Witiko

BZU69


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(Zu Witiko 69)
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Weil er aber da ist, will ich nach meiner geringen Einsicht und meinem guten Willen eine Entscheidung vorschlagen, die ihr annehmen oder verwerfen mögt. Lasset mich zuerst von dem reden, was uns erfreut. Unser Herzog Sobeslaw wurde von dem böhmischen Volke bedauert, da er als ein lieblicher Knabe mit seinem ältern Bruder Boriwoy entfliehen mußte, er wurde von dem böhmischen Volke geliebt, da er in seiner Jugend als ein schöner Ritter kämpfte, fehlte, und seine Fehler wieder verbesserte, das böhmische Volk war hoch erfreut, als er sich mit seinem Bruder dem edelherzigen Wladislaw auf dessen Sterbebette versöhnte, [und] er wurde anerkannt, da er nach dessen Tode den Fürstenstuhl bestieg, und ihr alle habt mit ihm gekämpft, und ihm [so] bei Chlumec siegen geholfen, als ihm der schwarze Otto mit Hilfe des deutschen Königs Lothar den Herzogstuhl streitig machen wollte. Als die Verschwörung des Miroslaw und Strezimir gegen das Leben Sobeslaws entdekt wurde, und er nach Prag zurük kehrte, ist er mit Glokengeläute grünen Zweigen und Jubelruf empfangen worden, und da die Gefahr vorüber war, sind in dem Volke Gesänge und Tänze gewesen. Der Herzog Sobeslaw hat mit allen mächtigen Fürsten Frieden gemacht, und Freundschaft geschlossen, er hat die Lasten des Volkes erleichtert, er hat die Ämter gut eingerichtet, er hat Vesten gebaut, er hat steinerne Häuser in Prag errichtet, er hat dieses Haus, in dessen Mauern wir jezt berathen, so schön hergestellt, wie es nie gewesen ist, er hat mäßig gelebt, in seinen Becher ist kein berauschendes Getränke mehr gekommen, er hat einen Schaz für den Nachfolger gesammelt, und war jezt [im Begriffe] begriffen, die Grenze gegen Polen, woher Gefahr kommen kann, zu schüzen. Wir sind ihm Dank und Ehrerbiethung schuldig, laßt uns dies erweisen, daß wir den Zwischenfall mit Dank und Gerechtigkeit lösen, wie er nur zu lösen ist. Ich muß nun auch von Traurigem reden. Der erlauchte Herzog Sobeslaw ist krank geworden, der Arzt sagt, er werde in kurzer Frist scheiden, er hat nicht mehr seinen Sohn, den bestimmten Nachfolger, zur Reife erziehen können, daß derselbe die Länder sicher in die Hand nehmen, und führen könne[, w]. Wir sind ihm Mitleid schuldig, lasset uns den Zwischenfall mit Mitleid lösen, wie er nur zu lösen ist. Wegen des Herzogs Sobeslaw ist ein junger Mann gekommen. Der Herzog kann einen Lechen oder einen andern gehörigen Boten nicht an diese Versammlung schiken, weil er sie nicht zusammen berufen hat, er kann nicht warten, bis ihm einer der Herren des Reiches die Nachricht bringt, weil ihn die Zeit drängt, und weil er auch die Sache erst erfahren würde, wenn sie längst vorüber ist. Der junge Reiter sollte ergründen, was geschehe, und es dem Herzog melden. Der Herzog hat großmüthig gesagt, er wolle blos wissen, was geschehe, und werde dann sterben, der junge Reiter hat großmüthig, ohne hinterlistig zu forschen, sich vor uns gestellt, daß wir ihn unsere Beschlüsse anhören lassen. Laßt uns also auch den Zwischenfall mit Großmuth lösen, wie er nur immer zu lösen ist.
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(Hier folgt der Text in 69 weiter.)
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1 Vgl. auf HS.69: Der Herzog hat einen Jüngling etc.