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Ein Blick hinter die Kulissen: Kathrin Eberharter, Projektmitarbeiterin der Language Testing Research Group Innsbruck (LTRGI)

Aus MitarbeiterInnen des Projekts „Standardisierte Reife- und Diplomprüfung in den Lebenden Fremdsprachen SR(D)P“ bildete sich im Jahr 2015 die Language Testing Research Group Innsbruck (LTRGI). Kathrin Eberharter ist Teammitglied der ersten Stunde und berichtet aus ihrem Alltag.
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Auch wenn sich unsere Experimente meist hinter verschlossenen Türen abspielen, berichte ich gern öffentlich von unserer Forschung [Foto: Elisa Guggenbichler].

Seit mehr als 10 Jahren bin ich Mitarbeiterin an der Universität Innsbruck und in dieser Zeit haben sich meine Tätigkeitsbereiche und Schwerpunkte immer wieder dynamisch verändert. Vielleicht ist deshalb diese Zeit für mich so schnell verflogen. Während meines schulpraktischen Jahrs am BG/BRG Sillgasse begann ich im Rahmen des Projekts „Standardisierte Reife- und Diplomprüfung in den Lebenden Fremdsprachen“ SR(D)P unter der Leitung von Dr. Carol Spöttl als Projektmitarbeiterin. Ich betreute einerseits unterschiedlichen Phasen der Aufgabenerstellung und andererseits die Vor- und Nachbereitung der Feldtestungen. Zur selben Zeit absolvierte ich ein berufsbegleitendes Master Studium zu Language Testing an der Lancaster University. Zwischen 2013 und 2017 konnte ich als PraeDoc am Institut für Fachdidaktik Einblicke in die Strukturen der Universität und vor allem auch in die Lehre gewinnen. In dieser Zeit begann ich mein PhD Studium in Lancaster; meine Dissertation ist der Bewertung mündlicher Prüfungen gewidmet. Seit 2017 bin ich im Rahmen unterschiedlicher Projekte für LTRGI als Mitarbeiterin tätig. Meine Arbeitszeit teilt sich zu fast gleichen Teilen zwischen der Universität und dem Institut für Sozialpädagogik in Stams auf, wo ich mit viel Freude das Fach Englisch Lernhilfe unterrichte.

Wie Livia Rößler bereits in einem früheren Beitrag zur Reihe „Ein Blick hinter die Kulissen“ schilderte, sind die Herausforderungen, ein Drittmittelprojekt zu akquirieren und zu betreuen, äußerst groß. Im Rahmen der letzten Jahre hat LTRGI mit sehr unterschiedlichen Partnerorganisationen zusammengearbeitet (z.B. mit dem österreichischen Bildungsministerium, Pädagogischen Hochschulen, TestDaF, mit SkillsFuture Singapore, Cambridge Assessment English und dem British Council). Jedes Projekt bringt seine ganz eigenen Bedingungen, Abläufe, Zeitpläne und Veröffentlichungsstrategien mit sich, mit denen wir gelernt haben, flexibel umzugehen.

Zwei Projekte, die mir besonders am Herzen liegen, möchte ich an dieser Stelle näher vorstellen. Im Dezember 2019 kam das Validierungsprojekt zum Prüfungsteil „Schreiben“ im Cambridge English Linguaskill Test mit Einreichung des Abschlussberichts vorläufig zu einem Ende. Im Zuge dieses Projektes entwickelten wir ein Experiment, das mit 30 ProbandInnen an unserem Eyetracker durchgeführt wurde, und durch eine Kombination von Think-Aloud-Berichten, Keystroke-Logging, Textanalyse und Eyetracking detailreiche Einblicke in fremdsprachliche Schreibprozesse gewährte. Die besondere Herausforderung lag in der Konzeption und dem Programmieren des Experimentes als auch in der zeitnahen Auswertung der prozessbasierten Daten. Die Forschungsfragen fokussierten zum einen auf Aspekte der Testmethodik, doch sahen wir in den Ergebnissen auch klar ein Potential für die Didaktik des fremdsprachlichen Schreibens.

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Lebhafter Austausch mit TeilnehmerInnen am EALTA Pre-Conference Workshop zum Thema Bewertungsskalen. (Dublin, 2019) [Foto: Carol Spöttl].

