Witiko

H126


Wesen schlagen."

"Und dann kann er noch suchen, Gutes für die zu erwirken, die um ihn leben," sagte Boleslawa.

"Wenn ich<,> der ich keine neue Zukunft mehr erstrebe, bei den Leuten draußen bin, die um uns wohnen," sagte Lubomir, "und sie mich fragen, oder etwas begehren, oder ich mit ihnen rede, so ist das um mich, was ich ihnen wohl will."

"Des Menschen Thun und Lassen ist auch seine Gesellschaft," sprach Boleslawa, "ist es nicht so, erwürdiger Vater?"

"Was ein Mensch in Demuth verrichtet," sagte der Mann am untersten Ende des Tisches, "ist seine Nachkommenschaft, die ihm bleibt, wie sehr sie auch Stükwerk sei."

"Wenn nur das Glük dieses Landes nicht gestört wird," sagte Lubomir, "und nicht Unheil in die schuldlosen Hütten Häuser und Felder kömmt."

Als das Essen vorüber war, trat eines der Mädchen zu Boleslawa, und hielt ihr ein silbernes Beken unter die Hände, das zweite goß aus einer silbernen Kanne Wasser auf die Hände, Boleslawa wusch die Finger, und troknete sie an dem weißen Tuche, welches das dritte Mädchen hielt. Und so wurde jedem durch Diener ein Beken zum Händewaschen und ein Tuch zum Troknen gereicht. Dann standen alle auf. Der Mann am untern Ende des Tisches sprach wieder ein Gebet, dem die andern antworteten wie vor dem Male.

[xxx] Hierauf sagte Lubomir zu Witiko: "Man wird dich in dein Gemach führen, schlafe wohl unter diesem Dache."

"Nehmt eine erste gute Nachtruhe in unserem Hause," sagte Boleslawa, "und erwacht fröhlich, wie es euern Jahren eigen ist."

"Es wird wohl so sein," antwortete Witiko, "und ich gebe den Wunsch guter Ruhe zurük."

"Amen," sagte Lubomir, "gehabt euch wohl, meine Sippen.<">

"Mit Gott," riefen die Männer.

Nun öffnete der Mann mit dem weißen Gewande wieder die Thürflügel, eine der Frauen ging mit einem Wachslichte hinaus, Boleslawa folgte ihr, und ihr folgten die zweite Frau und die drei Mädchen. Dann ging Lubomir hinaus, dem Slawa leuchtete.

Hierauf sagte Witiko zu den Männern, die da standen: "Gehabt euch wohl, und seid mir gut gesinnt."

Auf diese Worte traten sie gegen ihn heran, und reichten ihm die Hände.

"Ruhe unter der Gastlichkeit und unter unserem Schuze in diesem Hause," sagte der, welchen Lubomir Rastislaw geheißen hatte.

"Ruhe wohl," "Lebe wohl," "Gehab dich gut," riefen andere.

"Ruhet wohl," sagte Witiko.

Und wie sich die Männer wieder von Witiko theilten, kam der zum Vorscheine, der am untern Ende des Tisches gesessen war[,]. Er sagte: "Ruht in Gott, und du, junger Gast, ruhe in Gott."

"Ruht in Gott, ehrwürdiger Vater," sagte Witiko.

Die Männer machten Plaz, und wollten ihn zur Thür hinaus lassen. Er aber sagte: "Ihr zuerst."

"Zuerst Witiko," riefen einige.

Witiko ging zur Thür hinaus, Radim leuchtete ihm vor. Dann folgten die andern mit Lichtern. Der lezte war der Mann im dunkeln Gewande.

Radim führte Witiko in sein Gemach, zündete dort den Docht einer silbernen Lampe an, und verließ ihn darauf.

Witiko ging noch eine Zeit in dem Gemache herum, saß auch ein wenig auf einem Stuhle, that sein Abendgebet, entkleidete sich, löschte die Lampe, und legte sich auf sein Lager.

Sein Schlaf war, wie er ihm gewünscht worden war, und sein Erwachen, wie Boleslawa gesagt hatte.

Er ging in den Stall zur Wartung seines Pferdes.

Als sich die Sonne erhob, wurde er von Radim zu Lubomir gerufen. Radim führte ihn über eine Treppe in eine große Stube, die mit Eichenholz getäfelt war. In ihr stand ein hohes Kreuz aus Eichenholz mit dem Heilande. Viele Stühle waren da, ein langer Tisch, und mehrere Betschämel. Die Fenster waren farbig mit dem Heilande mit Engeln und Heiligen. Alle, die sich gestern beim Abendessen befunden hatten, waren in dem Saale versammelt.