Witiko

H146, S. 188a


Willen und Bedünken schalten und walten.

[Nachdem xxx hatte] Am dreizehnten Tage des Monates Mai kam der entsendete Heinrich der Bruder des Herzoges mit seinen neuen Männern aus dem Lande Budissin in Prag an. Sie hatten weite wallende Gewänder, kurzes Haar Federn auf den Hauben, und waren Fußgänger und Reiter. Viele hatten Waffenkleider, viele nicht. Sie wurden begrüßt, und zu den andern Kriegern, wie es die Nothdurft erheischte, zugewiesen.

Dann schritt man zu der Eintheilung der Stadt. Und wie sie vollendet war, gab man jedem Theile die Kriegsmänner und die Geräthknechte, die zur Vertheidigung nothwendig waren, und sezte über jeden Theil einen Hauptmann.

Die Bürger hatten in ihrem Hause Versammlungen abgehalten, hatten ihre Männer gerüstet, und sie zu den andern Kriegsschaaren des Herzoges Wladislaw gestellt. Sie hatten ihre Kriegsthürme ihre Pfeilgesrüste Schleudern und anderen Vertheidigungswerkzeuge aus ihren Behältern hervor gethan, und damit diejenigen vermehrt, die der Herzog hatte, die er herrichten und die er neu erbauen ließ.

Die Arbeiten an den Mauern der Stadt gingen alle Tage fort.

Am [zwanzigsten] fünfzehnten Tage des Monates Mai versammelte der Herzog Wladislaw alle Kriegsschaaren, welche in der Stadt Prag waren. Er ließ die Männer, welche in der Schlacht auf dem Berge Wysoka gefangen genommen worden waren, neben ihnen aufstellen. Hierauf ritt er gegen sie hinzu, und war umgeben von den hohen Herren des Lande, die zu ihm hielten und von den Führern der Schaaren. Welislaw, dessen Wunde genesen war, befand sich in dem Geleite. Die Herzogin Gertrud, neben ihr Dimut und noch mehrere Frauen und ein Gefolge von Männer waren auf Pferden in der Nähe.

Da sprach der Herzog mit tönender Stimme: "Herren des Landes, Führer der Krieger, Leiter der Bürger, und alle die anwesend sind, hört mich. Mein Großvater Wratislaw ist ein großer und weiser König gewesen, der dieses Land zum Heile und zum Guten geführt hat. Sein Sohn der Herzog Wladislaw mein Vater hat es mit Güte Großmuth und Kraft verwaltet. Sein anderer Sohn Sobeslaw mein Oheim, der vor mir Herzog in diesem Landes gewesen ist, hat mit gleicher Güte und Kraft geherrscht. Ich bin kein König, wie Wratislaw mein Großvater gewesen ist, ich bin nur ein Herzog wie mein Vater und mein Oheim gewesen sind, ich weiß es nicht, ob ich ihnen an Gaben gleich oder untergeordnet bin; aber das weiß ich, daß ich den Willen habe, gut zu sein wie sie, und dem Lande zu helfen wie sie. Die Sache, welche jezt geführt wird, werde ich mit allen Mitteln beendigen, die ich ersinnen kann, und ich werde nur unterliegen, wenn ich nach Gottes Rathschluß zum Heile dieses Landes unterliegen muß. Daß aber in unseren Handlungen alles klar sei, und jeder jedem vertrauen kann, muß entfernt werden, was beirren könnte. Ihr Männer, welche der Tag auf dem Wysoka als Gefangene in meine Hände gab, und die ihr hier steht, ihr seid frei. Man wird euch geben, was ihr zu eurer Heimkehr brauchet. Ich fordere nicht, daß ihr versprecht, nicht in diesem Kriege mehr gegen mich zu kämpfen, welcher ein rechtes Herz hat, wird es ohnehin nicht thun, und der andere wird es nicht unterlassen, wenn er es auch versprochen hätte. Ihr werdet in die Burg geführt werden, und man wird euch an Geld geben, was ihr zur Reise braucht. Wer

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