Witiko

H159, S. 211a


zwischen sich und die Verfolger zu bringen. Wo einige sich nieder sezten, wurden sie rükwärts geworfen. Feuer durfte an die Zelte nicht gelegt werden, daß die Zahl derer, die aus der Stadt gekommen waren, nicht erkennbar würde. Und so drang die Schaar, wie eine gerade Woge des Meeres gegen den kiesreichen Strand heran geht, in das Wirrsal der Feinde.

Da erschien rükwärts des Raumes der Unordnung eine Hellung in gerader Richtung, und Lichter bewegten sich längs dieser Hellung hin und her, und Waffen blizten in dem trüben Glanze derselben.

Nun rief Diepold: "Gertrud und Ende."

Und er schwang sein Schwert empor, und führte damit einen Hieb in die Luft. Das thaten die Männer neben ihm, und das wieder die neben diesen, und so fort bis an die Enden. Sogleich wendeten sich alle um, und eilten gegen die Planken zurük. Und ehe die Feinde, welche sich im Innern dieses Theiles des Lagers geordnet hatten, den Raum der Verwirrung durchbrechen konnten, hatte die Schaar Diepolds die Planken erreicht, lief an denselben dahin, bis sie zu dem Zeichen des quer aufgebundenen Brettes kam, und drang durch die Öffnung hinaus. Draußen ordneten sie sich, und zogen in langer Kette mit Diepold an der Spize in der Richtung davon, in der sie gekommen waren. In dem Augenblike aber hörten sie hinter sich ein Krachen, wie der nachdringende Feind die Balken der Umzäunung zerbrach; jedoch sogleich ertönte auch das Schreien der Verzweiflung, wie er in den Sumpf gerieth, und sich darin verwikelte, und versenkte. Einzelne Rufe der Ordner oder derer, die Wege finden wollten, waren zu vernehmen. Aber das Rufen und Schreien wurde immer schwächer und ferner, wie die Männer Diepolds vorwärts kamen. Und als es kaum mehr zu vernehmen war, ertönten von ferne her in der Richtung der rechten Hand von Diepolds Schaar Laute, wie wenn auf dem festen Wege, der dort gegen die Stadt führte, sich Leute bewegten. Diepold gab ein Zeichen, das Zeichen gab der nächste Führer zurük, dieser wieder, und so bis an das Ende, und die Schaar ging schweigend und schnellen Schrittes dahin.

Als sie von der Wiese in die Gebüsche und Gärten und Gruben und Umzäunungen kamen, wo sie den breiten Weg zu der Stadt finden sollten, hielten sie stille, und sahen zum Theile, und hörten, wie auf diesem Wege ein Haufe von Feinden gegen die Stadt zuging. Sie warteten, bis die Feinde vorüber waren, und hinter ihnen ein leerer Raum kam, bis etwa wieder eine neue Abtheilung der Feinde heran rükte. Dann stellten sie sich aus ihrer Dekung auf den leeren Raum, und gingen hinter dem Feinde der Stadt zu. Als er gegen das Roßthor kam, erscholl von dort der Ruf: "Gertrud"<.>

Die Feinde schrieen: "Konrad".

Und sofort stürzten sie sich mit ihren Waffen gegen das Thor. Aber dasselbe wurde geöffnet, und Jurik kam mit einer Schaar von Männern heraus, und sie riefen furchtbar: <">Gertrud."

Und sie drangen auf die ankommenden Feinde ein.

Nun erscholl auch in der Schaar Diepolds der helle Ruf: "Gertrud."

Und die Schaar drang von rükwärts in die Feinde. Der Kampf mußte kurz sein, ehe Hilfe von dem Lager käme. Und er war kurz. Die Feinde kamen sofort in Verwirrung, ein Theil derselben wurde nieder geworfen, ein Theil wurde von dem Wege abgedrängt, und ein anderer Theil floh seitwärts in das weglose Dunkel. Und ehe die neue Abtheilung der Feinde kommen konnte, zu helfen, war die Schaar Diepolds mit der Juriks vereinigt, sie gingen durch das Thor, die Brüke wurde hinter ihnen aufgezogen, das Thor wurde geschlossen, es rasselten die Ketten, und die Verrammlungen wurden angelegt.

Nun kamen die neuen Feinde heran, ordneten die, welche vor ihnen im Kampfe gewesen waren, vereinigten sie mit sich, und gingen in das Lager zurük.

Diepold sammelte in der Stadt die, welche mit ihm gewesen waren, Fakeln und Lichter wurden gebracht, es fehlte kein Mann, er dankte ihnen, er dankte Jurik, und sagte sie sollten

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