Witiko

H139, S. 185a

Witiko ordnete seine Habe und seine Waffen, und pflegte sein Pferd. An jedem Tage ritt er zu dem Herzoge, und war bei ihm, wenn derselbe mit einem Geleite die Anordnungen in den verschiedenen Theilen der Stadt zur Vertheidigung zur Verpflegung und zur Sicherheit traf, und wenn er die Krieger übte. Die Eintheilungen der Führer zu den Kriegern war fast so wie auf dem Berge Wysoka. Die Eintheilung der Stadt sollte getroffen werden, wenn man die Zahl der Kriegsfähigen, denen man gebiethen konnte, genauer würde übersehen können.1

Die schöne Herzogin Gertrud von Österreich aus dem Stamme der Babenberg, welche seit zwei Jahren die Gattin Wladislaws des Herzoges von Böhmen und Mähren war, ritt oft aus der Burg in die Stadt, und war an der Seite ihres Gatten. Sie trug ein silbernglänzendes Waffenkleid, das aus zierlichen Ringlein gewoben sich an ihren schlanken Oberleib schmiegte, über die Haare hatte sie ebenfalls ein geringeltes Waffennez, an der Seite trug sie ein kleines Schwert in einer schwarzsammetnen Scheide. Ihr Reitgewand war immer schwarz. An ihrer Seite ritt stets Dimut die Schwester Rownos. Sie hatte über ihren schwarzen Haaren ein weißschimmerndes Waffennez, hatte ein gleichschimmerndes Waffenkleid über ihren Oberkörper, und war sonst schwarz gekleidet. Sie blikte mit den schwarzen Augen auf das, was rings herum in der Stadt vorbereitet wurde. Mit der Herzogin und Dimut ritten zwei Frauen, und dann mehrere Männer in kriegerischem Schmuke.

Indessen kamen immer noch neue Krieger an.

Welislaw hatte man in die Burg gebracht, um dort seine Wunde zu pflegen. Der arme Tom Johannes der Fiedler war bei frommen Frauen, die ihn wieder herzustellen trachteten.

Da die Ärzte die Körper derjenigen, welche auf dem Wysoka ihre Seele ausgehaucht hatten, und nach Prag gebracht worden waren, mit Spezereien durchdrungen hatten, daß sie für spätere Zeiten erhalten werden konnten, und da sie mit diesem Geschäfte fertig waren, wurden die, die nach Prag gehörten, mit großem Gepränge dahin geleitet, wohin sie gehörten, und nur die, welche wegen der Feinde in ihre entfernteren Ruhestellen nicht gebracht werden konnten, wurden in Prag zurük behalten. Es sprachen die Bischöfe und Priester den Segen über die Männer, und der Herzog empfahl ihr Gedächtniß allen denen, welche sie überlebt hatten.

Als der neunte Tag des Monates Mai gekommen war, erscholl die Kunde, daß Heinrich der Bruder des Herzoges mit denjenigen Kriegern heranziehe, welche er in dem Lande Budissin und an anderen Stellen gesammelt habe. Männer und Frauen drängten sich an das Thor, um die Ankömmlinge zu sehen. Es waren Krieger in weiten Gewändern mit starken Filzhauben. Mehrere hatten Waffenkleider, mehrere nicht. Viele hatten Speer und Schwerter, und viele waren zum Pfeilschießen eingerichtet. Sie wurden von den Einwohnern der Stadt Männern Frauen Mädchen Knaben begrüßt, und sie wurden von den Kriegern gegrüßt, welche schon zur Steile waren. Der Herzog Wladislaw war ihnen mit den zwei Bischöfen mit Lubomir mit Diwis mit den Priestern Daniel und ändern im Waffenschmuke zum Gruße entgegen geritten. Sie riefen ihm zu, zogen mit ihm in die Stadt ein, und wurden in die Herbergen vertheilt, die für sie vorbereitet worden waren.

An diesem Tage kamen auch noch einige Männer, die aus dem mittäglichem

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