Witiko

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["Ich habe überall die Sonnenwendfeuer anzünden gesehen, wo ich bisher gewesen bin," sagte Witiko, "die Baiern an der Donau an dem Inn an der Traun und an der Enns thun es auch."

"So ist also der Gebrauch ein weit verbreiteter," entgegnete Lubomir. "Bleibe länger bei uns, Witiko, und lerne das Volk kennen, das hier lebt. Es ist gut und sanft, und verdient wohl, daß man es schüzt, und wahrt, und daß man es nicht in Leiden stürzt, die es nicht verschuldet hat. Jezt werde ich dir das Gemach zeigen lassen, das wir dir in diesem Hause zur Wohnung geben, damit du ausruhest, oder sonst die Zeit nach deinem Willen verwendest, bis ich dich zu meiner Gemalin an den Abendtisch führe. Dein Pferd wird gut versorgt werden."

"Wenn ihr erlaubt, so besorge ich es selber," antwortete Witiko.

"Das ist gut von dir, daß du es thust, und das Thier wird dir es einmal danken," sagte Lubomir, "besorge es nach deiner Art, ich werde dir einen Mann mitgeben, daß deine Wünsche erfüllt werden. Jezt trinke aber noch aus deinem Becher, ehe wir die Stube verlassen."]

Er grif bei diesen Worten nach seinem Becher, und trank daraus. Witiko that das Gleiche aus dem seinen.

Dann standen sie auf, und gingen zur Thür hinaus.

Im Vorgemache sagte Lubomir: "Radim, gehe mit diesem jungen Reitersmanne, und thue, was er heischt. Ich nehme jezt Abschied von dir, Witiko, und werde dich später selber zu dem Abendtische [führen."] geleiten."

Nach diesen Worten verließ er durch eine Thür das Gemach.

Witiko verlangte von seinem Begleiter in den Stall zu seinem Pferde geführt zu werden. Da es geschehen war, gab er dem Pferde die erste Pflege, dann gebot er seinem Manne, ihm das Gemach zu zeigen, welches für ihn bestimmt sei. Der Mann führte ihn über zwei Treppen empor, und durch ein Vorgemach in eine geräumige Stube, welche [zwei] drei Fenster hatte. Witiko sagte hier: "Du kannst dich nun entfernen, ich bedarf deiner Dienste nicht mehr."

Der Mann ging durch die Thür [in das Vorgemach, und von diesem in die weiteren Gänge. Als]<.> Witiko [die Tritte verschallen gehört hatte,] schritt [er] in seiner Stube vorwärts, und sah sie an. Sie war ganz mit geflammtem Tannenholze getäfelt, und hatte eine Diele von [braunem Holze] rothem Eibenholze. Der Fußboden war mit [einem grünen Wolltuche] einem Binsengeflechte überspannt. Das Bettgestelle, auf dem ein Lager aus weichen Tüchern und Fellen bereitet war, dann der Tisch, und mehrere Stühle, ein Kleiderschragen, ein Waschgestelle, und zwei Bänke, die an den Wänden hinliefen, waren von gebohntem Eichenholze.