Witiko

H119, S. 127b

Witiko ritt auf das Bauwerk, das eine sehr starke Mauer im Geviert hatte, zu, und durch das offene Thor der Mauer hinein. Da trat ihm ein Mann entgegen, der in hohen faltigen Lederstiefeln ging, Beinbekleidungen von grobem grauen Wollstoffe und von demselben Stoffe einen Rok mit Haften hatte, und eine schwarze Filzhaube mit einer rothen geraden Hahnenfeder trug. Er sagte zu dem Reiter: "Du bist Witiko, der auf dem Wysehrad gesprochen hat, was begehrest du?"

"Wenn du Diet von Wettern bist, der im Hornung auf dem Wysehrad gestimmt hat," entgegnete Witiko, "so begehre ich, der ich Witiko bin, eine Nacht Beherbergung und einen Tag Gastfreundschaft."

"Ich bin Diet von Wettern, der gestimmt hat," antwortete der Mann, "und gewähre dir, was du begehrest."

Dann trat er hinzu, und hielt Witikos Pferd beim Zügel, zum Zeichen, daß er absteigen möge.

Witiko stieg ab, und der Mann führte das Pferd, neben dem Witiko näher ging, am Zügel in den Stall, und versorgte es dort mit Witikos Beihilfe. Dann geleitete er Witiko in eine große Stube, deren Wände mit weißem Kalke getüncht waren, und in der ein großer Tisch und Bänke und Stühle von Buchenholz standen. In der Stube that er einen Zug an einer großen Gloke, die da hing, daß sie ein mal schellte. Als ein Knecht eintrat, sagte er zu ihm: "Es ist ein Gast da."

Der Knecht entfernte sich, und kam bald wieder, und stellte Roggenbrod Salz und Bier auf den Tisch.

"Du bist willkommen bei mir, Witiko," sagte Diet.

Witiko schnitt auf diese Worte ein Stükchen Brod ab, salzte es, und aß es. Darauf nahm er einen Trunk Bier.

Diet that nun zwei Züge an der Gloke, daß sie zweimal schellte.

Eine kurze Zeit darauf trat eine junge Frau herein. Sie hatte die schwarzen Haare in ein Band geschlungen, um die Brust trug sie ein blaues Nieder, davon ging ein faltenreicher schwarzer Rok und eine weiße Schürze nieder. Die Füße waren mit rothgegerbten Stiefeln bekleidet.

"Elisabeth," sagte Diet zu der Frau, "dieser Mann ist Witiko, der um des Herzogs Sobeslaw willen auf den Reichstag in den Wysherad gekommen ist, er wird unser Gast sein, so lange er will, begrüße ihn, und rüste die Eichenstube und die Bewirthung. Diese Frau ist mein Eheweib, Witiko."

"Sei mir gegrüßt," sagte Elisabeth zu Witiko, "mein Ehemann hat mir erzählt, daß du in dem Theile des Landes geboren bist, in welchem wir wohnen. Nimm das mit Freundlichkeit auf, was wir dir in unserem Hause biethen können."

"Ich nehme es mit großem Danke an," sagte Witiko, "und biehte auch Gastfreundschaft in meinem Hause im oberen Plane oder in Pric an."

"Es kann schon sein, daß ich sie annehme, wenn ich ein mal zu dir komme," sagte Diet, "wenn du auch dem verstorbenen Herzoge Sobeslaw anhängst, und gerne dessen Sohn Wladislaw zum Herzoge gehabt hättest."

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