Witiko

H125, S. 151


den Sinn und die Absichten meines Vetters Wladislaw gekannt, um seine Wahl zur Unterdrückung der hohen Herren und zur Emporbringung der kleinen Leute und der Bischöfe so emsig zu fördern.
Randnotiz: daß er die Herren unterdrüken, und die Kleinen und die Bischöfe empor bringen wird, darum
Jezt hat er seinen Bischofsiz und das Land Mähren verlassen, und ist in das Lager Wladislaws gegangen."

"Du hast den alten Lechen Bolemil nicht genannt," sagte Witiko.

"Der ist uralt, und führt keine Kriege mehr," entgegnete Wladislaw.

"Er ist mit einem sehr großen Gefolge von Fußgängern und von Reitern zu dem Herzoge gezogen, ich habe ihn selber gesehen, und habe mit ihm gesprochen," antwortete Witiko, "der Zupan von Daudleb Lubomir ist mit seinen Schaaren und mit denen seiner Söhne Moyslaw Pustimir und Radosta und mit denen seiner drei Töchtermänner zu dem Herzoge gegangen. Ctibor, welcher mit vielen Männern in den Gefilden von Austi wohnte, ist mit ihnen zu dem Herzoge gegangen. Weißt du etwas von Diwis dem Zupane in Saaz?"

"Man erzählt, daß er bei dem Herzoge sei," sagte Wladislaw, "allein das ändert nichts, wir werden sie alle nieder werfen."

"Und Bozebor und Wsebor und Nemoy und Chotimir und der alte Preda und Jurik und der alte Milota?" fragte Witiko.

"Es können nicht alle bei uns sein," sagte Wladislaw, "die mehreren und die besten haben wir."

"So wird der ehemalige Bischof Silvester, der deinetwegen Thränen in der Versammlung vergossen, und deinetwegen sein Amt nieder gelegt hat, bei dir sein[,]?" fragte Witiko.

"Silvester ist ein gebrechlicher Mann," entgegnete Wladislaw, "und hat sein Kloster nicht verlassen."

"Wladislaw," sagte Witiko, "von den Männern, welche ihren in Sadska geschworenen Eid gebrochen und statt deiner deinen Vetter Wladislaw auf den Füstenstuhl gehoben haben, sind diejenigen, welche den Nachkommen des ersten Sobeslaw fürchteten, und, um nach ihrer Lust schalten zu können, zu dem heiteren Sprößlinge des gütigen Wladislaw gingen, jezt, da sie nicht schalten können, und dieser Sprößling sie zügelt, wieder ihrem Eide ungetreu geworden, und sind zu den mährischen Fürsten gegangen. Diese Fürsten, Söhne des Stammes Premysl, sind gegen den obersten Sohn des Stammes Pemysl, dem sie unterworfen sind, und der sie leiten soll, aufgestanden, sie sind ihrem eigenen Stamme untreu geworden, um für sich einzelne Vortheile zu gewinnen, und Konrad, welcher gar keine Rechte auf den Fürstenstuhl besizt, hat ihn gekauft, indem er diese Vortheile allen, die ihm helfen, zugesichert hat, und Otto, der Sohn des schwarzen Otto, den der Herzog aus der Verbannung in Rußland zurük gerufen hat, dem er das Herzogthum Olmüz gegeben hat, ist untreu und undankbar, du aber, Wladislaw, hast dich preisgegeben."

"Witiko, du treuester Diener Sobeslaws, du willst doch nicht von ihm abfallen?" rief der Prinz.

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