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Dr. Anna Seidel
Institut für Germanistik
Innrain 52
A-6020 Innsbruck

Telefon: +43 512 507-41380
E-Mail: Anna.Seidel@uibk.ac.at


Zur Person|Lehre|Forschung|Publikationen|Vorträge & Workshops|SFB-Projekt


Forschung

Forschungsschwerpunkte

  •  Avantgarden und Avantgardismus, Manifeste
  •  Feminismen, v. a. Popfeminismus
  •  Popkultur
  •  Zeitschriften

Projekte

  • Postdoc-Projekt: Illustrierte Stilbildung in den Zeitschriften der Weimarer Republik.  Feuilletons – Ratgeber – Reklame (Arbeitstitel)
  • tba

  • gemeinsam mit Alix Michell (Studienleitung für Kunst, Kultur, Digitales und Bildung, Evangelische Akademie Tutzing): Tagungsorganisation „No Future! Die Negation von Zukunft als produktives Moment" an der evangelischen Akademie Tutzing (25.-27. November 2022):
    • Der Untergang der Menschheit, da war sich Friedrich Dürrenmatt sicher, sei „nicht mehr eine bloße Hypothese, technisch ist er möglich geworden." Dabei beschreibt Dürrenmatt gegen Ende des letzten Jahrhunderts, was uns heute wieder so drohend vor Augen steht: Eine Welt, vom Menschen ausgezehrt, eines Tages für den Menschen unbewohnbar. Und dann, das Ende der Welt?

      Das bei aller Not noch optimistische Fridays for Future scheint mittlerweile abgelöst durch Last Generation. Prepper bereiten sich auf die Katastrophe vor, packen den Rucksack, nur für den Fall. Dabei ist die Angst vor dem drohenden Weltuntergang wahrlich kein postmodernes Phänomen.

      Nicht nur der Punk als Zeitgenosse Dürrenmatts lebte mit der Parole des „No Future". Auch im Expressionismus konnte man angesichts der traumatischen Erfahrungen des Ersten Weltkrieges kaum anders als zu vermuten, die Menschheit und die Welt mit ihr kämen zu einem sicheren Ende. Und wer kann es den traumatisierten Zukunftszweifler:innen ver-übeln: Ist in der Apokalypse, die Gott laut Offenbarung auf seine versündigten Menschen niederfahren lässt, nicht die Rede von Hagel und Feuer, mit Blut vermengt? Und kommen uns nicht auch die weiterhin genannte verbrannte Erde, die verbrannten Bäume und alles grüne Gras verbrannt bekannt vor?

      Tatsächlich ist die Idee der Apokalypse noch älter als das Neue Testament, selbst in der Antike finden sich schriftliche Zeugen der Angst vor dem Schlimmsten. Doch durch alle Zeiten und Genres hinweg erstarren die Menschen nicht in der Befürchtung des Weltendes. Vielmehr scheint eben diese Furcht immer wieder kreative Impulse freizusetzen. In Text, Bild und Ton setzen sich die Menschen mit ihren Ängsten auseinander und verwandeln sie in Kunst, finden Trost oder zumindest Ventil.

      Dem wollen wir in der Tagung „No Future! Die Negation von Zukunft als produktives Moment" nachgehen. Wir freuen uns, wenn Sie dabei sind und mitdiskutieren – oder um es mit Johnny Rotten zu sagen: „Don‘t be told what you want / Don‘t be told what you need / There‘s no future, no future / No future for you."

    • Programm hier.
  • Dissertation: Retroaktive Avantgarde. Manifeste des Diskurspop.
      betreut durch Prof. Dr. Moritz Baßler und Prof. Dr. Carrie Smith; eingereicht am 5. August 2020, verteidigt am 7. Januar 2021, Prädikat: Summa cum laude.

