Witiko

H113, S. 120a


Randnotiz: So ist sie ihm gefolgt, (so ist sie ihm gefolgt)

"Und was ist mit den Kindern geschehen?" fragte Witiko.

"Sie sind nach Prag gebracht worden," antwortete der Mann.

"Und hast du die Herzogin in ihrer lezten Zeit gesehen?" fragte Witiko.

"Ich habe die Herzogin [auch] noch gesehen, ["erwiederte der Mann,] da sie todt war," erwiederte der Mann, "sie hat todt so ausgesehen wie lebendig."

"Und hat man ihr in Hostas Burg, da sie lebte, Ehren erwiesen?" fragte Witiko.

"Der Herzog hat ihr alle [Herrschaft] |Macht| übergeben," entgegnete der Mann, "und wir sind ihr unterthänig gewesen."

"Sie ist ihm also gefolgt," sagte Witiko, indem er sich an dem Tische nieder sezte, und den Mann ansah.

Nach einer Weile fuhr er fort: "Du hast mir eine wichtige Nachricht gebracht, wenn sie auch traurig ist. Ich danke dir dafür sehr, und ich bitte dich, bleibe bei uns, und genieße mit uns, was wir haben, so lange du willst."
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"Ich habe euch in Hostas Burg gesehen," antwortete der Mann, "da ihr dem Herzoge einen Dienst erwieset, und nach Prag ginget, wo sie euch haben tödten wollen. Ich bin recht gerne zu euch gegangen, um euch die Botschaft zu bringen."
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"Du wirst jezt zu den deinigen gehen, um in Ruhe zu leben," sagte Witiko.

"Ja in die Häuser des Bergreichensteines," erwiederte der Mann, "wo mir die Pflege bei meinen
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Brüdern bestellt ist."

"So gehe mit Gott," entgegnete Witiko, "ich wünsche es dir herzlich."

"Ich glaube es," erwiederte der Mann.

Er blieb zwei Tage in dem steinernen Häuschen, und wurde mit allem versorgt, was es vermochte. Dann nahm er seinen Wanderstab,
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und ging an der linken Seite des Wacholderberges in den Wald hinauf seinem Ziele zu.

Witiko bestieg nun wieder sein Pferd, ritt fort zu Nemoy xxx, und blieb einige Zeit abwesend. Das that er im Laufe des Herbstes noch einmal. Dann blieb er aber in dem steinernen Häuschen, so lange der Winter währte. Er ging nicht einmal in die etwas entfernteren Wälder, welche den oberen Plan umgeben. Er empfieng am Abende die Männer, die zu ihm kamen, und redete mit ihnen von ihren Dingen, er ging in manche Häuser, und sprach mit den Bewohnern derselben, er ging in der Gegend herum, er ging auf den Kreuzberg, ritt täglich auf seinem Pferde aus und besuchte sehr oft den alten Priester.

Als noch der Schnee die Fluren dekte, erschien einmal ein verwilderter Mann in dem oberen Plane. Er hatte einen wirren Bart und zerrissene Kleider. Er sagte, er komme aus dem inneren Lande gegen Mittag, und habe vor den Kriegern des Herzogs fliehen müssen. Sie seien in seine Besizung gebrochen, haben ihm alles genommen, und hätten ihn getödtet, wenn es ihm nicht gelungen wäre, ihnen zu entrinnen. Er verdingte sich als Knecht, und sagte, er schäze sich glüklich, wenn er nur in der Verborgenheit leben könne.

Gegen den Frühling kam ein ähnlicher Mann, sagte fast das Nehmliche, und verdingte sich auch als Knecht.

Als es warm geworden war, kamen noch zwei, sie wollten in dem Schwendberge des oberen Waldes eine Einsiedelei anlegen, zogen aber dann weiter nach Baiern hinaus.

Da Witiko in die freieren Gegenden nach Mitternacht ritt, fand er dort mehrere, darunter solche, die kriegerisches Ansehen hatten, und um Schuz zu suchen gekommen waren. Sie sagten, die Gewaltthat der Krieger sei unbegrenzt, sie beginnen alles, nehmen das Leben, wie sie wollen, und zerstören Burgen und Häuser. ¢Witiko sah weiter gegen Mitternacht selber Schaaren von Kriegern des Herzogs. Nemoy in Netolic sagte ihm, der Herzog habe begonnen, die Räuber in seinem Lande auszurotten. Er verschone keinen, wenn er auch in einer Burg wohne, und Krieger unter sich habe. In die Zupen, in denen es nöthig sei, kommen Krieger, und es werden andere in ihnen aufgeboten.¢

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