Witiko

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Nach diesen Worten sprang Rowno hervor, und rief: "Witiko von Plana, du Sohn deines Vaters Wok, du hast recht gesprochen; wenn du auch jung bist, so verstehst du doch schon, was ich gesagt habe. Sie wollen uns unterdrüken, sie wollen uns berauben, daß sie noch mehr prassen können, als bisher. Du meinst es gut mit denen, die nicht große Macht und großen Glanz haben, andere auszubeuten, und du meinst es gut mit dem Volke, das im Schweiße seines Angesichtes sein Brod erwirbt. Ich werde mein Pferd satteln lassen, und meine Reiter werden ihre Pferde satteln, und wir werden mit dir zu dem Herzoge reiten. Meine Fußgänger werden sich rüsten, und uns folgen."

Dann trat Diet von Wettern hervor, und sagte: "Sie sollen uns nicht in unserem Besize stören, den wir von unseren Vätern ererbt haben, und den wir erweitern wollen, und den sie verschlingen wollen, wenn ihnen der neue Herzog mehr Macht gibt. Du siehst jezt Witiko, daß es wahr ist, was ich gesagt habe, daß Wladislaw der rechte Herzog ist, der uns schüzt. Ich gehe mit meinen Reitern, die die Waldpferde haben, und mit meinen Fußgängern, die sich aus dem Walde Spieße geholt haben, mit dir zu dem Herzoge."

Dann sagte Wernhard von Ottau: "Ich gehe mit meinen Leuten auch mit dir, Witiko zu dem Herzoge."

Hierauf trat Osel von Dub vor, und sprach: "Ich habe meinen drei Knaben die Haare festlich beschneiden lassen, daß sie in das Jünglingsalter eintreten, und tüchtig werden, ich habe sie mit mir in das Feld genommen; aber ich wollte eher, daß sie todt und blutig auf dem Felde liegen bleiben, als daß der Übermuth geduldet würde, den jener blau gekleidete Knabe, der in der Sonne schimmerte wie ein Falter, vor uns dargelegt hat. Es ist nicht so geworden, wie wir in Rownos Thurme gesprochen haben, Witiko, Diwis, Bolemil, Lubomir sind nicht Verräther geworden, sondern Nacerat, [der] und die andern, die ich für Stüzen gehalten habe. Möge dieser schurkische Nacerat in den tiefsten Grund der Hölle fahren. Ich führe meine drei Knaben und meine Männer mit dir zu dem Herzoge, Witiko."

"Ich geh[e] auch mit dir, Witiko," sagte Wolf von Tusch.

Hierauf rief eine gewaltige Stimme in dem Haufen: "Lasset mich reden."

"So rede, du Mann unter den Leuten," rief Rowno, "und komme hervor.<">

Da drängte sich unter den Männern, welche hinter Witiko standen, einer nach vorwärts, der groß gewachsen war, und breite Schultern hatte, die mit groben grauen Wollzeuge bedekt waren. Er hatte statt des Spießes nur eine eiserne Stange und an seinem linken Arme hing mit einem Riemen eine eiserne Keule. Es war Peter Laurenz der Schmied von Plan. Da er heraus gekommen war, und im Freien stand, sprach er nicht.

"So rede nun," sagte Rowno.

Der Mann suchte seine Stimme zu sammeln, wendete sich gegen die Leute, und sprach: "Männer von uns, ihr habt es gesehen, wie der junge Reiter gekommen ist, und was er da für Dinge gesagt hat, wie die großen Herren wachsen sollen. Das müssen wir nicht dulden. Witiko hat es recht gesagt und Rowno und Osel und die andern. Ihr wisset, wie der junge Witiko im Winter in seinem Hause in Plan die Einkehr genommen hat, und er ist da geblieben, und ist zwei Jahre dageblieben, und er wäre nicht fortgegangen, wenn er nicht in den Krieg gegangen wäre, und wir sind auch in den Krieg gegangen[, und stehen nun so allein da]. Er hat das Gewand getragen wie wir, wir sind an seiner Leuchte gesessen, da es Winter war, er ist auch an