Witiko

BZU206


(Beilage zu "Witiko" 206)


Als der Morgen des nächsten Tages angebrochen war, sahen sie die Feinde in ihrem Lager an der Wiese eifrig arbeiten. Bald sonderte sich ein Haufen Krieger ab, und ging in Schiffen über die Moldau in den rechten Burgfleken. Ihm folgten noch andere. Dann erhob sich Rauch an verschiedenen Stellen des Burgflekens, und Häuser brannten, und das Feuer wurde immer größer, und die Einwohner bestrebten sich, zu löschen.

Die Männer auf den Mauern schrien: "Die Thiere, die Scheusale, die Wölfe, wenn wir einen fangen, sollen wir ihn tödten, und keiner, wenn tausende in unsere Hände kommen, soll das Leben behalten.

Leute aus der Stadt rannten herzu, und riefen: "Diepold, lasse uns [alle] hinausgehen, und sie morden, vernichten, [und] vertilgen, und wenn es auch unser und aller deiner Krieger Tod wäre."

"Wir werden hinaus gehen, wie wir in der heutigen Nacht hinaus gegangen sind," sagte Diepold.

Die Herzogin ritt herzu. Sie war im Waffenkleide, ihr goldenes Haar dekte ein glänzender Helm, und in der Hand hatte sie ein gezogenes Schwert. Hinter ihr ritten mehrere Herren des Hoffes und andere Männer. Alle waren bewaffnet. Neben ihr ritt Dimut in ihre[n]m gewöhnlichen Waffenkleide.

"Diepold," rief die Herzogin, "ich bringe Krieger, und werde noch mehrere bringen, ich will eingereiht sein unter die Vertheidiger der Stadt."

"Hohe Herzogin," sagte Diepold, "es geschehe nach deinem Sinne.<">

Nun kamen auch Männer und Jünglinge der Stadt, und verlangten unter die Vertheidiger aufgenommen zu werden.

Diepold sagte es zu, und wies sie an Pläze zur Eintheilung.

Erst gegen den Abend sänftigte sich das Feuer, und in der Nacht wurde ihm Einhalt gethan.

Am vierten Tage darnach kamen die Feinde wieder gegen die Mauern. Sie waren um viele mehr als das erste Mal, und führten eine große Zahl von Wagen mit sich, auf denen Erkletterungsgeräthe, Leitern, Schilde, [Berg] Bergen, Dinge, um den Boden zu erhöhen, und anderes waren. Eine größere Menge von Bogenschüzen war aufgestellt, eine größere Menge von Männern rannte gegen die Mauern, und sie suchten mit größerer Heftigkeit und größerer Eifrigkeit empor zu dringen. Aber die Vertheidiger waren auch schneller und unermüdlicher, [dichter stürzten] in dichten Menge stürzten die Abwehren hinunter, in unzerbrochener Reihe flogen die Geschosse hinaus, und wenn man die Krieger wechseln wollte, ließen sie es nicht zu. Aus der Stadt rannten Menschen herbei, und trugen in ihren Händen oder in ihren Kleidern Steine, Ziegel, Eisen, Blei, daß es auf die Feinde geworfen würde, wenn etwa der Vorrath der Krieger nicht ausreichen sollte. Die Herzogin war mit ihrer Schaar auf den Zinnen, und eines Augenblikes ritt sie auch zu allen Kriegern. Ihre Augen waren glänzender und ihre Wangen röther als sonst. Dimut folgte ihr, und auch ihre Augen waren glänzender und ihre Wangen röther. Sie kam zu Jurik, der die Seinigen befehligte, sie kam zu Chotimir, der unter seinen Männern war. Sie grüßte und wurde gegrüßt. Sie kam zu Diwis, der seine Balkengerüste ordnete. Er grüßte sie ernst. Sie kam zu Lubomir, der unter seinen Zupenleuten stand, und dike Bolzen versendete. Er neigte sich ehrerbiethig. Sie kam zu Bolemil. Er saß neben der großen Schleuder, und befehligte. Seine Haube war ihm entfallen, und seine weißen Haare glänzten in der Luft. Er neigte sein Haupt vor der Herzogin, und fuhr fort zu befehlen. Sie kam zu dem Bischofe, der seine Männer leitete. Sie kam zu Milota. Sie kam zu den Waldleuten. Rowno trat einen Augenblik vor [und grüßte] zu grüßen. Die Männer des Waldes warfen Dinge gegen die Feinde, von denen man glaubt, daß sie von Menschenhänden nicht zu bewältigen sein könnten. Sie kam zu dem jungen Ben, zu Zdeslaw, Casta, und den weiteren. Die Feinde mußten von ihren Beginnen ablassen, Diepold verfolgte sie mit großen Schaaren, und tödtete viele, und ein Wehegeschrei und ein Geschrei des Zornes war unter den Verfolgten und Verfolgern.

Nun begannen die Feinde andere Arbeiten in ihrem Lager. Sie machten Wälle Bollwerke und Gräben gegen die Stadt, als wollten sie gegen die Veste eine zweite Veste errichten. Sie bauten Bergen aus Balken und Bäumen, und arbeiteten hinter den Bergen. Und wenn ein Werk aus Erde fertig war, so schoben sie die Berge näher gegen die Stadt, und vergrößerten das Werk. Sie gruben auch Gräben und Wälle, um sich in den Gräben der Stadt zu nähern.

Diepold ließ seine Mauern verbessern. Die Männer mauerten dort, wo sie schwach waren, eine zweite Mauer hinter der ersten, Verbalkungen, Bergen, Schuzwerke und neue Schleuderwerke wurden erbaut, und die Zimmerer, Schmiede, Pechgießer, Waffenmeister, Flechter, Pfeil- und Lanzendreher und alle, die in Pflicht genommen waren, arbeiteten rastlos.

Mit Greifzangen ließ Diepold Geräthe und Dinge, welche die Feinde an den Mauern gelassen hatten, herauf nehmen, und was man nicht herauf nehmen konnte, wurde durch Feuer zerzört.

Alle Wurfdinge, welche tauglich erachtet wurden, sandte man gegen die Feinde, und sie sandten ihre Wurfdinge gegen die Stadt. Und oft ging Diepold mit Kriegern aus den Seinigen aus der Stadt und kämpfte in dem Felde. Wenn er eine Stelle erkundigt hatte, die ihm eines Angriffes werth erschien,
(Hier folgt es in der Handschrift auf 206 weiter)1
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1 Vgl. in H S.206: machte er mit Kohle eu
ine Angrifszeichnung etc.