Witiko

BZU191


(Beilage zu 191 von Witiko)


Witiko brachte seine meiste Zeit bei den Waldleuten zu. Er unterrichtete und übte die, welche ihm untergeben waren, in allem Nothwendigen, und sie suchten es zu erlernen. Eine andere Zeit wendete er dazu an, [die Einsicht zu gewinnen] daß er die genaue Einsicht gewinne, was seine Führerschaft verlange, und wie die Vertheidigung werde geführt werden. Er ging zu den älteren Führern um Rath, und sie ertheilten ihn gerne, besonders [war] Lubomir [freundlich, und machte es öfter so, daß er]<,> der es öfter so einrichtete, daß Witiko zusehen konnte, wenn die Daudlebkrieger ihre Übungen [hatten] machten. Der alte Bolemil gab manche gute [Belehrung] Weisung. Auch zu den jüngeren Rittern ging Witiko öfter, und sie gingen zu ihm. Mehrere Male war er in dem Geleite des Herzoges, wenn dieser seine Umritte machte. Er besuchte die Kranken und Verwundeten, und war gerne bei Welislaw, der in einem Gemache der Hofburg war, und dort auf einem weichen Gesiedel lag oder [darauf] saß, oder auch an ein Fenster ging, um, so weit er konnte, zu sehen, welche Einrichtungen man treffe, von denen er auch [recht gerne] stets Erzählungen verlangte. Seine Verwundung ging schneller Genesung entgegen. In seiner Wohnung hatte es Witiko so, daß Raimund die Pflege derselben und die Wartung der Pferde besorgte, Jakob aber alles Auswärtige that, weil er dazu geschikter war.

Wenn seine Leute ihre Arbeiten verrichtet hatten, waren sie müssig, und so standen nun die Männer des Waldes oft in ihren groben Röken und schweren Stiefeln auf den Mauern der Stadt, und blikten auf das, was sie sehen konnten, besonders der Schmied in seiner grauen Filzhaube, dem grauen Roke, und den grauen Beinbekleidungen und den nägelbeschlagenen Stiefeln. Um seine Schulter hing die Keule, mit welcher er den Sohn Nacerats erworfen hatte. Seinem Neffen Urban war ein [|grobes|] grobleinenes Tuch über die Wunde gebunden, und so auch Christ Severin, dem Wollenweber. Tom Johannes den Fiedler, David den Zimmerer und Veit Gregor hatten sie bei den [milden] guten Frauen des heiligen Georg zur Pflege untergebracht.

