Witiko

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hatten, wendete sich Diet gegen Abend, und sagte: "Da sind nun unsere Felder Wiesen und Weiden. Du siehst, wie noch hie und da Felsen oder Bäume in den Wiesen und selbst in dem Getreide sind. Es konnte noch nicht alles weggeschafft werden, das muß die Zeit reinigen. Den tiefsten nassesten Boden haben wir zu Wiesen gelassen, dann kömmt das Feld, und höher oben gegen den Wald ist die Weide. Wir können uns noch weiter gegen Mittag ausbreiten, und werden es thun."

Dann wies er gegen Morgen, und sagte: "Da ist wenig zu gewinnen, als bessere Sicherheit."

Witiko sah, daß hier das Haus an den Wald stieß, der von da mit mächtigen Tannen steil zur Moldau hinab stieg.

Hierauf führte Diet Witiko an die Zinnen der Mauer, welche den Hof umgab, und zeigte ihm, wie man das Haus vertheidigen könnte.

Dann gingen sie durch das große Thor in das Freie, und beschauten die Felder. Sie gingen an mehreren Häuschen vorüber, in denen Leute Diets wohnten, und an andern, in welchen solche waren, die sich in der Nähe des Hofes Eigenthum erworben hatten. Am Mittage kehrten sie in den Hof zurük. Des Nachmittags waren sie bei manchen Arbeitern.

Witiko1 bath Diet, daß er ihm für den nächsten Tag einen Führer gebe, der ihn bis in den Wangetschlag zu Huldriks Häuschen geleite. Diet versprach es.

Am andern Morgen verabschiedete sich Witiko von Diet und Elisabeth, und stieg im Hofe auf sein Pferd. Dort wartete schon der Führer, welcher auf einem kleinen Pferde saß, wie sie Witiko im Stalle gesehen hatte.

Die zwei Männer ritten durch die Gründe Diets mittagwärts, bis sie wieder der Wald aufnahm. Sie ritten in ihm mittagwärts weiter.

Nach zwei Stunden kamen sie in eine Lichtung, in welcher Stämme geschlagener Bäume lagen, in welcher an verschiedenen Stellen Feuer brannten, um das überflüssige Reisig zu verzehren, in welcher mehrere Ochsen Kühe und Ziegen weideten, in welcher einige Hütten aus Balken und Baumrinden erbaut waren, und in welcher Männer Weiber und Kinder mit Säge Axt Karst und Haue zur Reinigung arbeiteten. Die Männer hatten alle die groben grauwollenen engeren Kleider an, die in den mittäglichen Theilen des Waldes gebräuchlich waren, und die Frauen trugen die kurzen Faltenröke, und hatten ein Tuch um das Haupt gebunden.

"Das ist der Kirchenschlag," sagte der Führer, "wohin sie die neue hölzerne Kirche bauen wollen, weil sie da mitten in den zerstreuten Waldhäusern stünde."

Die zwei Männer stiegen ab, und gaben den Pferden etwas Nahrung, die der Führer von Wettern mitgenommen hatte, und tränkten sie dann aus einer Quelle. Witiko ging auf der Lichtung herum, betrachtete die Arbeiten, und redete mit den Leuten. Nach einer Stunde ritten sie wieder mittagwärts in dem Walde weiter.

Da sie abermals zwei Stunden geritten waren, kamen sie wieder auf eine Lichtung hinaus. Diese mußte aber schon vor vielen Jahren gemacht worden sein. Es standen zerstreute Häuser auf ihr, und sie enthielt Felder Wiesen und Hutweiden.

"Das ist der Wangetschlag," sagte der Führer, "und jenes weiße Häuschen, das aus Steinen erbaut ist, und auf dessen breitem Dache ihr auch Steine seht, ist Huldriks Haus. Ihr könnt nun nicht mehr fehlen."

<">Reitest du nicht mit mir hin?" fragte Witiko den Führer.

"Nein," antwortete dieser, "ich muß heute wieder nach Hause kommen, und daher umkehren. Ich werde erst im Kirchenschlage mein Pferd füttern, und selber etwas aus meinem Vorrathe verzehren."

"So habe Dank," sagte Witiko, "und handle nach deinem Auftrage."

Er reichte ihm eine Gabe. Der Führer nahm sie, wendete sein Pferd, und ritt gegen den Wald zurük.

Witiko aber ritt auf einem kleinen Pfade, der von dem Wege dem weißen Häuschen zuging, an dasselbe hinan.

Da er dort abstieg, kam ein alter Mann mit einer Fülle weißer Haare aus dem Häuschen. Er ging auf Witiko zu, schaute ihn eine Weile an, und rief dann plözlich: "So ist
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