Witiko

H118, S. 127a

Witiko ritt auf den Hof zu, und durch dessen offenes Thor hinein. Als er gemeldet worden war, kam Diet selber zu ihm. Er hatte faltige Lederstiefel an, wie die waren, welche sich Witiko im oberen Plane gekauft hatte, dann trug er von grauem Wollstoffe Beinbekleidungen, dann von demselben Stoffe einen Rok, der mit Haften zusammen gehalten wurde, und auf dem Kopfe hatte er eine schwarze Filzhaube mit einer kurzen rothen Hahnenfeder. Er sprach zu dem Reiter: "Du bist Witiko, der auf dem Wysehrad gesprochen hat, ich kenne dich an deiner Lederkleidung und an deinem Angesichte, was begehrest du?"

"Ich bin Witiko," antwortete der Gefragte, "und begehre eine Nachtherberge von dir und einen Tag Gastfreundschaft."

"Es ist gewährt," sagte Diet, "steige von dem Pferde.<">

Witiko stieg von dem Pferde, und Diet half ihm selber, es unter zu bringen.

Darauf führte er ihn in die große Stube, und ein Knecht kam, und stellte ihm Roggenbrod Salz und Bier vor. Als er ein Schnittchen Brod abgeschnitten gesalzen, und gegessen, und als er einen Trunk Bier genommen hatte zog Diet an einer großen Gloke, die in der Stube hing, daß sie zweimal ertönte. Auf diese Klänge kam nach einer Zeit eine Frau, welche ein heiteres rothes Angesicht und die schwarzen Haare in einem Bande geschlungen hatte. Sie trug ein blaues Mieder einen faltigen schwarzen Rok und eine weiße Schürze. An den Füssen hatte sie rothgegerbte Lederstiefel.

"Elisabeth," sagte Diet, da die Frau eingetreten war, "dieser Mann ist Witiko, der des Herzoges Sobeslaw willen auf dem Reichstag in den Wysehrad gekommen ist, er wird unser Gast sein, so lange er will, rüste die blaue Stube, und lasse die Bewirthung besorgen."

"Elisabeth ist mein Eheweib," sezte er zu Witiko gewendet hinzu.

"Sei mir gegrüßt, Witiko," sagte Elisabeth, "mein Ehemann hat mir erzählt, daß du in dem Theile des Landes geboren bist, in welchem wir wohnen, nimm das mit Freundschaft auf, was dir unser Haus biethen kann."

"Ich nehme es mit Dank, und biethe auch Gastfreundschaft bei mir an," erwiederte Witiko.

"Es kann schon sein, daß ich sie annehme, wenn ich einmal zu dir komme," sagte Diet, "wenn du auch dem verstorbenen Herzoge Sobeslaw anhängst, und seinen Sohn Wladislaw zum Herzoge gewollt hättest."
[Elisabeth verließ die Stube.] xxx

Witiko aber antwortete auf die Rede Diets: "Ich bin zu Sobeslaw gegangen, und habe ihm gedient, weil er der rechtmäßige und ein rechter Herzog für unser Land gewesen ist, und ich hätte ihm weiter gedient, wenn ihn Gott am Leben erhalten hätte. Was die Nachfolge anlangt, so wird es wahr sein, was der alte Leche Bolemil gesagt hat. Weil die Männer des Landes und Herzog Sobeslaw mit einander seinen Sohn Wladislaw zum Nachfolger bestimmt hatten, so war er der rechtmäßige Nachfolger, durch die Wahl auf dem Wysehrad ist der andere Wladislaw nicht der rechtmäßige geworden; weil aber nachher der Herzog Sobeslaw beigestimmt, und vor den herzugerufenen Männern zu seinem Sohne gesagt hat: "[u]Unterwirf dich Wladislaw," wie ich es selber an seinem Bette

Federproben: W Witiko 127.