Witiko

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meiner. Er ritt mit mehreren jungen Männern in die Burgen des Landes, und machte Anordnungen, die die Räthe und Herren des Reiches nicht kannten. Als er zurük kehrte, schlossen wir, nehmlich mein Bruder Znata, Milota, dann der ältere Mikul und Domaslaw, die bei diesem Feste, das uns unser lieber Wirth gibt, anwesend sind, und ich mit manchen unserer Leute, die wir zusammenbringen konnten, uns ihm an, damit wir seinem Zuge den Glanz gaben, der ihm gebührte, und den er sonst nicht gehabt hätte, weil keiner der alten Lechen dabei gewesen wäre. Oder lebt unser erlauchter Herzog, wenn er schon die Fröhlichkeit unserer Jugend nicht theilt, sonst mit ihr zusammen? Ich glaube es nicht. Hat nicht Wladislaw der älteste Sohn unseres höchst ruhmreichen verstorbenen Herzoges Sobeslaw, der, wie er auch die Herren unterdrükte, doch der gute und der weise war, in diesem Winter von Prag nach Ungarn fliehen müssen? ich bedaure unsern guten erlauchten Herzog Wladislaw, daß er sich die Vergnügungen entzieht. Er nimmt die Arbeiten und die Beschlüsse an sich, welche sonst dem obersten Kämmerer und dem Hofrichter und dem Kanzler und dem obersten Truchsesse und den Herren und Räthen des Reiches gebührten, und hat der Sorgen und Plagen genug, daß keine Freude Raum findet. Es sind nicht zwölf Wochen vergangen, daß er Kriegsknechte versammelt, und alle, die Räuber genannt wurden, verjagt [und] oder vertilgt hat. Und weil er dazu Macht braucht, so sizt er, statt unsern Festen beizuwohnen, und brütet in seinen Gedanken, wie er seine Macht vermehre. Ich bedaure unsern guten Herzog, daß er nicht bei uns ist, und unsere fröhliche Lust theilt. Boleslaw der Grausame, welcher seinen Bruder den heiligen Wenzel erschlagen hat, ist genöthigt worden, daß er seine geraubte Macht erhalte, die Lechen und die Herren des Landes zu unterdrüken. Bis zu ihm waren sie Führer des Volkes wie die Herzoge, und der Herzog war unter ihnen nur der Erste unter [Gleichen] Seinesgleichen. Es war ein Glanz durch das ganze Land, und keiner war in Knechtschaft. Dann wurde es so, daß er sie durch seinen Anhang zwang, ihm zu dienen, daß sie seine Krieger waren, und seine Geleiter. Selbst ihr Name Führer verschwand, und wird nicht mehr gehört. Und alle späteren Enkel Premysls sahen es so, und mußten bedacht sein, ihre Macht, durch die sie herrschten, zu erhöhen. Ich bedaure unsern guten Herzog, daß er nicht unter uns ist. Auch den Umgang und den Beistand seiner Angehörigen entbehrt er. Die erhabene Wittwe des preiswürdigen Sobeslaw[s] Adelheid von Ungarn mußte nach dem Tode ihres hohen Gemales in der einsamen Burg Hostas bleiben, und starb aus Gram und Kummer in dem vergangenen Herbste. Ihre kleineren Kinder, die er in seine Hut nahm, können ihm nichts gewähren, und so ist er allein, und beschließt allein über das Land, und wir werden später sehen, ob es demselben fruchtet. [Ich] Ihr erfahrt nun, daß es wahr ist, was ich gesagt habe, daß ich geschwäzig bin. Ich rede immer von allerlei anderen Dingen, und sage immer nicht unserem sehr guten Wirthe unseren Dank für sein heutiges Fest,