TIPP Dienstag, 08.03.2022
18:00 - 20:00 Uhr
Aula des Universitätshauptgebäudes, 1. Stock, Christoph-Probst-Platz, Innrain 52, 6020 Innsbruck
Anmeldung ist erforderlich; Anmeldung beim Veranstalter bis 08.03.22
Eintritt / Kosten: Keine
Wolfgang Petritsch
Wolfgang Petritsch studierte Geschichte und Germanistik an der Universität Wien und Internationale Beziehungen an der University of Southern California, Los Angeles. Er war unter anderem Sekretär und Pressesprecher von Bundeskanzler Kreisky (1977-83) und Direktor des Österreichischen Presse- und Informationsdienstes in New York (1984-92). Aktuell lehrt er an den Universitäten in Wien, Harvard und Berkeley und ist Autor zahlreicher Bücher.
Die digitale Vernetzung aller Bereiche unseres Lebens und der globalen Wirtschaft, die Informationshoheit der großen Plattformkonzerne der Sozialen Medien sowie rasant fortschreitende Entwicklungen auf den Gebieten der künstlichen Intelligenz und des Machine Learning werden zunehmend als Bedrohung für die liberalen-demokratisch verfassten Gesellschaften und die internationale Sicherheit wahrgenommen. Digitale Echokammern wirken als Brandbeschleuniger für gesellschaftliche Polarisierung und Radikalisierung, während die Automatisierung der Wirtschaft die sozio-ökonomische Ungleichheit verschärft und Wasser auf den Mühlen von Populisten ist. Gezielte Desinformationskampagnen und großangelegte Cyberangriffe verwischen zunehmend die Grenzen zu kriegerischen Handlungen in den internationalen Beziehungen. Und im Zusammenhang mit dem Wettlauf um Technologieführerschaft in Bereichen wie Quantencomputern und Kryptographie ist längst von einem neuen Kalten Krieg zwischen den USA und China die Rede.
Die Giganten der Internetkonzerne entziehen sich bislang erfolgreich staatlichen Regulierungsbemühungen und den Formationen der Global Governance. Im Kontext des Zusammenbruchs der internationalen Ordnungsprinzipien der Nachkriegsära wird eine Einhegung der problematischen Begleiterscheinungen neuer Technologien immer dringlicher. Dies gilt sowohl auf internationaler Ebene wie auch in regionalem und staatlichem Kontext: Wie lässt sich ein gemeinsamer Nenner zum Umgang mit Cyberwaffen finden? Welchen Regeln sollen künstliche Intelligenzen und automatisierte Entscheidungsmechanismen unterworfen werden? Welche Verantwortung tragen die sogenannten Plattformen für die auf ihnen verbreiteten Inhalte? Wie stellen Staaten und Gesellschaften sicher, dass der durch Globalisierung und Digitalisierung geschaffene Wohlstand gerecht verteilt wird? Kurz, wie gestalten wir einen „digitalen Humanismus“, basierend auf einer gobalen Ethik für das digitale Jahrhundert? Und schließlich, welche Rolle kann dabei die EU als „normative Macht“ in der Weltpolitik spielen um sich nicht in einem dystopischen Chinamerica zu verlieren?
Universität Innsbruck