Witiko

H102, S. 107a


noch immer auf Hostas Burg?"

"Ja," antwortete der Mann.

"Und wer ist bei ihr?" fragte Witiko.

"Ihre kleinen Kinder," sagte der Bote.

"Und wo ist Wladislaw [ihr ältester Sohn]?" fragte Witiko.

"Der ist [in] nach Mähren entflohen weil er den neuen Herzog fürchtet," antwortete der Bote[, "er wird aber nach Böhmen kommen, oder ist schon bei dem neuen Herzoge."]<.>

"Und hat die Herzogin sich gefaßt?" fragte Witiko.

"Ja," antwortete der Mann, "sie sagt gar kein Wort."

"Wird sie lange in Hostas Burg bleiben?" fragte Witiko.

"Das wissen wir nicht," entgegnete der Bote, "jezt wohnt sie und schläft [sie] in dem Gemache, in welchem der ruhmvolle Herzog gestorben ist."

"Es ist gut," sagte Witiko, sezte sich auf einen Stuhl, und sprach nicht mehr weiter.

Der Bote erhielt, da die Zeit gekommen war, mit den andern Speise und Trank. Abends wurde ihm ein Lager in Martins Stüblein gemacht. Er blieb am andern Tage im steinernen Häuschen, und trat am folgenden den Rükweg an.
Randnotiz: Am andern Tage rüstete er sich zur Abreise
Er erhielt von Witiko seinen Lohn und den Brief an Bores, befestigte die leeren rauhen Behälter an seinem Pferde, nahm sein Wollkleid und seine Lammshaube, und ritt auf dem schmalen Pfade gegen die Häuser hinein. Er ritt zwischen den Häusern hinauf, an der Kirche und dem Kreuzberge vorüber, und dann in den Wald empor, von dem Witiko vor vierzehn Tagen herab gekommen war.

Nach dem Weggange des Boten war das Leben Witikos wieder so, wie es vor dessen Ankunft gewesen war. Er ging in der Gegend herum, ob heiterer Himmel war, oder ob Schneegestöber oder Schneewehen eintrat, oder ob von den Wäldern der Nebel herab kam. Er suchte die Thäler, in denen Erlengebüsche oder andere Zeichen den Lauf der zugefrornen und überscneiten Bächen anzeigten, er fand den Lauf der Moldau, die gedrängte Schollen oder eine glatte Deke hatte, über welches alles die weiche Schneehülle gebreitet war, oder er überschritt die leichten Höhen im Morgen, die mit unzähligen Föhren bewachsen waren, und weiter morgenwärts zu sanften mit Wald bedekten Thälern leiteten, oder hie und da einen Fels zeigten, dessen Wände im Reife glänzten. Wenn er das Waldland im Allgemeinen überschauen wollte, so ging er auf den Kreuzberg, auf dem allein es möglich war, weil er allein unter allen Erhebungen nicht mit den hohen Tannen und Fichten sondern mit dem niedern dichten Wachholder bedekt war. Alle Tage ritt er eine geraume Zeit auf seinem Pferde. Wenn es Abend geworden war, brannte das Licht der Leuchte, es kamen fremde Männer in die Stube,

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