Witiko

H126, S. 153


aber das eine weiß ich, daß sie, wenn du es versuchen solltest, mir mit deinen Reitern ein Haar krümmen zu wollen, mich als den treuen Heimathsmann nicht im Stiche lassen werden."

Es waren, als Witiko redete, immer mehr Männer aus dem Hofe heraus gekommen, sie standen dicht hinter ihm, hielten ihre Spieße in den Armen, und hefteten ihre Blike auf den Prinzen.

Dieser aber rief: "So gehe zu Wladislaw, du treubrüchiger Hund, der du das Brod meines Vaters in Hostas Burg gegessen und die Güte meiner Mutter erfahren hast; aber wisse, wenn du mit deiner Rotte die Reiter, welche um mich sind, beschädigen wolltest, so werden wir mit unsern kriegsgeübten Schwertern eher eine unermeßliche Schmach unter euch anrichten, ehe ihr uns nur unbedeutenden Schaden zufügen könnt."

"Sei ruhig, Wladislaw," entgegnete Witiko, "wir werden euch in dem Kampfe schon treffen, und weil du Blut und Flammen über das unschuldige Land hervorgerufen hast, um ein Dienstknecht eines andern zu sein, so werden wir dort das Land, so gut oder so schlecht wir es können, vertheidigen, und das Recht zur Entscheidung bringen helfen."

Wladislaw sagte nach diesen Worten etwas auf seine Reiter zurük, sie machten eine Wendung zur Seite, und ritten die selben Blike auf die Fußgänger heftend davon. Als sie eine Streke entfernt waren, wendeten sie sich ganz, und ritten eilig dahin. Sie ritten aber nicht gegen Abend, um, wie Wladislaw gesagt hatte, die Gegend zu überschauen, sondern gegen Morgen, von woher sie gekommen waren.

Witiko war ruhig stehen geblieben, und die Männer hinter ihm auch.

Als die Reiter weit genug entfernt waren, und man nur mehr einen schwachen Staub erbliken konnte, wo sie ritten, wendete sich Witiko zu den Männern, und sagte: "Ihr habt es nun gehört, was sie wollen. Die Geschwäzigkeit dieses Mannes hat uns mehr geoffenbaret, als wir von hier aus durch Herumstreifen hätten erkunden können. Sie haben sogar ein Papier aufgesezt, auf welchem geschrieben steht, was die Fürsten und die hohen Herren erhalten sollen, wenn sie Konrad auf den Herzogstuhl heben, und daß er sich nicht wie Wladislaw mit den kleinen Leuten und dem Volke stärke; die kleinen Leute und das Volk müssen den Preis für die Hilfe entrichten, die die hohen Herren dem neuen Herzoge leisten. Darum sind die Fürsten von Mähren gegen das Gesez des Blutes wider ihren Stammherrn aufgestanden, um Raub zu erhaschen, darum hat der mächtige Herr und Leche Nacerat auf dem Wysehrad so gewirkt, und hat den Großen und Kleinen geschmeichelt, daß sie Waldislaw, der bisher mit seinem Sohne und andern jungen Leuten [|mit| lustigen Dingen] fröhlich gelebt hatte, wählen, damit er die Macht von ihm an sich reiße, und darum ist er, da er diese Macht nicht an sich reißen konnte, zu Konrad gegangen, um von diesem zu erlangen, was er wollte. Der weise Bolemil hat alles voraus gesehen.
Randnotiz: da er gesagt hat, sie werden alle Male wieder einen H. wählen wenn ihnen der gewählte nicht recht thut.
Ich weiß nun, was mir obliegt, ich brauche nicht länger hier auf Kundschaft zu verweilen, ich reite zu dem Herzoge. Was ihr auch thun wollt, so glaube ich, daß ihr nicht lange mehr in diesem Hofe verweilen sollet, damit nicht die Mährer kommen und euch in Überzahl belagern, und daß nicht eure Macht gelähmt oder vertilgt werde, die, wenn sie auch klein ist, doch dort, wo sie mitwirkt, zur Entscheidung beitragen kann."

Randnotiz: xxx Seite vertikal mit Stift gestrichen