Knapp 100 Jahre nach dem ersten futuristischen Manifest (1909), das den Auftakt für eine ganzen Reihe avantgardistischer Programmschriften bedeutete, bedienen sich deutschsprachige Pop-Gruppen wie Tocotronic, Locas In Love und Ja, Panik erneut der Textsorte. Anders als die Avantgarde-Bewegungen des 20. Jahrhunderts verkünden sie am Anfang des 21. Jahrhunderts allerdings keine zukunftsweisenden, ästhetischen Innovationen. Geht es also um Kampfansagen gegen das Establishment, wie sie etwa noch Ton Steine Scherben mit ihrem Manifest „Musik ist eine Waffe!“ (1970) verkünden? Die Titel der Texte, etwa „Kapitulation (ein Manifest)“ (2007) und „The Angst and the Money“ (2009), scheinen das zu verneinen. Auch sind sich die Manifestierenden darüber im Klaren, dass Pop in den Nullerjahren längst ökonomischen Verwertungslogiken unterliegt. In kulturpoetischen Text-Kontext-Analysen wird aufgezeigt, was es mit den Pop-Manifesten auf sich hat, die in den Spannungsfeldern zwischen Kampf und Verweigerung, Innovation und Retromanie, Pop und Politik, Ästhetik und Verkrampfung sowie Kapitalismuskritik und Business zu verorten sind. Hierfür wird ein breites Archiv an Pop-Manifesten, ihren Prä- und Kontexten in dieser Fülle zum ersten Mal überhaupt erschlossen. Es zeigt sich, dass die Manifeste als Scharnierstellen zu beschreiben sind zwischen einer Vergangenheit mit Zukunftspotential und einer Gegenwart, die diese Zukunft nicht (mehr) emanzipatorisch wirksam imaginieren kann. Das ist die retroaktive Avantgarde.

  • gemeinsam mit Prof. Dr. Michael Custodis (Institut für Musikwissenschaft, Westfälische Wilhelms-Universität Münster), Prof. Dr. Moritz Baßler (Germanistisches Institut, Westfälische Wilhelms-Universität Münster), Dr. Thomas Mania (rocknpopmuseum Gronau) u. a.: Ausstellungsvorbereitung Ludwig lebt! Beethoven im Pop , Eröffnung: März 2021

    • Katalog/Sammelband siehe hier;
    • Ausstellung siehe hier .
  • gemeinsam mit Prof. Dr. Carrie Smith (University of Alberta, Edmonton):
    Workshop-Organisation „Akademie und Aktivismus“ an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (20. November 2018)

Im Workshop soll es zunächst um die Schnittstellen zwischen Akademie und feministischem Aktivismus gehen. Weiter sollen diese beiden Felder dann mit der Methode der research-creation zusammengedacht werden. Ziel ist es, Akteur_innen zusammenzubringen, die beide Felder quasi in Personalunion vereinen, um mit ihnen diesen produktiven Zugang zu Wissensproduktion und -vermittlung für das eigene Arbeiten zu diskutieren.
Die beiden Felder Akademie und Aktivismus stellen verschiedene Ansprüche an ihre Akteur_innen. Verlangt das akademische Arbeiten eingebunden in institutionalisierte Strukturen nach Objektivität und Integrität, zeichnet sich aktivistisches Arbeiten häufig ebenfalls durch Integrität, aber auch durch einen subjektiven Zugang in zum Teil eher sub- oder gar gegenkulturellen Kontexten aus. Die akademische Arbeit beeinflusst die aktivistische Perspektive und umgekehrt – das gilt sicher nicht exklusiv, aber eben auch in feministischen Zusammenhängen, die hier im Fokus stehen sollen.

Am Workshop nehmen Teilnehmer_innen verschiedener Perspektiven aus Kanada, Schweden, Österreich und Deutschland teil. Das Projekt wird gefördert durch das DAAD-Programm IP@WWU sowie das Büro für Gleichstellung der Westfälischen Wilhelms-Universität.

