Witiko

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Witiko besorgte sein Pferd an einer guten Stelle, empfahl es dann der Obhut Jakobs und Raimunds, und verlangte zu dem Herzoge. Ein Mann von denen aus dem Walde, die schon länger da waren, erboth sich, ihn zu führen. Er ging voran, Witiko folgte. Sie kamen an allerlei Menschen vorüber. [Die] Zunächst waren noch die aus dem Walde. Sie hatten fast keine Zelte. Sie hatten sich trokene Stellen ausgesucht, hatten dort Feuer angezündet, welche mit Klözen [umgehauener] großer Bäume oder mit Zaunpfählen oder Dachbalken genährt wurden, und hatten sich auf grobe Hüllen zu den Feuern nieder gelegt. Einige kochten Speisen. Die Ahornschäfte oder die Schäfte aus Ebereschen oder die Spieße aus der Steinbuche staken [wie spize Thurmdächer] in Spizhaufen neben einander in der Erde. Die wenigen Pferde waren in Stände vertheilt, und mit Deken verhüllt. [Die] Dann kamen die von den fruchtbaren Feldern in dem Abende des Landes. Sie hatten [Hüllen aus Flachs gewoben, die sie] grobe Linnen über Stangen gebreitet[en], darunter zu ruhen. Witiko sah die Leute Bolemils. Sie waren alle bei einander. Die großen starken Männer, die er gesehen hatte, standen in einem Haufen, und blikten auf ihn. Den grünen Reiter sah er auch, der mit ihm gesprochen hatte, und mehrere, die an ihm vorüber gezogen waren. Es redete keiner von ihnen mit ihm.

(1) Ein großes schönes Gezelt aus wachsgetränkter Leinwand, vor welchem Männer Wache hielten, [sah er] leer und offen,
(2) [Ein] großes schönes Gezelt aus wachsgetränkter Leinwand, [vor welchem Männer Wache hielten,] [war] leer und offen,
(3) Es war ein großes schönes Gezelt [da,] aus wachsgetränkter Leinwand, welches aber leer und offen war,
(4) Es war ein großes schönes Gezelt aus wachsgetränkter Leinwand da, welches aber leer und offen war,
daß die Luft durchziehen konnte. [Die Pferde standen in]

"Da drinnen wohnt ihr Führer Bolemil," sagte der Mann, der bei Witiko war, "aber er ist jezt bei dem Herzoge."

Die Pferde der Männer standen in langen Reihen von Ständen dahin. [Die] Dann kamen die aus der Mitte des Landes. Sie hatten viele Zelte. Sie trugen die weiten Gewänder mit metallenen Gürteln hoch hinauf geschürzt, und hatten Hauben tief in Stirn und Naken geschnitten. An den Zeltstangen hingen zahlreiche Bogen und Köcher so wie Schilde und andere Geräthe. Tische und Bänke standen da, und Weiber verrichteten Hausgeschäfte. [Die] Dann kamen die Krieger von Prag. Sie hatten bunte Gezelte, schöne Waffenkleider Schwerter Lanzen Schilde glänzende Kissen und Deken und muthige Pferde in langen Reihen. Die Pfeifer und Flötenspieler ließen fröhliche Weisen hören.

"Da gehest du nun über den breiten Raum, der hier leer ist, und von den Kriegsleuten, die auf ihm vertheilt sind, wird dich einer fragen, und dich zu dem Herzoge führen," sagte der Mann, der Witiko geleitet hatte, "das graue große und lange Gezelt, vor dem die Stange mit dem rothen Banner ist, gehört dem Herzoge. Weiter hin, wo die Federn auf den Gezelten sind, lagern die von Decin, welche Chotimir anführt, und dann sind die, welche [gar vom Lande Budissin] von dem Riesengebirge gekommen sind. Den Rükweg zu unserem Lager wirst du schon allein finden."

"Ich werde ihn finden," sagte Witiko, "und ich danke dir für dein Geleite."

"Nichts zu danken," sagte der andere, und trat seinen Rükweg an.

Witiko ging auf de[n]m [Plaz,] Plaze [der] vor dem langen grauen Gezelte, davor das rosenfarbene Banner wehte, [frei von Lagern und Zelten war, und schritt auf ihm] vorwärts. Hier war es [stiller und] weniger prunkend als in dem Lager der Prager-Krieger. [Viele] Einige Abtheilungen von Kriegern standen wohlgerüstet und geordnet da, manche Männer saßen auf den Pferden, Diener hielten ledige Pferde, und Geleite schienen auf Herren zu