Witiko

H113, S. 119a


Nachdem Witiko eine Woche in dem Häuschen zugebracht, nachdem er dasselbe wie die Wiesen und kleinen Felder, die zu ihm gehörten, kennen gelernt, nachdem er die Hütten, welche den Ort Friedberg bildeten, besucht, und mit den Leuten, die in ihnen wohnten, gesprochen hatte, befahl er eines Morgens dem Knechte, daß er das Pferd an der Moldau aufwärts führen solle, bis er
Randnotiz: auf eine freie Stelle gelangte
an eine Waldhütte gelangte, die an der Moldau lag, und die eine Herberge für diejenigen war, welche einen Übergang von dem Mittage Böhmens in das Land Baiern auf der niedersten Stelle des Waldes suchten. Dort solle er ihn erwarten. Der Knecht begab sich mit seinem Pferde auf den Pfad, der an der rechten Seite der Moldau hinauf ging. Witiko aber stieg durch den großen Wald auf die Schneide hinauf, auf welcher die Säule des heiligen Apostels Thomas gestanden war. Er suchte die Waldblöße, die zu Ehren des Heiligen war ausgereutet worden, und sah auf das Land Baiern, [das er] vor sich [hatte,] hinab, das zuerst mit einem großen Walde und dann mit Wiesen Feldern Wäldern und Wohnungen bis zu den Bergen ging, welche blau an dem Himmelsrande standen, und die Alpen waren. Dann sah er in das Land zurük, aus dem er herauf gestiegen war. Hier konnte er nichts erbliken als den bläulichen Wald. Er konnte die bebauten Hügel nicht mehr sehen, die er bei Daudleb verlassen hatte, die Hütten und Wohnungen, die auf Waldblößen lagen, waren kaum zu bemerken, und das große Band[,] und die entfernte Wand, welche Böhmen von Baiern scheiden, waren vor ihm im Abende. Den flachen Berg, der mit Wacholder bedekt war, und auf seiner Spize das rothe Kreuz trug, konnte er ersehen. Nachdem er diese Dinge eine Weile betrachtet hatte, ging er auf einem schmalen Pfade, der durch den Wald, welcher hier viel ausgedehnter war, zu einer abendlicheren Stelle der Moldau hinunter führte, wieder hinab. Als er an das Wasser gelangt war, und die Hütte erreicht hatte, in welcher der Knecht auf ihn wartete, schikte er den Knecht zurük, besorgte [er] sein Pferd, verschaffte sich einige Nahrung, und ritt dann abendwärts durch die waldigen Hügel gegen den oberen Plan zu. Als der Tag sich zu Ende neigte, kam er auf dem Felderwege, den er so oft beritten hatte, gegen die Häuser, und ward dann von Martin und Lucia empfangen.

Er legte nun sein Schwert ab, nahm wieder seine Waldkleidung, und half das Haus bestellen. Es war das Heuen gekommen, und der Roggen und die Gerste |liefen| der Ernte entgegen.
Randnotiz: Martin und L. leiteten das Heuen, und sie sorgten, daß für die Ernte....Leute xxx Manche Leute gingen...

Obwohl das Land Baiern sehr nahe lag, so daß man es in zwei Stunden erreichen konnte, obwohl manche Bewohner des oberen Planes im Sommer durch den Wald hinüber gingen, so that es Witiko doch nie, und betrat den jenseitigen Boden nie. Er sezte das tägliche Reiten mit seinem Pferde fort, und vergaß nicht, wenn es möglich war, den Besuch des Wachholderberges.

Als die Ernte vorüber war, als die lichten Stoppeln sich von dem dunkeln Walde abzeichneten, als die Tage kürzer wurden, rüstete er sich wieder einmal, und ritt bis gegen Netolic, wo er mit Nemoy sprach. Er kam aber bald wieder zurük.

Da erschien am Ende des Herbstmonates ein Mann, welcher Witiko die Nachricht brachte, daß die Herzogin Adelheid die Wittwe Sobeslaws gestorben sei. Der Mann hatte zu denen, die in Hostas Burg waren, gehört. Weil er aber schon alt wurde, verlangte [ihm] er aus dem Dienste zu den Seinigen zurük. Bores bewirkte ihm die Entlassung, und als die Herzogin gestorben war, ging er von Hostas Burg weg. Weil aber seine Heimath auch in dem Walde war, ein wenig mehr als eine Tagereise von Witiko gegen Mitternacht und Abend hin, [an] [nahe] an dem Berge, [welchen] den sie den Berg des reichen Gesteines [hießen] nannten, er mochte von dem Morgen des Landes einen Umweg machen, und die Nachricht Witiko mittheilen.
Randnotiz: xxxmit?versehen

Witiko ging, da er die Botschaft vernahm, einige Male in der Stube herum, dann trat er vor den Mann und sagte: "Wie hat denn das sein können?"
Randnotiz: |auf| die Nachricht

"Wir wissen es nicht," sagte der Mann, "die erlauchte Herzogin ist in dem Gemache gewesen, in welchem der Herzog gestorben war, dort hat sie für ihren Gemal gebetet, hat ihre Kinder gepflegt, ist immer weißer und |faler| geworden, und ist am fünfzehnten Tage des Herbstmonates gestorben."