Witiko

H102, S. 108a


und Witiko redete mit ihnen. Martin hatte ihm nie einen Namen derselben genannt, er lernte sie nach und nach kennen. Immer wurde ihnen Brod und Salz vorgesezt, und immer nahm jeder ein Schnittchen. Zu Lucia kamen zuweilen Mädchen mit Spinnrädern, und saßen in einem Kreise um die Leuchte, zuweilen ging sie mit ihrem Rade in ein Haus des Ortes. Witiko ging of zu dem Priester, und sprach mit ihm über das Wohl der Gegend und ihre Bewohner, er ging auch in Häuser, deren Besizer ihm bekannt geworden waren; ja er brachte sogar manchen Abend an der Leuchte eines Hauses zu, wie die Männer sonst bei ihm thaten. Man reichte ihm auch hiebei Brod und Salz, das er annahm. Er sprach mit den Männern über ihr Leben und ihre Arbeiten, und er theilte auch diese Arbeiten, wenn ein Weg nach wüthigen Schneewehen auszubrechen war, oder wenn man hohe Reiser steken mußte, um die Richtung anzuzeigen, in der sicher gegangen werden kann, oder wenn an der Kirche etwas in Ordnung gerichtet werden sollte. Die Hütten und Häuser waren alle fast so gebaut wie das der Mutter Witikos. In der Stube und Kammer wohnte der Herr mit den Seinigen, im Stüblein der Ahn und die Ahnfrau, in den Bretterverschlägen des Stalles der Knecht und die Magd, wenn solche da waren, in de[m]n [Stalle] Ställen waren Rinder Schafe und Schweine, in dem Hofe und in der Laube wart das zahlreiche Federvieh und in der Scheune das Futter und [die] der Rest der Ernte. Die Bewohner arbeiteten in denjenigen Gewerben, die der Gegend zu Haus und Feldgeräthen zur Kleidung zur Wohnung und zum Schuze nöthig waren, sie richteten Wolle und Flachs, sie machten Stoffe, oder sie bereiteten die Geräthe zu den Frühlingsarbeiten vor, führten Dünger auf die Felder, stellten Fallen für Pelzthiere, oder fällten im Walde die Stämme, die später zu Brennholz oder zu Bauwerken gerichtet werden sollten. Witiko wurde immer bekannter. Die Männer besprachen und beriethen sich mit ihm, die Frauen grüßten ihn, und erzählten ihm, die Mädchen blikten ihn freundlich an, und er sie auch, und die Kinder liefen ihm zu, und er sprach mit ihnen, und wenn er Sonntags nach dem Gottesdienste zwischen den Häusern hinab schritt, in sein Lederkleid gekleidet, das er an Sonntagen immer anzog, sein Schwert an seiner Seite, so war er anzusehen wie der Gebieter der Gegend.
Randnotiz: in seinem sonntäglichen Lederkleide und mit seinem Schwerte

Indessen wurden die Tage länger, und das Herannahen des Lenzes wurde bemerkbar. Wenn sonst zu einer Stunde schon das Licht der Leuchte brannte, war es jezt hell und klar, und die dunkelblaue Wand des Abends stand in dem Golde des Himmels, wenn die Sonne hinter ihr untergegangen war. Auch die Wälder regten sich: man konnte den Schrei manches Vogels hören, man hörte den Hirsch, während der Ruf des Wolfes, der in manchen Zeiten vernehmbar war,