Witiko

H150, S. 196


Dann erscheine aber und rette uns, daß [wir nicht verzweifeln."] nicht doch ein Unglük geschieht."

"Ja, das Unheil darf nicht wieder kommen, es darf nicht wieder kommen," riefen mehrere Stimmen.

Ses[a]in ließ sich wieder auf seinen Stuhl nieder.

Nun erhob sich noch einmal mühsam von seinem Plaze Wsebor, und sprach: "Ich bin ein alter Mann, und kann nicht mehr viel vollbringen, ich kann euch nicht ansagen, welche Mittel besser sind, ich füge mich, wenn es unvermeidlich ist, [was sein wird,] weil es Bolemil gesagt hat, aber ich beklage es."

Er suchte hierauf seinen Plaz wieder einzunehmen.

"Ich beklage es, aber ich füge mich nicht," sagte Bozebor, der aufgestanden war, "wenn das, was ihr sagt, unvermeidlich ist, so ist es doch schlimm, und durch mich soll das Schlimme nicht geschehen. Ich bin in dieser Sache nicht an der Seite des Fremden."

"Rufe nicht den Zwiespalt hervor, stifte nicht Hader," schrieen mehrere Stimmen.

Der Herzog winkte mit der Hand, daß sie sich beruhigen sollten, und [als es stille war, sprach er:] daß er sprechen wolle. Und als es stille geworden war, sagte er: "Es ist nicht ein Fremder, den wir rufen[,] wie schon Bolemil gesagt hat, es ist der Bruder, welcher kömmt, die geliebte Schwester zu retten, es ist der Schwager und der Freund, der dem Freunde hilft. Die Menschheit ist so eingerichtet, daß der Mensch de[n]m Menschen das Volk [dem] ein andres Volk[e] [hilft] braucht. In dessen Hause [des Feuers Hand] die Flamme [bringt] brennt, dem stehen Freunde und Fremde bei [den Brand zu löschen, und sie suchen seine Habe wieder aufzurichten. Hat] , und hat heute der eine Nachbar die Macht, dem andern zu helfen, so hat morgen der andere die Macht, dem einen beizustehn. Es hat mein Herz vor wenigen Augenbliken gezittert, als Bolemil sagte, er zahle mit seinen Angehörigen. Denn er hat gezahlt, und Lutomir, daß Väter ihre Kinder verlieren; denn er hat sein Kind verloren, es soll nicht noch mehr des edlen Blutes verloren werden und das andere, es darf unter mir nicht geschehen, was vor zwei und dreißig Jahren diese Stadt heimgesucht hat, als bei der Abwesenheit meines Vaters mein Oheim Boriwoy [tükisch] herein brach, sich des Fürstenstuhls bemächtigte, und die Bewohner in zwei unglükselige Theile theilte, ihm oder meinem Vater zu dienen. [Solche Dinge] Das richte[n]t das Reich und Freund und Feind zu Grunde. Ich aber will das Wohl des Landes und der Leute, die mir Gott vertraut hat. Konrad wird kommen, ich werde [sammt den] die Leute[n], die ich auf[zu]bringen [vermag] kann, mit ihm vereinig[t]en [die Feinde schlagen und zerstreuen[,und e]. Er wird sich wieder entfernen. Wir haben dann die Macht wieder hergestellt, und müssen hierauf das Heil der Lande Recht und Ordnung aufrichten, und müssen eine Anstalt, darnach] und ich werde es sein, der die Schlacht schlägt. Er wird sich wieder entfernen. Dann werden wir eine Anstalt beschwören, wornach die Zweige des Stammes Premysl unweigerlich auf dem Fürstenstuhle zu folgen haben, [beschwören, dann werden] damit nicht mehr diese Meinungszwiespalte [und es wird] folgen, und nicht mehr ein Freund oder ein Fremder zu rufen sei[n]. Du aber Bozebor, verfahre, wie du willst, du hast gut geredet, daß es am besten wäre, wenn der Nachbar [nie] nicht den Nachbar brauchte, und wenn er seinen eigenen Brand mit der eigenen Hand löschte [,und das eigene Wohl mit der eigenen Hand errichtete, wenn es nur möglich wäre. Bleibe in Stille auf deinem [xxx] Size,] , so es nur geschehen könnte. Bleibe in Stille auf seinem Size in diesem Lande, bis die Sache aus ist. Und wenn du dann zurükkehrst, werde ich dir die Hand reichen als einem Manne, der seinem guten Willen treu ist. Wer überhaupt in diesem Gemache anders denkt als wir, handle nach seinem Gefallen. Wir wollen nicht, daß einer gegen seinen Willen bei unserer Sache sei [, die] wie ich schon auf offenem Plaze dieser Stadt gesagt habe. Die aber unsers Sinnes sind, die bitte ich, daß sie am Nachmittage zu der Rathsstunde wieder in diesem Saale erscheinen, daß geordnet werde, was noch weiter noth thut."

Nach diesen Worten hielt er eine Weile ein, dann grief er nach seiner Haube, und sprach: "Ich danke allen, die [in diesem Gemache] hier erschienen sind, die Sache des Landes mit ihrem Rathe zu unterstüzen, und bitte sie um ihre fernere Mithilfe."

Er sezte nun seine Haube auf, rükte seinen Stuhl weiter zurük, neigte sich, und verließ das Gemach in der Art, wie er eingetreten war. Die Krieger, die ihn herein begleitet hatten, folgten ihm.

Seite vertikal mit Stift gestrichen