Saumweg an dem Wasser gegen Morgen ein[, denn Witiko hatte gesagt, daß er die Moldau begleiten wolle.]. Sie zogen zwei Stunden lang durch dichten nassen niederen Wald. Dann kamen sie hart an der Moldau an eine Stelle, an welcher [xxx]steile Felsen neben [der Moldau standen, durch welche sie] dem Wasser empor ragten. Hinter den Felsen am jenseitigen Ufer gingen große Waldhöhen hin an. Die Moldau strömte rauschend und tosend [hindurch zog] durch das Gestein. Florian mußte dem Reiter einen mühseligen Weg zeigen, der sie wieder in [freies] ebeneres Land führte das aber auch stettiger Wald bedekte. Nach einer Stunde Wanderung kamen sie an dem Platz, an welchem die Moldau ihren Lauf nach Morgen abbricht, und ihn nach Mitternacht wendet. Und abermals nach einer Stunde trafen sie an dem Orte ein, der zur Mittagsruhe bestimmt war. Es standen einige Häuser an der Moldau. Eines nahm sie auf. Witiko sah hier, daß die Moldau, wie es Florian von der Malsch bei der Zupe Daudleb gesagt hatte, einen Kreis machte, und gleich hinter ihm eine lange Schleife zog. [Auf der äußeren Seite des Kreises] [xxx] An dem Kreise gegen Mitternacht standen Steinhöhen, und zogen sich auch in die Schleife. Witiko sagte, daß man hier eine Burg bauen könnte, welche durch das Wasser wohl gesichert wäre.

Als sie an diesem Plaze zwei Stunden geruht hatten, zogen sie mitternachtwärts an der Moldau weiter. Die Berge wurden kleiner und geteilter; aber alles war noch mit Wald bedeckt. Zuweilen ging ein langestrekter Rüken mitternachtwärts. Als sie wieder vier Stunden auf diesem Wege zugebracht hatten, erreichten sie die Stelle ihrer [Nachtruhe.] Nachtherberge.

"Das ist die krumme Au," sagte Florian, "sie heißt so, weil die Moldau sie in krumme Ringe einschließt. Zuerst macht sie einen Ring, dann macht sie außerhalb desselben einen zweiten verkehrten, und dann noch einen grösseren, der wieder verkehrt ist. Die Öffnungen, welche die Ringe zum Hineintreten lassen, sind nicht groß, die des zweiten ist am kleinsten, und da könnte eine Stadt im Ringe stehen, die schier ganz von Wasser umflossen wäre. Und außen an dem Ringe stehen noch auf einer Seite so schöne Felsen an dem Wasser.

So wie in dem Ringe, in welchem sie den Mittag zugebracht hatten, standen auch hier wieder mehrere Häuser, von denen sie eines zur Nachtherberge auf nahm.

Am andern Morgen ging Witiko, ehe sie ihren Weg antraten, auf die Felsen, die an der Moldau standen. Er hatte sich einen Pfad hinauf gesucht. Man konnte von rückwärts auf sie gelangen, nachdem man einen Steg überschritten hatte, der über die Moldau führte. Da Witiko vorne auf der Stirne der Felsen stand, konnte er alles überblicken, und er sah, daß es so war, wie F<l>orian gesagt hatte. Dann stieg er wieder herab, und sezte seinen Weg weiter fort.

Die Berge wurden jezt immer kleiner, und die Gegend offener. Links sah man noch den großen Blansko. Florian führte seinen Gefährten theils an der Moldau theils nahe an ihr immer mehr mitternachtwärts und immer mehr in freies Land. Öfter hielt der Reiter an, wendete sich [dann] um, hielt die Hand wie ein Dächlein über seine Augen, und schaute nach den Gründen zurück aus denen

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