Ein zweites, völlig anderes Projekt fand im Dezember 2019 mit der Veröffentlichung eines Artikels in der internationalen Online-Fachzeitschrift Plos One der Public Library of Science einen erfreulichen Abschluss. In Kooperation mit der Rehabilitationsklinik Münster und den Instituten für Neurologie und Neuroradiologie der Medizinischen Universität in Innsbruck führten wir ein quasi-experimentelles Forschungsprojekt durch, bei der die Lernerfolge in Englisch von gesunden ProbandInnen und Menschen mit multipler Sklerose untersucht und verglichen wurden. Für dieses Vorhaben mussten wir sowohl das didaktische Konzept samt Kursinhalten, die Materialien als auch die Messinstrumente für das Screening und die Prä- und Postmessungen in enger Kooperation mit den Partnerinstituten erstellen und darüber hinaus auch noch die Sprachkurse an der Universität durchführen. Ausgehend von den Referenzmessungen in den sprachlichen Bereichen Wortschatz, Hörverstehen und Sprechen war es den Partnern an der Medizinischen Universität möglich, eine Zunahme an Dichte in bestimmten Hirnregionen in den bildgebenden Verfahren (Magnetresonanztomographie, MRT) zu modellieren. Das Projekt konnte nachweisen, dass gesunde ProbandInnen und Menschen mit multipler Sklerose gleichermaßen Sprachkenntnisse erwerben und potentiell an kognitiver Resilienz zugewinnen. Dieses Projekt verbindet auf spannende Weise Aspekte der Fremdsprachendidaktik mit dem Messen von Sprachkompetenzen. Derzeit arbeiten wir an weiteren Veröffentlichungen und an Anträgen für Folgeprojekte. Wir erhoffen uns, in weiteren Studien näher untersuchen zu können, ob das Lernen einer Fremdsprache rehabilitatives Potential für Menschen mit multipler Sklerose darstellt.

Die schönsten Seiten meines Berufs sind zum einen das intensive Arbeiten innerhalb eines großartigen Teams bei der Planung und Durchführung von Summer/Winter Schools, bei Workshops und Projekten als auch bei der Umsetzung vielfältiger Veröffentlichungsstrategien. Kaum ein Projekt, das LTRGI in den letzten Jahren angenommen und abgewickelt hat, könnte allein bewältigt werden. Dies ist einerseits dem Umfang der Projekte aber auch den vielfältigen Profilen aller MitarbeiterInnen geschuldet. Die Expertise, die wir uns durch die Forschung erarbeiten, tragen wir wieder über sehr viele Wege nach außen. Zum einen stehen wir durch unsere Teilnahme an nationalen und internationalen Kongresse in einem regen Austausch mit FachkollegInnen. So waren die Kongressreisen nach Bogotá (2018) und Atlanta, USA (2019), wo ich meine PhD-Forschung präsentierte, für mich wichtige persönliche Highlights. Zum anderen ist das Abhalten von Fortbildungsveranstaltungen für Lehrpersonen sowie die Mitwirkung in ExpertInnengremien eine gleichsam herausfordernde und wertvolle Ergänzung zum „Tagesgeschäft“ der LTRGI.

Unsere professionelle Arbeit stärkt und erweitert meines Erachtens die Forschungstätigkeit des Instituts für Fachdidaktik in besonderem Maße. Während manche Projekte starke Bezüge zu Unterricht und Leistungsbeurteilung im Schulkontext aufweisen, fokussieren andere Projekte stärker auf die Grundlagenforschung im Bereich des fremdsprachlichen Schreibens oder Hörens. Im Zentrum stehen dabei stets aktuelle fachdidaktische Fragestellungen unter Verwendung von state-of-the-art-Forschungsmethoden der angewandten Sprachwissenschaft.

Updates zu unseren vielseitigen Aktivitäten und Veröffentlichungen gibt es sowohl auf unserer Webseite https://www.uibk.ac.at/dis/ltrgi/news/ als auch auf unserem Twitter Account @LTRGInnsbruck.

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Kleiner Umtrunk anlässlich des BritInn-Besuchs von Luke Harding (Luke, Benjamin Kremmel, Eva Konrad, Franz Holzknecht, Kathrin Eberharter und Carol Spöttl, v.l.n.r.) [Foto: Sigrid Hauser].
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