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Ein Blick hinter die Kulissen: Khalid El Abdaoui, Senior Lecturer am Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik

Khalid El Abdaoui arbeitet seit März 2017 als Senior Lecturer am ersten österreichischen Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik in Innsbruck. In seiner Forschung beschäftigt er sich sowohl mit klassischen als auch modernen Ansätzen der islamischen Theologie, Philosophie und Ethik.

khalid_elabdaouiMein Name ist Khalid El Abdaoui, seit März 2017 bin ich als Senior Lecturer am ersten österreichischen Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik in Innsbruck tätig. Das freut mich besonders deshalb, weil ich noch 2011/12 als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem Projektteam an einem Konzept für theologische Fakultäten in Österreich mitgearbeitet hatte – damals war das jedoch noch Zukunftsmusik gewesen. Die Forschungsarbeit zu diesem Projekt wurde unter dem Titel „Islamische Theologie in Österreich. Institutionalisierung der Ausbildung von Imamen, SeelsorgerInnen und TheologInnen“ veröffentlicht (Peter Lang Verlag, Wien 2013).

Geboren bin ich 1973 in Safi/Marokko, was mir durch die zweisprachige Schulbildung in Arabisch und Französisch einen sehr natürlichen Umgang mit Vielsprachigkeit ermöglichte, den ich mit dem Studium und ersten Abschluss als diplomierter Wirtschaftsinformatiker (FHTW Berlin) noch auf die deutsche Sprache erweitern konnte. Mein zweites Studium schloss ich mit einem Magister in der vergleichenden Religionswissenschaft, Soziologie und Politologie an der Goethe-Universität Frankfurt/Main ab und habe in meiner Promotionszeit und den damit verbundenen interdisziplinären Vernetzungen und Lehraufträgen in Frankfurt, Innsbruck und Wien fast alle meine Fachkontexte als sehr bereichernd auch für meine zusätzliche Disziplin der islamischen Theologie empfunden. Meine Dissertation legte ich 2016 im Bereich der islamischen Bildungswissenschaft an der Universität Wien vor und wurde dafür 2017 mit dem Dissertationspreis der Universität Wien ausgezeichnet.

Während der Promotion arbeitete ich als Universitätsassistent am Institut für Islamische Studien der Universität Wien und war unter anderem auch mit der Entwicklung des Curriculums eines Bachelor-Studienganges „Islamische Theologie“ sowie mit der Konzeptualisierung des Arabisch-Unterrichts speziell für Theologie-Studierende betraut. In Innsbruck liegt der Schwerpunkt meiner Tätigkeit am Institut nun auf der Lehre und Mitarbeit bei der Koordination von Lehrmodulen sowie der didaktischen Weiterentwicklung der Lehre am Institut.

Bei der Entstehung eines gänzlich neuen Fachkonzepts in Europa aktiv mitwirken zu können – konzeptionell und praktisch – ist für mich ein großes Privileg! Wer darf so etwas schon erleben? Die neuen Entwicklungen habe ich deshalb 2012 zum Mittelpunkt meines Stipendiums am Leibniz-Institut für Europäische Geschichte (Mainz/Deutschland) gemacht, wo ich zur „Islamische(n) Theologie als Wissenschaft in Europa“ forschte. 2015 konnte ich diesen Fokus erweitern und als “Visiting Assistant in Research” am Department of Religious Studies an der Yale University/USA unterschiedliche Lehrmodelle des Faches „Islamic Studies“ an ausgewählten amerikanischen Universitäten und Instituten untersuchen. Das in-Bezug-Setzen des eigenen Faches weltweit mit unterschiedlichen Fachtraditionen, aber auch mit ganz anderen Fächern und Perspektiven auf den Menschen und die Welt ist mir ein großes Anliegen, in dem ich mich auch von Blütezeiten der Wissenschaften im islamischen Raum verbunden fühle

International und interdisziplinär vernetzte Wissenschaftsarbeit in Forschung und Lehre spiegelt sich deshalb auch in den persönlichen Schwerpunkten meiner wissenschaftlichen Tätigkeit wider: Die bereits bestehende sehr gut ausgebaute interreligiöse Kooperation des Institutes insbesondere im Bereich der praktischen Theologie möchte ich etwa durch gemeinsame Seminare (Dialog der Religionen: Kinder Abrahams im Gespräch) mit Prof. Dr. Roman Siebenrock u.a. in Richtung der systematischen Theologie weiter ausbauen.

Meine sprachliche Flexibilität in fünf Sprachen (zu den erwähnten kommen Italienisch und Englisch hinzu) ermöglicht mir eine aktive Teilhabe am internationalen Wissenschaftsdiskurs, den ich sehr genieße: in letzter Zeit wären hier der Austausch mit französischen KollegInnen im PLURIEL-Netzwerkes der „Fédération des Universités Catholiques d’Europe“ – Plattform für die Vernetzung und Koordination von Forschungsprojekten der Theologischen Fachbereiche – und die Sondierung von Kooperationsmöglichkeiten mit dem Institut im Oktober 2018 in Lyon/Frankreich zu nennen oder auch die Mitorganisation eines Panels zum Thema “Islamic Religious Education (IRE) in Italian Public Schools – What to gain from European experiences?” in Bologna/Italien im Rahmen der European Academy of Religion im März 2019. Ich konnte dort das Innsbrucker Modell für Religionspädagogik präsentieren. Seit Langem bin ich zudem mit großer Leidenschaft auch im interkulturellen und interreligiösen Dialog außerhalb der Universität engagiert.

khalid_elabdaoui_2In meiner Forschung beschäftigen mich sowohl klassische als auch moderne Ansätze der islamischen Theologie, Philosophie und Ethik. Gerade die Grenzregionen zwischen Fachparadigmen finde ich besonders spannend: Meine derzeitige Forschung im Bereich der ‚Digital Humanities in den Islamischen Studien‘ bringt auf für mich unerwartete Weise meinen ersten Abschluss wieder zum Klingen und ich beschäftige mich mit der ethisch-theologischen Herausforderung durch die Künstliche Intelligenz (AI). Im Juni diesen Jahres konnte ich in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Wolfgang Palaver eine erste Fachtagung zu verbindenden Fragestellungen der Künstlichen Intelligenz und den Theologien an der Universität Innsbruck organisieren – ich freue mich auf die Vertiefung dieser Themen in Zukunft und empfinde meine Stelle an der Universität Innsbruck als sehr fruchtbar für interessante Fachvernetzungen verschiedenster Art.

 

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