Witiko

H149, S. 193


Gedanke, das Elend zu kürzen, hoher Herr, es möge die Allmacht und Weisheit des Himmels ihn zum Gedeihen führen."

Dann sezte er sich wieder nieder.

Der Abt von Kladrau sprach: "Möge deine gute Absicht ihre Vollendung finden, hoher Herr."

Der Abt von Wilimow sagte: "Wir hoffen, daß der Freund sich bewähre."

Der Abt von Brewnow sagte: "Er wird es thun, wie unsere Männer ihm vor drei Jahren in dem Kriege wider die Sachsen beigestanden sind."

Hierauf sprach kein Priester mehr, sie neigten aber ihr Haupt zur Beistimmung.

Nun erhob sich Diepold der Bruder des Herzoges, und sprach: "Du bist das Haupt der Nachkommen des geheiligten Premysl, du bist der Wladyk des Stammes, hoher Herr, ich gehorche dir als ein Glied dieses Stammes [mit aller Kraft meiner Seele."]."

Er sezte sich wieder nieder.

[Nach ihm stand Heinrich der zweite Bruder des Herzogs auf, und sagte: "Mir dem jüngeren Reise des Stammes ziemt es um so mehr dir zu gehorchen, wie ich nur immer vermag."

Er nahm hierauf seinen Plaz wieder ein.]

Der alte Wsebor mit den weißen Haaren hob beide Arme empor, zum Zeichen, daß er reden wolle. Der Herzog winkte gegen ihn hin, alle sahen auf ihn, man half ihm, sich empor richten, und als er stand, sprach er: "Ich thue Einrede[, d]. Das Ansinnen ist ein Fehler, und der Gedanke ist nicht gut. Da wir vor [vier] zwei Jahren in dem großen Gemache in der Burg Wysehrad saßen, und ich noch nicht so alt war wie jezt, und da wir dich, hoher Herr, auf den Fürstenstuhl der Länder Böhmen und Mähren wählten, da sprach ein Mann, der älter war als ich, und dem die Gnade des Himmels erlaubt hat, noch heute unter uns zu sein, ein Mann, der viele Dinge gesehen, und viele Erfahrungen gemacht hat, ein Mann, dem weise Gesinnungen in dem Haupte sind, und der das Volk und die Leute liebt - der Mann sprach, daß wir in unserem Streite immer den Fremden rufen, daß der Fremde immer mehr Macht bei uns bekomme, und daß er eines Tages unsern Fürstenstuhl für sich nehmen werde. Ich habe schon viele Fremde hier gesehen, und unser verstorbener ruhmreicher Herzog Sobeslaw selber hat von dem deutschen Könige Konrad seinen Knaben Wladislaw in Bamberg mit den Ländern Böhmen und Mähren belehnen lassen, obgleich Konrad noch nicht der Kaiser der Christenheit war[, und daher kein Recht hatte.] So verlieren wir in unsern Streiten die Gewalt über die Dinge in unserem Lande, [so werden bald alle Dinge einem andern gehören,] und [wir] werden bald nichts mehr haben, worüber wir streiten könnten. Deine Weisheit, Herr, die Weisheit der erhabenen Priester, die in diesem Gemache sizen, und die Weisheit der übrigen Herren wird ein anderes Mittel ersinnen, das uns hilft, und das uns nicht unsere Habe raubt."

Nach diesen Worten faßte er mit beiden Händen den Rand des Tisches, und ließ sich wieder auf seinen Siz nieder.

Nach ihm erhob sich Bozebor, und sagte: "Ich rede mit Wsebor, sammle ein Heer in dem Lande, rufe die Deinigen auf, hefte die Fahne des heiligen Wenzel auf deinen Speer, und ziehe damit von Berg zu Berg von Thal zu Thal; es ist besser, wenn wir unser eigenes

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