  • gemeinsam mit Moritz Baßler, Philipp Pabst und Hannah Zipfel (Germanistisches Institut, Westfälische Wilhelms-Universität Münster): Workshop-Organisation „Pop & Archiv“ an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (08.-10. Februar 2018)

Dass ,Pop’ und ,Archiv’ zwei Kategorien darstellen, die in enger Beziehung zueinanderstehen, ist vor allem aus literaturwissenschaftlicher Perspektive evident. So haben Studien zur Pop-Literatur der 1990er-Jahre gezeigt, dass die Texte in umfangreichem Maße Verfahren der Archivierung nachgehen. Neben der Tatsache, dass Pop in unterschiedlichen Medienformaten Material aus anderen Zeichensystemen archiviert („an art about signs and sign systems“, Alloway 1974), soll der Workshop dem Umstand Rechnung tragen, dass Pop mittlerweile selbst zum Gegenstand von Archivierung, Institutionalisierung und Musealisierung geworden ist. Pop-Ausstellungen gehören zum festen Bestandteil der Museumsprogramme, auf Revivalkonzerten kann man greise Popkünstler_innen bestaunen, Archive sichern die kostbaren Materialbestände, von Zeitschriften und Fanzines bis zu historischen Konzertkarten und Pop-Reliquien. Geschichtliche Überblicke versuchen, aus dem einst widerständigen Phänomen Pop eine große, gefügige Erzählung zu machen.
Daher lautet eine weit verbreitete Position in Musikpresse und Forschung: Pop, der seit seinen Anfängen in den 1950er-Jahren in einem Modus des progressiven 'Jetzt' operiert (Schumacher 2003) und sich einem ,Imperativ des Weiter’ verschrieben hat (vgl. Diederichsen 2010), leidet unter einem Erschöpfungssyndrom, habe sich überlebt und sei vielleicht gar an ein Ende gekommen. Neue Begrifflichkeiten werden ins Spiel gebracht: Seien es Post-Pop, After Pop oder – in Anlehnung an Diederichsens Historisierung – Pop III. Statt optimistisch in eine irgendwie besser geartete Zukunft zu schauen, richtet sich der Blick zurück oder verharrt in einem digitalen, gespenstisch-endlosen Jetzt ohne Zukunftsmöglichkeit. Die Musikkritiker Simon Reynolds und Mark Fisher sprechen dabei von „Retromania“ (2011) bzw. „Hauntology“ (2014).
Welche Konsequenzen ergeben sich aus dieser Konstellation? Wie verändert sich der Modus der Archivierung im Pop? Inwiefern reflektiert Pop seinen Status und seine eigene Geschichte, welche Umgangsweisen mit dem Phänomen ,Zeit’ lassen sich zum Beispiel beobachten? Und nicht zuletzt: Wie können die institutionellen Archive zur Diskussion dieser Fragen beitragen?
Von solchen Fragen ausgehend sollen im Workshop kulturtheoretische Überlegungen zum Verhältnis von Pop und Archivierung mit archivpraktischen Fragestellungen und Problemen in einen Dialog treten. Der Workshop ist also zweigeteilt. Ziel ist es, Strukturbildung im Bereich der Pop-Forschung zu intensivieren und Vertreter_innen aus der Archivpraxis mit Pop-Forscher_innen für künftige Projekte zu vernetzen. So findet der Workshop in enger Kooperation mit dem Archivnetzwerk Pop statt, zu dem auch das Pop-Archiv des Germanistischen Instituts der WWU Münster zählt. Das Archivnetzwerk Pop wurde als Verbund deutscher Archive gegründet, die sich der Bewahrung, Pflege und Präsentation popkultureller Quellen wie z.B. Zeitschriften, Tonträgern, Plakate usw. widmen. Neben dem Münsteraner Archiv sind folgende Institutionen beteiligt: Archiv der Jugendkulturen e.V. Berlin, das Lippmann + Rau-Musikarchiv Eisenach, Rock’n’Popmuseum Gronau, das Archiv für populäre Musik im Ruhrgebiet e.V. Dortmund und das Musikarchiv NRW Köln.

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