Witiko

H143



Witiko erhob sich von seinem Plaze, und ging durch das Gedränge der Männer gegen das Thor der Halle. Da traten der jüngere Mikul und Drslaw und der junge Milhost zu ihm, und Milhost sagte: "Witiko, du weißt es, wie ich mit Schnelligkeit in meinen Sachen vorschreite, du wirst uns gegen diesen Herzog, den du hassest, beistehen."

Witiko antwortete: "Ich bin nur ein einzelner Mann."

Da sagte Drslaw: "Viele einzelne Männer sind ein Heer."

"Du wirst zu den Festen kommen, die angekündigt sind," sprach Milhost.

"Ich weiß es nicht," antwortete Witiko.

"Er hat auch gesagt, er wisse es nicht, da ich ihn zu dem Feste Strichs geladen habe, und ist doch gekommen," sagte Mikul.

"Er wird kommen, er ist ein wakerer Mann und ein herrlicher Junge<,"> sagte Drslaw.

"Er wird kommen," riefen die andern zwei.

"Jezt muß ich mich verabschieden, da mich die Zeit drängt," sagte Witiko.

"Lebe wohl, wir sehen uns bald wieder," rief Milhost.

"Lebe wohl," rief Mikul.

[Witiko] "Lebet wohl," sagte Witiko.

Er schritt weiter. Er ging durch das Thor hinaus, er suchte den Stand, in welchem er sein Pferd angebunden hatte, band es los, untersuchte die Rüstung desselben, bestieg es, und ritt über die sumpfige Wiese in den Wald. Er ritt im Walde fort bis zu der Hütte, in welcher er beim Herreiten übernachtet hatte. Er blieb wieder in der Nacht in der Hütte, und ritt am Morgen fort. Er ritt durch dieselben Waldbestände und über dieselben Waldblößen, durch die er gekommen war, und gelangte am Abende den fahlen Wachholderberg vorüber nach Plan.

Von diesem Tage an wohnte er wieder in dem steinernen Hause. Er ging nicht zu Znatas Feste nach Sturma, noch zu Domaslaws Feste nach Krut, noch am Laurentiustage zu Nacerats Feste nach Ruden, noch zu einem anderen Feste, das gefeiert wurde. Er sandte zuweilen Boten aus, und zuweilen kamen Boten zu ihm. Einige Male ritt er selber fort, und blieb mehrere Tage abwesend.

Als der Lenzmonat nach dem Winter kam, und wieder mehrere Männer bei ihm an der Leuchte sassen, sagte er: "Liebe Männer, es kömmt eine ernsthafte Zeit. Ich habe genaue Kundschaft. So wie ich zu einem Feste nach Plaka geladen worden bin, so sind fortwährend Festlichkeiten der Herren gewesen, bald hier, bald dort, sie haben fröhlich gezecht und gejagt, haben einander Besuche abgestattet, Zusammenkünfte gehalten, sind öfter nach Mähren geritten, und nun sind alle Herren, welche in Böhmen große Landstriche besizen, nach Mähren gegangen, haben dort ein zahlreiches Kriegsvolk aufgestellt, und werden gegen unser Land vordringen. Ich halte es für meine Pflicht, daß ich fort reite, um zu sehen, was es ist, und daß ich dort helfe, wo ich es für recht erkenne. Ich habe euch dieses gesagt, wenn etwa einer für das Rechte und Gute mithelfen will."

Es war im Jahre des Heiles 1142 gewesen, da Witiko so zu den Waldmännern an seiner Leuchte gesprochen hatte.

Es antwortete Peter Laurenz der Schmied: "Das ist so, wie es bei unsern Voreltern gewesen ist, sie haben bei den Streiten mitgewirkt, daß das Land beschüzt werde, und dem Herzoge kein Schaden geschieht, und haben sich und den Ihrigen durch die Kriegserwerbnisse aufgeholfen. Ich meine, wir sollten schauen, was es gibt."

"Es kann nun nicht anders sein, wir müssen mitgehen," sagte Tom Johannes der Fiedler.

"Ja, wir müssen nach der Sache schauen," sagte David der Zimmerer.

"Die Feldarbeiten sind noch nicht vor der Thür, und wir können den Weibern auftragen, die Anordnungen zu machen," sprach Stephan der Wagenbauer.

"Wir sollten genauere Nachrichten einholen," sagte Christ Severin der Wollweber.

"Die werden wir auf dem Wege schon erfahren," sagte Tom Johannes der Fiedler, "sonst versäumen wir die beste Zeit."

"Die Sache ist sehr gut," sagte Maz Albrecht, "und so thun wir es."

"Ich glaube, daß wir in wenigen Tagen gerichtet sein können," sagte Witiko, "und so sollten wir nichts aufschieben."

"Ja, ja, wer gehn will, ist bald fertig," sagte Tom Johannes.

"Ja, ja," sagten mehrere.