Witiko

H149, S. 194


Blut hingeben, unsere eigene Habe hingeben, und bis zum Untergange kämpfen, als daß uns ein Herr von Außen kömmt, der das Land und die Leute und die Sitten nicht kennt, und daß wir statt dem Wenigen alles verlieren."

Wecel sprang schnell auf, und sprach: "Ich rede mit Bozebor."

Da strekte Bolemil die Hand über den Tisch, und alle schwiegen, und Bozebor und Wecel sezten sich auf ihre Stühle. Und obwohl der Herzog durch Zeichen verhindern wollte, daß Bolemil aufstehe, so erhob sich derselbe doch langsam von seinem Size, und [wie] da er mit den weißen Haaren und dem langen weißen Barte da stand sprach er: "Wenn Wsebor von einem Manne [gesprochen] geredet hat, der älter ist als er, und der sich in diesem Saale befindet, so bin ich es; denn nur ich bin unter den Anwesenden älter als er[, w]. Wenn er aber von weisen Gedanken [geredet] gesagt hat, die in dem Haupte dieses alten Mannes sind, so bin ich es nicht[, denn]<.> [i]In diesem [meinem] Haupte, [das ich nun schon so lange trage,] sind nur zu viele Thorheiten gewesen und ich strebe jezt noch, sie abzulegen.[;a]Aber [ich habe] in den vielen Jahren habe ich die Dinge gesehen, und habe erfahren wenn die üblen Körner in die Erde gelegt worden sind, so ist die üble Saat aufgegangen, und [ich habe] nach und nach habe ich das Aussehen der übeln Körner kennen gelernt. [Und wenn Wsebor noch einen andern alten Mann bezeichnet hat, als ich bin, so will ich ihm doch antworten, weil der andere alte Mann nicht in diesem Gemache ist.] Ich habe unseren hohen Herzog Wladislaw, der unter uns ist, nicht wählen geholfen, weil es gegen das Recht war, und weil das Wählen der Herzoge nicht gut ist. Aber da er der Herzog war und da Wladislaw der Sohn des verstorbenen Herzoges Sobeslaw sein Recht weg[geworfen]gegeben hat, bin ich ihm nach Gebühr gefolgt. Ich habe in dem Herzogschlosse gesagt, daß aus dem Wählen die Kämpfe folgen werden, wie sie in früheren Jahren gewesen sind. Die Kämpfe sind gekommen, und ich bin wieder in ihnen[. Ich zahle jezt] wie ich früher in ihnen gewesen bin. Jezt zahle ich mit meinen Angehörigen wie ich in der Jugend mit meinen eigenen [Wunden] Blute gezahlt habe. Ich habe auch gesagt, daß in Nachfolgekämpfen immer der Fremde gerufen wird, es ist [immer] stets so [entweder von uns oder von den andern] gewesen, und muß so sein, es ruft ihn entweder der eine Theil oder der andere. Die Streitenden sind nicht schuld, sondern der Streit. Die Fahne des heiligen Wenzel hilft nicht in den Kämpfen der Landeskinder gegen die Landeskinder, weil er der Heilige beider Theile ist, und jeder Theil meint, [Gott und die heiligen Wenzel und Adalbert sind mit ihm, und weil] er helfe ihm. Aber Gott und die Heiligen wenden sich von solchen Kämpfen [abwenden.] ab. Und wenn beide Theile den Fremden nicht rufen, und wenn beide bis zur Erschöpfung kämpfen, wird er dann nicht selber kommen, und die Erschöpfung benüzen? Es ist nicht zu vermeiden, daß er komme und weil es nicht zu vermeiden ist, und weil bei den Kämpfen um den Fürstenstuhl dieser Stuhl ein entweihter Schatten wird, den die Einmischung des Fremden endlich weg nimmt, so sei diese Einmischung schnell, daß das Übel beendigt wird, und kurz, daß der Fremde sich nicht hieher gewöhnt. Drum sage ich, gehe zu deinem Schwager Konrad, der doch nicht ganz fremd ist, sondern der nächste Blutsfreund deiner Gattin, er komme, und schlage schnell die Feinde [nieder], daß Ruhe [ist, und er sein Werk vollendet hat.] wird und das Wirrsal zu Ende ist. Dann herrsche, hoher Herzog, fort, weil jezt das Recht bei dir ist, und herrsche gut [und stark,] wie du es begonnen hast. Dann aber sage ich sammle deine Räthe, und errichtet mit Weisheit ein Gesez der Folge auf dem Fürstenstuhle, das mit stiller [Stärke] Gewalt wirkt, und das Unheil endet, das ich sonst [in] für alle[n] Zeiten sehe[."] und dem ich nicht mit diesen weißen Haaren und nicht mit den Worten meines Mundes wehren kann."

Als er dieses [Worte] geredet hatte, ließ er sich wieder so langsam, wie er aufgestanden war, auf seinen Siz nieder.

Es war ein Gemurmel des Beifalles in dem Gemache, und sehr viele sahen auf [die weißen Haare des Greises hin.] den Greis.

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