Witiko

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<">Gottes Gruß," sagte der Mann.

"Gottes Dank," sagten die Anwesenden.

"So lebst du auch noch, Tom Johannes, der Fiedler," sagte Witiko, "es freut mich, daß du uns besuchst. Wie geht deine Kunst?"

"Ei, Witiko," entgegnete der Mann, "so kennt ihr mich noch. Und die Kunst, wie sie geht. Die Hochzeiten kommen fast ab, und bei den Tänzen werden die Spielleute immer mehr. Ich kann von den Rüben meines Feldes besser leben als von der Kunst."

"Nun von beiden," sagte Witiko.

"Und was hat denn euch im Winter zu uns geführt?" fragte der Mann.

"Es hat sich so gefügt," sagte Witiko.

"Und werdet ihr jezt länger bei uns bleiben als früher?" fragte der Mann.

"Wie es eben geschieht," antwortete Witiko, "ich weiß es selber noch nicht."

Während dieser Worte hatte Martin einen Laib schwarzen Roggenbrodes und ein Messer auf den Tisch gelegt, und Salz dazu gestellt. Der Mann sezte sich zum Tische schnitt sich mit dem Messer ein Schnittchen Brod ab, bestreute es mit Salz, und aß es.

Dann sprachen sie von mancherlei: von Leuten, die gestorben sind, von anderen, die geheiratet haben, [xxx] wieder von andern, die in die weite Welt gegangen sind, und von solchen, die in den innern Ländern Krieg wünschen, um dahin zu gehen, und Beute zu machen. Sie sprachen von dem Landbaue von der Viehzucht, und was sich in dem Walde begiebt, und was sonst Neues in der Welt ist, und von ähnlichen Dingen.

Um die neunte Stunde erhob sich der Mann, sagte eine ruhige Nacht, und entfernte sich. Lucia trug ihr Spinnrad aus der Stube, Martin mit dem Hunde und Raimund suchten ihre Schlafstellen, und Witiko legte sich auf sein Tannengestelle indem er die Thür von der Kammer in die Stube offen, und die Föhrenklöze auf der Leuchte verglimmen ließ.

Am nächsten Morgen besah Witiko, so wie er am Tage vorher Berg und Thal und Wald überschaut hatte, das Haus, in dem er war und seine Wirthschaft. Er besah die zwei Gespanne Ochsen, die Kühe, die einigen Schafe, die Schweine und das Federvieh, er besah die Scheuer die Holzlaube die Wagenlaube die Vorrathskammer und den Keller. Dann ging er in drei der nächsten Nachbarhäuser, und besuchte deren Bewohner. Nach dem Essen ritt er auf seinem Pferde wieder in den Wald. Am Nachmittage ließ er einen Mann kommen, welcher Kleider verfertigte, und bestellte sich ein Gewand aus dem groben weißgrauen Wollstoffe, welcher in dem Walde gemacht und getragen wurde. Durch Martin ließ er sich eine graue Filzhaube kaufen.

Am Abende dieses Tages kamen vier Männer in Lammspelzen zu Witiko in die erleuchtete Stube. Es war Tom Johannes der Fiedler, es war Stephan der Wagenbauer, es war Christ Severin der Wollweber, und es war David der Zimmerer. [xxx] Martin sezte ihnen wieder Brot und Salz vor, und sie thaten, wie gestern Tom Johannes. Lucia saß an der Leuchte, und spann, Raimund schnitt aus Buchenklözen lange Späne, Martin flocht an einem breiten Tragbande, und Witiko