Witiko

H115, S. 119b


Schritte hinter dem Manne stand ein Weib in einem halbweiten blauen Kleide, um welches sie einen Gürtel aus einem Baststrike hatte. Der Mann, welcher Witiko herein geführt hatte, bedeutete ihn, wieder einige Schritte hinter dem Weibe stehen zu bleiben, und zu warten, und entfernte sich dann aus dem Saale. Lubomir sezte sein Gespräch mit dem Manne in dem grauen Gürtelgewande, der vor ihm stand, fort. Endlich machte der Mann eine Bewegung wie die des Dankes, und verließ den Saal. Jezt trat das Weib zu Lubomir, und begann zu sprechen, er antwortete ihr, sie sprach wieder, und er antwortete ihr wieder. Dieses dauerte eine geraume Zeit. Dann wollte sie den Zipfel seines Kleides küssen, er ließ es aber nicht zu, und sie ging aus dem Saale. Nun näherte sich Witiko. Als er vor Lubomir stand, sagte dieser: "Was begehrest du, mein Sohn?"

"Mein Begehren ist nur dieses," antwortete Witiko, "daß ihr erlaubt, daß ich euch sehe, und daß ich euch danke, weil ihr einmal für mich gesprochen habt."

"So komme in mein Empfangsgemach," entgegnete Lubomir.

Er stand auf, und ging gegen eine Thür. Witiko folgte ihm. Hinter den Flügeln der Thür begann eine steinerne Treppe empor zu steigen. Lubomir führte Witiko über sie hinauf. Sie traten an ihrem Ende in einen großen Vorsaal mit dunkelgrauen Wänden, in welchem mehrere Bewaffnete waren. Lubomir sagte: "Gehe hinunter, Slawa, und halte im Gerichtssaale Wache, wenn etwa noch jemand vor Sonnenuntergang mit mir sprechen will."

Einer der Bewaffneten entfernte sich über die Treppe hinab.

Lubomir führte Witiko nun in ein zweites Vorgemach, welches aber viel kleiner war als der Saal. In demselben befanden sich drei unbewaffnete Männer. Lubomir sagte zu einem: "Radim, bringe Empfangswein und Kuchen."

Der Mann entfernte sich, und Lubomir und Witiko traten aus dem Vorgemache in eine große Stube. Dieselbe war eine Ekstube, und hatte an jeder der Außenseiten vier Fenster. Sie war ganz mit Ulmenholz getäfelt, und hatte eine Deke, die aus Ulmenholz geschnizt war. Der Fußboden war mit einer Hülle überzogen, die aus lauter rauhen Rehfellen zusammen gefügt war. In der Stube standen drei große Tische aus Ulmenholz und viele Stühle aus demselben Holze. Über der Thür und über jedem Fenster war ein erlesenes Hirschgeweih. An den Wänden und in die Vertiefungen der Fenster hinein lief eine Bank aus Ulmenholz. Nur an vier Stellen war die Bank unterbrochen, und an diesen Stellen

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