Witiko

H152, S. 199a


stern, und das Ohr des Himmels wird die Gerechtigkeit hören. Dir vielgeehrter und geliebter Bruder Diepold gebe ich den Befehl über die sichtbaren Schaaren, die hier sind. Du weißt die Eintheilung der Männer und der Stadt, und kannst sie benüzen. Du wirst eher das Leben als die Ehre lassen. Thut eure Pflicht, daß euch die Heiligkeit des Himmels mit Erfolg zu belohnen vermag. [Mein anderer geliebter Bruder Heinrich wird an eurer Seite stehn.] Ich gehe mit einem Theile des blauen Fähnleins fort, und befehlige es selber. Euch Zdik dem Bischof des anderen Landes bitte ich, daß ihr mich begleitet, und den Segen auf den zweiten Theil unsers Unternehmens herab flehet. Leset auch die Priester aus, die bei unserem Ritte sein sollen. Du Welislaw, der du bald den Tod für mich gehabt hättest, ich vermag dich noch nicht zu missen, begleite mich. Du Odolen, der du immer voran stürmest, du würdest vielleicht diese Mauern verlassen, in den Feind dringen, und von ihm erschlagen werden. Gehe mit mir, und wenn wir zurük kehren, kannst du nach Lust vordrüken, und Alles nieder werfen. Du Witiko kluger und umsichtiger Jüngling, begleite mich. Du wirst manche Dinge sehen, und kannst wieder lernen. Ihr andern, stellet euch zu Diepold, und helfet ihm. Bolemil, reiche mir die Hand, du Schwergeprüfter, Lubomir du auch, ich werde eures Schmerzes stets gedenken, Otto Bischof, segnet mich, und segnet alle, und ihr Freunde Chotimir und Diwis, Preda und Wsebor, ihr Äbte, Daniel, Gervasius, Nemoy, und du Ctibor und Bartholomäus, Predbor und du Casta, der kaum von seinen Wunden genesen ist, und du Wecel, der du doch in diesen Saal gekommen bist, obgleich du als Widersacher meines Planes da stehst, und Diet und Osel und Rowno und alle lebet wohl. Es wird mir leichter sein, mitten unter den Feinden durch ihre Schwerter mit dem Tode bedroht zu kämpfen, als mir jezt ist, euch zu verlassen da ich thun muß, was ich thun werde."
Randnotiz: jezt Segnung

Er hatte Bolemil und Lubomir die Hand gereicht, und der Bischof Otto erhob die Finger des Segens gegen die ganze Versammlung.

Die Herzogin, welche sich während des Segens demüthig geneigt hatte, erhob sich nach demselben von ihrem Size, sah alle an, und sprach: "Ich sage dir nicht Lebewohl Wladislaw, wir sehen uns in Kurzem wieder, und ich werde hier thun, was dir nicht Unehre bringen soll, und ihr Herren der Länder Böhmen und Mähren und ihr Männer der Stadt Prag, nehmt mich unter euch auf, wir schüzen die Stadt."

Sie schritt nach diesen Worten gegen die Versammlung, als wollte sie den Saal verlassen. Die Bürger drängten sich gegen sie heran, und sie sprach mit ihnen. Deßgleichen kamen auch mehrere der Herren herzu, und sie redete mit ihnen. Sie sagte: "Wir sehen uns bald wieder, und ich hoffe, daß wir uns noch oft sehen werden."

Sie schritt nun in dem Gedränge langsam weiter. Hinter ihr gingen die Frauen in den rothen und braunen Gewändern. Hinter diesen ging Dimut, und schaute mit ihren schwarzen Augen die Versammlung an. Neben ihr waren noch mehrere Jungfrauen, und hinter ihnen einige Männer aus dem Hofgefolge der Herzogin.

Als sie die Thür des Saales erreicht hatte, öffneten sich die Flügel derselben, und sie ging mit den Ihrigen hinaus.

Der Herzog mischte sich jezt in die Versammlung, und redete mit vielen. Wenn ihm einige die Hand reichten, so faßte er sie, und drükte sie zum Lebewohl. Dann schwenkte er seine Haube mit der weißen Feder, und rief: "Wir werden uns fröhlich wieder sehen. Jezt hört meine Gewalt hier auf. Achtet auf die Befehle Diepolds, bis ich wieder auf den Wällen der Stadt stehe, und das rosenfarbene [Banner] Seidenbanner, das da wehen wird, mit der Hand berühre. Lebet wohl."

"Lebe wohl, Heil Wladislaw dem Herzoge, Wladislaw dem ¢Trefflichen¢," riefen die

Letzte Zeile mit Fragezeichen versehen Anmerkung am Rand: Frauen der Herzogin nennen Seite vertikal mit Stift gestrichen