Witiko

H146, S. 187a


nicht hatten eine Vorstellung machen können, wie es in einer Stadt sei, welche von Feinden angegriffen werden sollte, und weil sie dachten, wie es erst recht ängstlich sein würde, wenn die Feinde die Stadt von allen Seiten eingeschlossen hätten, und wenn dieselben bestrebt wären, sie in ihre Gewalt zu bekommen. Die angekommen waren, sagten, die Feinde wären einige Zeit in dem Lager, das sie vor der Schlacht gehabt hatten, geblieben, dann seien sie aber weiter gegen die Berge zurük gegangen.

Nach zwei Tagen kamen auch die, welche der Herzog Wladislaw zur Besorgung der Verwundeten und zum Begraben der Todten auf dem Plaze der Schlacht zurük gelassen hatte. Sie kamen in Trauer und mit gesenkten Waffen. Sie sagten, daß sie alle jene Todten, die sie als die Ihrigen erkannt haben, mit Hilfe von Leuten, welche freiwillig zu der frommen Pflicht herzu gekommen waren, begraben haben. Sie werden vielleicht auch manchem Feinde diese Ehre erwiesen haben. Die Feinde seien auch da gewesen, haben treulich begraben geholfen, und werden wohl auch manchen von ihren Gegnern zur Ruhe gelegt haben. Von den Todten seien manche [heimlich] beraubt worden, viele habe man gefunden, wie sie im Kampfe in das Gras gefallen waren. Alle habe man aber an rechten Stellen untergebracht, wo sie jezt bis zur Auferstehung ruhen könnten. Von den Verwundeten haben sie diejenigen, welche gehen konnten, mitgenommen, die andern in Pflege gebracht, wie die Bewohner jener Gegenden wieder langsam aus dem Walde oder andern Versteken zurük kommen. Von den Feinden wußten sie nicht viel; aber die Gerüchte sagten, daß sie sich ordnen, und daß ihnen viele Menschen zuströmen, welche die Schäze der reichen Männer, die in der Stadt Prag zu dem Herzoge Wladislaw halten, nach dem Kampfe gewinnen wollen. Weil der Herzog Wladislaw ein erlesenes Fähnlein zur Erfüllung der lezten Pflicht gegen ihre Mitbrüder auf dem Schlachtfelde zurük gelassen hatte, so kamen sie alle ohne Abgang eines einzigen Mannes nach Prag. Da sie nach Beendigung ihrer Aufgabe sich wieder gesammelt und einen kriegerischen Haufen gebildet hatten, so haben sie die Wege, welche von den Feinden am entferntesten waren, aufgesucht, um zu den Ihrigen zu gelangen, und sie haben nirgends eine Belästigung erfahren, wenn gleich Aussendungen von dem Feinde und Zuzüge zu demselben vorhanden waren.

Von den Kundschaftern, welche der Herzog ausgesendet hatte, kamen mehrere nach und nach zurük. Sie sagten, daß auf dem Wege von Suchdol nach Prag die Menschen ihre Heimath verlassen, und ihr Vieh in die Wälder oder in die Ferne treiben, weil sie die Ankunft der Feinde und ihren Durchzug erwarten. Die Kriegerschaaren der mährischen Fürsten und der böhmischen und mährischen Herren, die sich gegen den Herzog Wladislaw verbunden hatten, seien in einem Lager nicht weit von dem Schlachtfelde geblieben, und haben ihre Männer geordnet und eingetheilt. Sie haben darauf Kriegswerkzeuge Gerüste Schleudern und Dinge, womit man Mauern zerbrechen kann, kommen und verfertigen lassen. Ganze Haufen strömen ihnen täglich zu, und sie vermehren sich immer. Es seien aber auch Leute, welche sagen, wenn die Herren des Landes den Herzog Wladislaw zu Grunde gerichtet hätten, dann würden sie gegen die Bewohner vorgehen, würden die Habe des Landes zertrümmern, würden Macht und Gewalt an sich reißen, und nach

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