Witiko

BZU245


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(Beilage zu 245 des "Witiko<">)

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Morgen muß ich fort reisen. Bestimmet [über] nach vier Tagen einen Tag, ich werde kommen. Was ich zu Bertha gesprochen habe, ist wie eine Handfeste, die gilt. Bertha thue, wie sie muß."

Witiko schwieg.

Heinrich aber sprach nach einer Weile: "Witiko, jezt höret mich an. Von dem alten Randshofe, dem Eigen der Pipine und der Söhne Karls, sieht man über die Brunnenau und den Innstrom wasserabwärts einen Fels, darauf die Burg Jugelbach steht. Die Burg ist das Haus unseres Geschlechtes. Ich bin Heinrich von Jugelbach. Man nennt mich Fahrirre, weil ich die Eigen vieler Herren gesehen habe, und über Land und Meer gefahren bin. Ihr seht aber an meinem Waldhause, daß ich auch stille lebe. Mein Vater ist Werinhart von Jugelbach, meine Mutter ist Benedicta von Aschach. Mein Bruder ist Gebhart von Jugelbach, der älteste Bruder Werinhart ist gestorben. Meine Gattin ist Wiulfhilt von Dornberg. Bertha ist unser einziges Kind. Der edle Mann Adelram von Aschach, unser Großvater, und der Vater unserer Mutter [ist ge] Benedicta ist gestorben, und das Erbe von Aschach mit Mauten und Gebühren diesseits und jenseits der Donau ist an unsere Mutter gekommen, weil Adelram keine anderen Kinder hatte. Da ist in dem Aschachwinkel der Ort Hilkering, der gehört den zwei edlen Brüdern von Schillingsfirst, und der ist der einzige, welcher nicht ein Theil der Erbschaft ist. Ich und mein Bruder Gebhart sind von dem Inn an die Donau nach Aschach herab gestiegen, und werden zwei Burgen bauen. Die eine werden wir auf dem Berge hinter dem Orte Hilkering bauen, und sie wird Stauf heißen, und die andere werden wir auf der Waldhöhe, die von Aschach gegen die alte Stadt Efferdingen geht, bauen, und sie wird Schauenberg heißen, weil sie in das Land über die Donau schaut, darin die Mihel fließt, und in das Land, dahin die Donau geht, und auf die Berge, die gegen der Steiermark sind. Die von Jugelbach sollen in Stauf und Schauenberg groß werden, und in die Geschike ihrer Länder hin ein wachsen. Jezt, Witiko kennt ihr unser Geschlecht. Nun will ich von der Genugthuung sprechen. Ihr habt in der Schlacht die rothe Waldrose auf dem weißen Schilde getragen, sehet, daß die Rose in die Geschike eurer Länder hin ein blühet, und dann kommt. Bis dahin ist Bertha von euch getrennt, und seid ihr von Bertha getrennt. Ist euch diese Genugthuung gerecht?"

"Sie ist mir gerecht," sagte Witiko, "ich danke euch für eure Worte[,]. Ich habe nie gedacht, Bertha anders zu gewinnen als so, und ich habe nie gedacht anders zu handeln, wenn auch Bertha nicht wäre."

"Thut so," sagte Heinrich, "und wenn eine Burg wird, in der die Rose ist, so denke ich, daß die Burg der Rose und daß Stauf und Schauenberg in [solcher] gleicher Größe und in Wohlvernehmen fort bestehen mögen. Ihr seid als Gast in meinem Hause immer willkommen. Jezt muß ich den Frauen verkünden, was wir gesprochen haben. Beurlaubet mich."

Er stand auf, Witiko stand auch auf, die Männer reichten sich die Hände, und Witiko verließ das Gemach.
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(Hier geht die Handschrift auf 246 weiter)1


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1 Vgl. in H S.246: Da er [von] [dem Vorsaale] etc.