Archäologie, Landschaftsgeschichte und Bodenkunde im Fotschertal (Sellrain, Tirol)
Teilprojekt:Stratigraphisch-bodenkundliche Befunde im Umfeld des Ullafelsens und ihre landschaftsgeschichtliche Interpretation
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Projektzeitraum: | Ab 1999 | ||||||
Seit Sommer 1999 werden im Rahmen des archäologischen Projekts „Mittelsteinzeit Ullafelsen" auch bodenkundlich-stratigraphische Untersuchungen durchgeführt. Ausgangspunkt dafür war ein auffälliger Befund in zahlreichen Grabungsprofilen, nämlich eine hellgraue Lage (LL = light layer), die sich in einigen Merkmalen von Eluvialhorizonten der Podsole deutlich unterscheidet. Die LL ließ sich auch in Bodenprofilen abseits der archäologischen Grabung nachweisen und wurde sowohl im Gelände als auch laboranalytisch genauer untersucht (Korngrößen, pH-Wert, Humusgehalt, optische Dichte, Austauschkapazität, Gehalte an C, P, Fe, Al, Mn und mikromorphologische Struktur). Die Resultate weisen überwiegend darauf hin, dass es sich bei der LL um eine äolische, mineralische Ablagerung handelt. Die Position der archäologischen Funde (Feuersteinabschläge) und mehrerer, mit 14C-Methode datierter Feuerstellen direkt oberhalb der LL belegt, dass diese Lage älter als 9.500 BP sein muss. Durch diesen chronologischen Fixpunkt lassen sich vier Phasen unterschiedlicher bodengenetischer und sedimentologischer Prozesse ableiten: (1) Der Ullafelsen wird am Übergang Älteste Dryas/Bølling eisfrei und ist mit glazialem und glazifluvialem Lockermaterial bedeckt. (2) Erste tiefgründige Bodenbildung fand in den klima- und vegetationsbegünstigten Phasen Bølling und Allerød statt. (3) Der äolische Eintrag an mineralischem, glimmerreichem Material dürfte gegen Ende der Jüngeren Dryas stattgefunden haben, als großflächige Ausblasungsgebiete unterhalb des Roten Kogels eisfrei geworden waren. (4) Wie die jüngste Überdeckung der LL belegt, finden äolische Einwehungen auch im Holozän noch statt, allerdings mit etwa fünf- bis zehnfach geringerer Sedimentationsrate. Einige
Detailfragen zu dieser Prozessabfolge konnten
noch nicht geklärt werden, so dass weitere
Untersuchungen zum Phänomen der LL und ihrer
landschaftsgeschichtlichen Einbindung im Gange
sind. Womöglich kann die LL als Leithorizont,
der in etwa die Grenze Späglazial/Holozän
markiert, auch in anderen Gebieten der Alpen
entdeckt und für das Verständnis der
Landschaftsgeschichte nutzbar gemacht werden.
Der Ullafelsen mit Grabungszelt ![]() Das Profil vom Ullafelsen zeigt den Verlauf der LL, der eher einem äolischen Sediment als dem Eluvialhorizont eines Podsols entspricht (Foto: C.Geitner) ![]() Archäologische Grabung am Ullafelsen mit Grabungszelt (Foto: D.Schäfer) |