Johannes E. Trojer – Aus dem Nachlass
Der sehr heterogene und umfangreiche Nachlass von Johannes E. Trojer wurde im September 2003 dem Forschungsinstitut Brenner-Archiv als Leihgabe übergeben. Er umfasst ca. 140 Kartons. Bis heute lagert im so genannten „Büchersilo“ in Trojers Wohnung in Außervillgraten mit ca. 5000 Büchern wohl die größte Privatbibliothek zwischen Schloß Bruck und Stift Innichen.
In der Hinterlassenschaft finden sich mehr als 200 Mappen mit Ermittlungen zu Personen und Sachthemen, gut 200 Tonbänder, auf denen Gespräche mit Zeitzeugen, Verwandten und Bekannten aufgezeichnet sind, stößeweise historische Dokumente und Amtsschriften, hunderte Fotografien und umfangreiche Sammlungen von Zeitungen, Zeitschriften, Plakaten, Sterbebildchen, Ansichtskarten, Gebetsbüchern usw.
Unter den Mappen mit Aufschriften wie „Flurnamen“, „Schützen“, „Heubring & Seitengadenhäuser“ oder „Nervenkranke und angenommene Kinder“, die den Hängeregistern in den Schubladen von Trojers Büros entnommen wurden, befindet sich auch ein Konvolut, das Trojer mit dem Vermerk „Privat“ gekennzeichnet hat.
Es enthält rund 500 lose Blätter, darunter Mitteilungen der Schulbehörde, Informationen des Jugendrotkreuzes, Auswahllisten des Österreichischen Buchclubs der Jugend, Briefe der Lehrergewerkschaft, kurzum: der reguläre Posteinlauf des Schulleiters Trojer, den derselbe mit der Rückseite in seine Schreibmaschine eingespannt und mit Literatur voll geschrieben hat. Dieses ‚Zettelwerk’ stellt eine Art Synopse dar: Hier fließen Beobachtungen aus dem Schulalltag, Aufzeichnungen des Dorfchronisten und volkskundliches oder historisch-zeitgeschichtliches Forschen ineinander, hier verbindet er alles, was ihm unterkommt, zu assoziativer ‚Wirkware’: Was er beobachtet und erfragt, an was er sich erinnert und was im „Osttiroler Boten“ oder bei Kafka steht, was in seinem Kopf und ins einem Wohnzimmer vorgeht. Neben Manuskripten, die er in Reinschrift übertragen hat, finden sich in der Mappe auch Textfragmente und Sammlungen von Sätzen, die in der Reihenfolge ihres Auftretens aneinandergereiht sind. An ihnen kann man die Arbeitsweise des Autor nachvollziehen. Einzelne Blätter aus dem Nachlass zeugen von kreativen Sprachspielereien, von der Lust, Sätze und Wörter zu zertrümmern, um die sprachlichen Zeichen zu neuen Sinngebilden zusammenzusetzen.
Auch Trojers Notizbücher, die „Journale“, enthalten Aufzeichnungen, die Trojers genuin interdisziplinäre Arbeitshaltung deutlich machen. Als Beispiel eine Seite aus einem Notizbuch, verfasst 1978:
Und er hat einen „Ewigen Kalender“ geführt, in den er seiner Ansicht nach besonders Bemerkenswertes aus anderen Heften und Notizbüchern eintrug – nach dem selbst auferlegten Motto: „ich halte halt verdammt auf das wort, ein eigentlicher satz, der bleibt, ist mir das leben wert“ (aus: Brief von Trojer an Markus Wilhelm, 29.4.1981).