Rahmenprogramm
The Noise of Medicine:
Transdisziplinäre Perspektiven auf akustische Phänomene in der Medizin
Medical-Humanities-Tagung, Innsbruck (online), 10.-12. Juni 2021
10.06.2021 | 19:00-21:00 Uhr: Interaktive Abendveranstaltung Echos
11.06.2021 | 18:00-19:00 Uhr: Virtuelle Führung AUDIOVERSUM Science Center

Wie klingt das Krankenhaus, das bei aufmerksamem Hinhören zum Resonanzraum und zum „Geschichtenhaus“ (Wagner 2016, 59) wird? Wie geräuschvoll ist ein biomedizinisches Labor? Was bedeutet medizinische Risikokommunikation in der Praxis? Diese und andere Fragen werden von einem dreistimmigen Podium aufgeworfen, das den Versuch unternimmt, akustische Phänomene (in) der Medizin auf unterschiedliche Weisen hörbar zu machen und aufeinander zu beziehen.
Foto © commons.wikimedia.org / Raumtexte by Heinz Gappmayr, Hauptbibliothek Wien 04
Es lesen und diskutieren:
David Wagner liest aus seinem Bestseller Leben, ein formal äußerst origineller, autobiographisch inspirierter Text, der um eine Lebertransplantation kreist. Die Zeit im Krankenhaus – diesem "Geschichtenhaus", wie der Erzähler treffend bemerkt – sensibilisiert nicht nur für das Hören, sei es auf unbekannte Geräusche, sei es auf die fragmentarischen Lebensberichte der Bettnachbarn, sondern bedeutet auch eine Auseinandersetzung mit dem eigenen (Über-)Leben.
Der Roman wurde mit dem Preis der Leipziger Buchmesse 2013 und dem Best Foreign Novel of the Year Award 2014 der Volksrepublik China ausgezeichnet.
Zur Person
David Wagner wurde 1971 geboren. Er studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaften in Bonn, Paris und Berlin. 2014 war er Friedrich-Dürrenmatt-Professor für Weltliteratur an der Universität Bern, im Jahr 2017 Writer in Residence an der Universität Innsbruck. Im Jahr 2000 erschien sein Roman Meine nachtblaue Hose, es folgten u.a. die Bücher Spricht das Kind, Vier Äpfel und Welche Farbe hat Berlin, Sich verlieben hilft, Über Bücher und Serien und Ein Zimmer im Hotel. Zuletzt erschien Der vergessliche Riese, ein Text, der sich der Alzheimer-Krankheit widmet. 2019 wurde Wagner mit dem Bayrischen Buchpreis ausgezeichnet.
Foto: © Rowohlt, Linda Rosa Saal
Gabriele Werner-Felmayer möchte in ihrem Impuls drei Geräuschwelten im Umfeld der Medizin näher betrachten und auch mit kurzen Hörproben unterlegen: das biomedizinische Forschungslabor, die Intensivstation und die Palliativstation. Während in der Intensivstation der Lärm von Maschinen dominiert, phasenweise sogar in gesundheitsschädlichem Ausmaß, überwiegt auf der Palliativstation die Stille, ein Klappern hier, gedämpfte Stimmen dort. Auch im biomedizinischen Forschungslabor herrschen die Geräusche von Maschinen vor, doch meist sind sie gedämpft, ein Zischen, ein Blubbern, der Klang emsiger Geschäftigkeit. Dabei soll der Frage nachgegangen werden, wie Menschen in diesen Geräuschwelten vorkommen und was dies über Medizin und den Stellenwert von Wohlbefinden und Gesundheit möglicherweise aussagt.
Zur Person
Gabriele Werner-Felmayer ist Biologin und kommt aus der medizinischen Grundlagenforschung. Sie ist assoziierte Professorin für medizinische Chemie an der Medizinischen Universität Innsbruck. Ihre Forschungsinteressen betreffen die ethischen und soziokulturellen Dimensionen der Medizin, insbesondere im Kontext von neuen Technologien. Gabriele Werner-Felmayer ist seit 2017 Mitglied der Österreichischen Bioethik-Kommission beim Bundeskanzleramt und gehört dem wissenschaftlichen Beirat des FZ Medical Humanities in Innsbruck an.
Foto: © D. Bullock/MUI
Zur Person
Patrick Golger (geb. Kindermann) ist seit 1993 im Rettungsdienst tätig. Seit 2012 arbeitet er für die Rotes Kreuz Tirol Rettungsdienst GmbH im Qualitätsmanagement, Schwerpunkt Patientenanliegen (= Aufklärung und Beratung von Patienten und Angehörigen nach erfolgtem Rettungsdiensteinsatz) und Nahtstellen (= Optimierung Zusammenarbeit Rettungsdienst und Krankenhäuser in Tirol).
Foto: © Patrick Golger
Moderiert wird die Veranstaltung von:
Zur Person
Anna Magdalena Elsner ist Assistenzprofessorin für französische Literatur und Kultur an der Universität St. Gallen und Associate Member des Centre for Humanities and Health am King's College London. Sie beschäftigt sich mit den komplexen Verflechtungen zwischen Literatur und Medizin und schreibt momentan an einem Buch über die Palliative Care in der zeitgenössischen französischen Literatur, Philosophie und Photographie. Sie hat umfangreich zur französischen Literatur und Philosophie des 20. und 21. Jahrhunderts, sowie dem zeitgenössischen Dokumentarfilm, publiziert und hat sich in diesem Rahmen immer wieder mit den kulturellen und sprachlichen Dimensionen von Sterben, Schmerz, Krankheit und Medizin beschäftigt.
Foto: © Anna Elsner, https://annaelsner.com/
Das AUDIOVERSUM ist die interaktive, akustische Erlebniswelt zur Faszination Hören in Innsbruck. Als Science Center verbindet es Medizin, Technik, Bildung und Kunst und fasziniert Besucherinnen und Besucher aus dem In- und Ausland. Multimediale Installationen, in Kooperation mit dem renommierten Ars Electronica Center Linz entwickelt, laden zum Mitmachen ein und schärfen die Sinne.
Foto: © Ascher/AUDIOVERSUM
Im Rahmen von Sonderausstellungen unter den Rubriken GEHÖRT GEWUSST und GEHÖRT GESEHEN stehen gezielte Wissensvermittlung und zeitgenössische Formate im Mittelpunkt. Initiator des Science Centers ist MED-EL, das weltweit führende Unternehmen implantierbarer Hörsysteme.
Foto: © MED-EL AUDIOVERSUM

Text: AUDIOVERSUM Science Center Innsbruck