Witiko

H107, S. 103d


Feuer angezündet, das den ganzen Raum der Stube erhellte. Witiko erlaubte, daß Lucia sich mit ihrem Spinnrade an die Leuchte sezte. An diesem ¢Abende trat ein Mann in einem kurzen Pelze aus schwarzen Lammfellen in die Stube,¢ sagte einen Gruß, nahm sich einen Stuhl, und sezte sich an den Tisch. Martin erwiederte den Gruß, und legte ihm ein Messer schwarzes Roggenbrod und Salz vor. Der Mann schnitt sich ein Schnittchen Brod ab, salzte es, und aß es. Dann sprach er zu Martin, Martin entgegnete etwas, er sprach auch mit Witiko und Witiko sprach mit ihm. Als die Sterne, welche beim Eintrite des Mannes sich aus den Föhren im Morgen empor gehoben hatten, auf ein Viertheil des Himmelsbogens hinan gestiegen waren, entfernte sich der Mann mit einem Nachtgruße, Lucia trug ihr Spinnrad aus der Stube, Martin ging in sein Schlafstüblein, und Witiko legte sich auf das Tannengestelle zur Nachtruhe, und ließ die Kohlen auf der Leuchte verglimmen.

Am folgenden Tage ging Witiko zu dem Priester des Ortes, der ein alter Mann mit weißen Haaren war. Er wohnte nahe an der Kirche in einem steinernen Häuschen, das beinahe so gebaut und eingetheilt war wie das der Mutter Witikos. Die Schwester des Priester kochte ihm, wusch ihm, reinigte ihm die Wohnung, und leistete ihm andere Betreuung. Für den Unterhalt sorgten ein Gespann Ochsen zwei Kühe und ein Knecht und eine Magd, welche das Feld und die Wiese pflegten. Der Priester erzählte Witiko, daß vor unvordenklicher Zeit zwei Einsiedler die Kirche gebaut haben, und daß ihnen die Waldleute geholfen haben. Als Witiko ging, begleitete er ihn, nachdem er einen kurzen Pelz angezogen hatte, bis zu seiner Wohnung.

Am Abende dieses Tages kamen statt eines drei Männer zu Witiko in die Stube. Sie sezten sich an den Tisch. Martin gab ihnen wieder Brod und Salz. Jeder Schnitt ein Schnittchen ab, salzte es, und aß es. An der Leuchte saß Lucia mit dem Spinnrade. Heute saß auch der Knecht Raimund neben ihr, und schnitt aus getrokneten Buchenklözen Späne. Martin saß auf der Ofenbank, und Witiko sezte sich zu den Männern an den Tisch, und sprach mit ihnen. Als noch drei Stunden bis Mitternacht waren, entfernten sie sich, und gingen nach Hause.

Und so lebte nun Witiko fort. Er ließ sich aus dem groben weißgrauen Wollstoffe, der in der Gegend gebräuchlich war, Kleider machen: Beinbekleidungen, über welche die Stiefel bis über die Knie reichten, und einen Rok, der mit Haften zusammen gehalten wurde. Auf dem Haupte hatte er eine Haube von grauem Filze. Er pflegte sein Pferd, und ritt alle Tage

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