Witiko

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Nachricht zu bringen."

"Du bist auch im Walde zu Hause?" fragte Witiko.

"Ja, in den Häusern des Winterberges," sagte der Mann.

"Du wirst jezt bei den Deinigen bleiben," sagte Witiko.

"Bei zwei Brüdern ist mir das Verbleiben ausbedungen," antwortete der Mann.

"So genieße deiner Ruhe, wenn es die Zeiten erlauben," sagte Witiko.

"Bei uns ist es immer stille und gleich," antwortete der Mann.

"Möge es bleiben," entgegnete Witiko.

Dann ging er in das Freie, und wandelte zwischen den Feldern dahin<.>

Der Mann [verweilte] blieb zwei Tage in dem steinernen [Häuschen] Hause. Dann empfing er Geschenke von Witiko, nahm seinen Stab, und trat die Wanderung wieder an. Er ging mit dem ersten Lichte des Tages an der linken Seite des Wacholderberges gegen Abend hin, und strebte seinem Ziele zu, das er beim Untergange der Sonne erreichen konnte.

[Witiko blieb den Herbst und den Winter bei Martin und Lucia.]

Es kam allgemach der zweite Winter, den Witiko in Plan zubrachte.

Als noch der Schnee auf den Feldern [und in den Gründen] lag, erschien in dem oberen Plane ein wirrer Mann, und sagte, daß er von seinem Hause vertrieben worden sei, und daß er habe entfliehen müssen. [Er sagte, d]Der Herzog wüthe gegen seine Unterthanen, verjage sie von Haus und Hof, oder tödte sie. Es seien auch zwei Männer in dem Walde von Horec angekommen, und haben dort eine Siedelei gründen wollen, sie seien aber wieder weiter gezogen.

Da man ihn mit Speise und Trank erquikt hatte, ging der Mann in dem tiefen Schnee durch den Wald nach Baiern hinüber.

Witiko aber gürtete sein Schwert, nahm seinen Wollmantel, hieß den Knecht Raimund ihm folgen, bestieg sein Pferd, und schlug den Weg mitternachtwärts in das Land ein.

Als sie in die freien Gegenden gekommen waren, erfuhren sie, daß der Herzog die Räuber in dem Lande plözlich habe verfolgen, und die, welche nicht zu entfliehen vermochten, ergreifen und auf Bäumen oder Pfählen [habe] aufhängen lassen. Die Kriegsknechte hätten sich versammelt, seien in die Häuser und Vesten gedrungen, in denen die Schuldigen sich vertheidigten, und haben sie ihrem Urtheile zugeführt. Dann seien sie wieder in ihre Burgen, in denen sie sonst zerstreut waren, zurük gegangen.

In dem Lande war eine große Unruhe.

Witiko kehrte mit dem Knechte wieder in das steinerne [Häuschen] Haus zurük.

Als der Lenz gekommen war, ritt eines Tages ein Mann in einem schönen braunen Gewande mit einer schwarzen Haube auf dem Kopfe, in der eine gerade weiße Feder stak, von einem Gefährten begleitet, gegen das [Häuschen] Haus. Als er vor demselben angekommen war, stieg er von dem Pferde, ließ es von seinem Gefährten halten, trat in die Stube, und sezte sich dort von Witiko dazu eingeladen zu ihm an den Tisch. Er war jung, und hatte blonde Haare und blaue Augen.

"Ich bin Mikul," sagte er zu Witiko, "und bin in der Versammlung auf dem Wysehrad gewesen, in welcher du als Hörer zugelassen worden bist."