Ultra Fast Fashion: Wenn Fast Fashion zu langsam wird

Wie kann es sein, dass Fast Fashion im Modewettkampf nun von Ultra Fast Fashion überholt wird? Welche Auswirkungen bringt diese Entwicklung mit sich?

Sommersemester 2023: Katharina Fohringer, Jennifer Hargesheimer, Dino Mustafic, Lisa Possenig, Patrick Scharf

 

Die Modeindustrie wie wir sie heute kennen hat ihren Ursprung in den 2000er Jahren. Der Begriff Fast Fashion wird seit jeher mit der Bekleidungsindustrie in Verbindung gebracht und bedeutet so viel wie die möglichst billige und schnelle Produktion von Kleidungsstücken – koste es was es wolle (Wieselberg, 2022). Das Modell der Fast Fashion ist besonders schnell-lebig. So werden heute beispielsweise von den weltweit gängigen Modeketten ungefähr 24 Kollektionen jährlich produziert und verkauft (Diener, 2022). Inzwischen wurden die herkömm-lichen Fast Fashion Firmen wie ZARA, H&M und Co. schon von sogenannten „Ultra Fast Fashion“ Betrieben wie ASOS, Shein oder Boohoo überholt (Janker, 2021). Rund 6.000 neue, teilweise sogar 9.000, Artikel werden vom Modegiganten Shein täglich angeboten (Greenpeace, 2022). Bei solchen Zahlen können die geläufigen Modefirmen nicht mehr mit-halten. Diese Ultra Fast Fashion Betriebe haben vor allem den Vorteil, dass sie auf Geschäfts-lokale und Auslagen verzichten und ihre Ware ausschließlich über das Internet vertreiben. Dadurch können sie bereits Ware anbieten, welche noch gar nicht produziert wurde und flexi-bel auf die Nachfrage der Kunden reagieren (Janker, 2021).

Auch die allgegenwärtige und tägliche Nutzung von Social-Media-Plattformen wie Instagram, TikTok und Co. feuern den Trend der Ultra Fast Fashion noch weiter an. Dies findet besonders bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen Anklang (Die Presse, 2019).

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Abbildung 1: Anteil der Nutzer von Social-Media-Plattformen nach Altersgruppen in Deutschland im Jahr 2022 (Statista, 2023)

Wie aus Abbildung 1 ersichtlich ist, wird die Nutzung von Social-Media-Plattformen in Deutschland im Jahr 2022 deutlich von den 14 – 29-Jährigen dominiert. Spitzenreiter mit 74 % ist dabei Instagram (Statista, 2023). Ein Grund, weswegen die Nutzung von Instagram vor allem gegenüber der von Facebook präferiert wird, sind laut Angaben der Befragten vor allem die Stars und Influencer, welche sie dort tagtäglich verfolgen (Koch, 2022, S. 6). Die Ultra Fast Fashion Betriebe sehen in der Nutzung von Social-Media-Plattformen daher großes Potential und setzen deswegen vor allem auf Marketing durch Influencer*innen. Vor allem durch die Intimität, Individualität und ständige Abrufbarkeit von Influencer Marketing, hat sich unser Blick auf Kleidung geändert (Monroe, 2021). Dies wird besonders von der jungen Generation be-grüßt und das, obwohl man vielleicht denkt, dass sie der älteren Generationen einen Schritt voraus sind, wenn es um Nachhaltigkeit und Umweltschutz geht (Kühn, 2023).

Denn Fakt ist: Fast Fashion ist alles, aber sicherlich kein Freund für die Umwelt. Ungefähr 10 % der gesamten CO2-Emissionen gehen auf das Konto der Textilindustrie (Wieselberg, 2022). Damit weist sie eine höhere Umweltbelastung auf als die internationale Luft- und Schifffahrt zusammen (Die Presse, 2019). Des Weiteren benötigt man für die Herstellung von Textilien große Mengen an Wasser: Um ein einziges Baumwoll-T-Shirt herzustellen, benötigt man bei-spielsweise ungefähr 2.700 Liter Süßwasser - ein Mensch braucht ca. 2,5 Jahre, um diese Menge zu trinken (Parlament, 2022). Auch der Aralsee in Asien musste daran glauben: durch die Bewässerung von Agrarflächen für den Anbau von Textilien wurde sein Wasserspeicher gänzlich geleert (Quarks, 2023).

Doch nicht nur die Umwelt leidet unter dem Trend der (Ultra) Fast Fashion. Den tatsächlichen Preis der Kleidung tragen nicht die Konsumenten, sondern die Arbeitenden. In der 32. Aus-gabe des Public Eye Magazins aus dem Jahr 2021 werden vor allem die Arbeitsbedingungen beim Ultra Fast Fashion Betrieb Shein näher beleuchtet. Etwa 1,2 Millionen Kleidungsstücke werden monatlich für das Ultra Fast Fashion Unternehmen hergestellt. Um diese Menge pro-duzieren zu können, müssen die Arbeitnehmer*innen 11,5 Stunden am Tag arbeiten und be-kommen im Gegenzug nur einen Tag im Monat frei. Zusätzlich lässt das Arbeitsumfeld zu wünschen übrig. Notausgänge werden vergeblich gesucht und die Fenster in den oberen Eta-gen sind vergittert, was bei einem Brand oder dergleichen eine Flucht unmöglich macht. (Kollbrunner, 2021, S. 7)

Auch wenn es nicht leicht ist müssen wir uns bewusst werden, dass sich unser Modekonsum in Zukunft nachhaltig verändert muss. Dadurch können die negativen Umwelteinflüsse, wie unter anderen die hohen CO2-Emissionen, reduziert werden. Auch die katastrophalen Arbeits-bedingungen, mit welchen sich die Arbeitenden tagtäglich auseinandersetzen müssen, kön-nen durch ein verändertes Konsumverhalten verbessert werden.

 

Literaturverzeichnis
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Monroe, R. (01. 03 2021). Ultra Fast Fasion is eating the world . Von theatlantic: https://www.theatlantic.com/magazine/archive/2021/03/ultra-fast-fashion-is-eating-the-world/617794/ abgerufen

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