Die Männer sahen nun da auf die lange Brüke der Moldau hinunter, auf die vielen Häuser der beiden Burgfleken, auf die Berge an dem Wasser, oder auf die Felder außer den Häusern. Dann blikten sie ganz nahe hinab auf die Kleider, welche die Leute hier trugen, auf die Pferde, wenn Reiter vorüber zogen, oder gar ein Wagen ging, und zeigten sich die Fügungen der Steine oder des Holzes, woraus die Häuser gebaut waren. Sie saßen auch sehr gerne auf vielerlei Gegenständen in dem Kreise herum, und erzählten sich von den Dingen, die sie durch zahlreiche Leute auf vieles Fragen hier erfahren hatten. Da stand auf einem Felsen an der Moldau, ehe ihre Wasser nach Prag kommen, die Burg Wysehrad. [Da] Als noch [[xxx] xxx] der anfängliche Wald alle diese Berge an der Moldau bedekte, ist sie gebaut worden, lange, bevor der Held Zaboy lebte und der Sänger Lumir. Und dann ist Krok gekommen, und hat auf der heiligen Burg seinen [Si] goldenen Siz gehabt [xxx]. Dann ist Libusa gewesen, die unter allen Schwestern sein liebstes Kind gewesen ist, und sie hat den Akersmann Premysl geheirathet, und sie hat den ersten Holzblok zu der Burg Prag aushauen lassen. Und [xxx] von ihr ist ein zahlreiches Geschlecht gekommen, und sie haben über die Völker gewaltet. Einer hat sich taufen lassen, da Christus geboren worden ist, und den heiligen Glauben in die Welt gebracht hat. Er hat der Herzog Boriwoy geheißen. Sein Enkel ist der heilige Wenzel gewesen, und seine Hausfrau [ist] die heilige Ludmila [gewesen]. Er hat die erste Kirche in Böhmen gebaut, in seiner Burg Hradec. Dann hat sogleich er die Kirche der heiligen Jungfrau Maria in der Burg Prag gebaut. In dieser Kirche hat der Herzog Wratislaw das Abschneiden der Haare seines Sohnes, des heiligen Wenzel, gefeiert, und sie bringt [noch am heutigen Tage den Gläubigen Heil.] bis heute Heil allen Gläubigen. Dann steht die hohe Kirche des heiligen Veit da. Sie ist mit Mühseligkeiten gebaut worden. Der heilige Wenzel hat sie gebaut, und der Bischof von Regensburg, Tuto, hat es ihm erlaubt. Und dann ist der Bischof Tuto gestorben, und, der nach ihm gekommen ist, der Bischof Michael hat sie geweiht. Sie hat von Gold und Silber gestrahlt[.], und war voll von Pracht<.> Und da sie zu klein war, hat sie der Herzog Spi[tihxxx]tihnew wieder nieder gerissen, und weit größer gebaut, und dann ist sie verbrannt, und ist abermals wieder aufgebaut worden, und dann hat ein Blizschlag den Thurm zerstört, und der Thurm ist wieder errichtet worden. [Sie hat viele Heiligthümer in sich.] Die größten Heiligthümer sind in ihr. Der deutsche König hat dem heiligen Wenzel einen Arm des heiligen Veit in sie geschenkt. Dann ist der Leib des heiligen Wenzel selber in [sie] ihr begraben worden, und es sind [seitdem] dann seit der Zeit viele Wunder geschehen. Und der Leib des heiligen Märtirers Adalbert ruht in ihr, und seine Meßgewänder sind in ihrer Schazkammer aufbewahrt, und der Leib des Märtirers Podiwen, des treuen Dieners des heiligen Wenzel ist in ihr begraben, und der Leib Radims, des Bruders des heiligen Adalbert. Sie kann die Menge der Menschen gar nicht fassen, wenn das Fest des heiligen Wenzel ist, und auch Kranke um Genesung aus fremden Ländern herbei kommen, und wenn das Fest des heiligen Adalbert [ist und sie ist] gefeiert wird. Diese Kirche ist die heiligste Kirche in dem ganzen Lande Böhmens. Dann ist noch die Kirche des heiligen Georg. Sie ist noch früher gebaut worden als die Kirche des heiligen Veit. Es hat sie schon der Sohn des getauften Herzogs Boriwoy, der Vater des heiligen Wenzel, der Herzog Wratislaw gebaut. Er ist sodann in ihr begraben worden, und der Leib seiner Mutter, der heiligen Märtirerin Ludmila ruht auch in ihr. Neben ihr steht das Kloster der frommen Frauen des heiligen Georg, wo jezt die Verwundeten gepflegt werden. Dann ist der große Begräbnißplaz, [wo] allhier wo Priester und Herzoge und Herren [ruhen] liegen, und wohin der Herzog Bretislaw begraben zu werden verlangte, [der] da er in dem Walde von Bürgliz [|ermordet|] zu Tode gestochen worden ist. Vor der Kirche des heiligen Veit steht unter dem freien Himmel der steinerne Stuhl des Herzogs. Er ist tausend Jahre in der Burg Wysehrad gestanden, und ist dann mit sechzehn Pferden und acht Ochsen in die Burg Prag geführt worden. Der Herzog von Böhmen und Mähren legt schlechte Gewänder und die Bastschuhe des Akersmannes Premysl, die in der Kammer der Burg Wysehrad aufbewahrt werden, an, damit er sich seines Ursprunges erinnere, und dann wird er mit schönen Gewändern bekleidet, und auf den steinernen Fürstenstuhl gesezt, und dadurch wird er erst der Herzog. Darum wollen die von Mähren den Fürstenstuhl gewinnen. Und neben dem Fürstenstuhle steht die Hofburg des Herzoges, darin er in Pracht und Herrlichkeit lebt, und von dem Söller derselben werden Münzen unter das Volk geworfen, wenn der Herzog den Fürstenstuhl besteigt. Und dann ist das Haus des Bischofes, welches der Bischofsthurm heißt, und die Häuser des Propstes<,> der Kirchenherren, der Kirchendechante, [des Propstes] und der Priester und der Diener, daß sie den Gottesdienst in Prag, das über [die] alle Länder herrscht, feiern. Dann [ist d] sind die Häuser des Hofzupanes, des Hofrichters, des Hofkämmerers, des Hofkanzlers, des Hofjägers, des Truchsessen, des Marschalles, des Schenken, und mehrerer Herren und Männer, und dann noch viele, in denen die Herren wohnen, und ihre Hausfrauen und die schönen Jungfrauen, die sich zeigen.

So erzählten sich die Männer untereinander von den Dingen, die um sie waren.

Oft gingen einzelne [der Männer] oder mehrere zugleich zu ihren Genossen, die bei den milden Frauen gepflegt wurden, sie zu trösten.

Eines Tages verlangte Sebastian, der Schuster von Plan, daß ihm Witiko gestatte, nach Plan zu gehen, um sich nothwendige Dinge zu holen, er werde schon zurük kehren, wenn man ihn braucht.

Witiko sagte: "Du weißt, daß der Herzog gesagt hat, jeder dürfe gehen, also gehe."

Sebastian ging nun über den Berg hinunter, über die Brüke, durch den Bürgfleken, und gegen den Wysehrad [dahin.] hinaus.

Nach mehrerer Zeit kam der Späher Wladiwoy, der mit Reitern weit in das Land geritten war, zurük.

Der Herzog versammelte die Kriegsherren. Wladiwoy mußte [vor sie] herbei kommen, und seine Nachrichten verkündigen.

Er sprach vor der Versammlung:

(Hier folgt die Handschrift weiter in 193.)1
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1 Vgl. in H S.193: "Hohe Herren! Wir sind etc.