Panel 1: Pandemiegeschichte I

Beate Cappello, Janine Hitthaler

Abstracts

Seuchenphänomene und Pandemien der Menschheitsgeschichte

Im Rahmen des ersten Panels „Pandemiegeschichte I: Narrative der Seuche“ der ersten virtuellen Tagung zum Thema „Corona verstehen - Die Pandemiegeschichte aus der Sicht der Geistes- und Kulturwissenschaften“ wurden verschiedene Pandemien von der Antike bis zur Zeitgeschichte exemplarisch beleuchtet. Das Panel wurde von Elisabeth Dietrich-Daum, Mitorganisatorin der Tagung, moderiert. Eröffnet wurde das Panel von Robert Rollinger (Innsbruck) mit seinem Vortrag „Globalization strikes back. Seuchen und Pandemien in den Alten Welten“.

Rollinger stellte in seinem Beitrag archäologische und schriftliche Zeugnisse von Seuchen und Pandemien des Altertums vor und beleuchtete diese aus unterschiedlichen geographischen Perspektiven. Die „deep history der Seuchengeschichte“, die dem Ursprung von Seuchenphänomenen und Pandemien nachgeht, beschreibt im Wesentlichen drei Kernphänomene, die als Voraussetzungen für die Seuchen der Alten Welt gesehen werden können. Dazu gehören die Sesshaftigkeit des modernen Menschen ab ca. 12.000 v. Chr., die Herausbildung von urbanen Siedlungsstrukturen, die unter anderem zu einem intensiveren Mensch-Tier-Verhältnis führte, und eine gesteigerte Mobilität. Im heutigen Skandinavien wurde anhand von Skeletten der erste Pesterreger „Yersinia pestis“ nachgewiesen. Zu den ältesten schriftlichen Quellen zur Seuchengeschichte zählen Schriftstücke aus dem 2. Jahrtausend v. Chr., die im Gebiet um Mari (im heutigen Syrien) gefunden wurden. In den Quellen findet man bereits ein Bewusstsein dafür, dass der Kontakt mit seucheninfizierten Personen und deren Habseligkeiten zu einer Krankheitsübertragung führen kann, sowie die Verordnung von Quarantänemaßnahmen.

Dem Thema „Die Brechruhr-Epidemie und ihre (diskursiven) Folgen. Cholerapredigten, „Haupt-Unratskanäle“ und kaiserliche Wasserleitungsbauten“ widmete sich Andreas Weigl (Wien) im zweiten Vortrag. Er hob dabei die hohe Übertragbarkeit der Cholera im österreichischen Raum hervor, die wie die Pest eine bakterielle Infektionskrankheit ist. Im Jahr 1831 kam es zur ersten Choleraepidemie, die von Sibirien aus in den mitteleuropäischen Raum gelangte. Die Cholera wurde auch als „Brechruhr-Epidemie“ bezeichnet, weil das Augenmerk der zeitgenössischen Medizin auf den äußeren Krankheitszeichen wie dem Erbrechen lag. Der Fokus auf die Symptome beeinflusste auch die Seuchen-Therapien: Die Krankheit ging mit einer starken Dehydrierung einher. Verstärkt wurde diese und die Verschlechterung des allgemeinen Gesundheitszustandes durch die damals praktizierte Methode des Aderlasses und durch die Verabreichung von Brechmitteln. Häufig kam es zu einem schnellen Todeseintritt der Erkrankten. Da homöopathische Ärzte den Patienten im Gegensatz zu den Schulmedizinern viel Trinkwasser verabreichten, war die Sterblichkeit der von ihnen Behandelten in der Folge um ein Drittel geringer. Daraufhin erfreute sich die Homöopathie großer Beliebtheit. Im Zuge der Bekämpfung der Cholera-Epidemie wurden erste Quellwasserleitungen errichtet und die Kanalisation wurde ausgebaut, es kam zur sog. „sanitären Revolution“.

Im dritten Vortrag referierte Michael Schmidinger (Innsbruck) unter dem Titel „Ach wie schön war dagegen das Kranksein – Die mediale Wahrnehmung von Infektionskrankheiten am Beispiel der Spanischen Grippe.“ Untersucht wurden die von den Massenmedien veröffentlichten Bilder der Infektionskrankheit. Die Bezeichnung der Seuche als Spanische Grippe beruhte auf dem Irrtum, dass die Seuche zunächst in diesem Land ausgebrochen sei. Tatsächlich war in Spanien, wo aufgrund der Neutralität des Landes im Ersten Weltkrieg die Presse nicht wie in den anderen europäischen Staaten durch die Kriegsführung zensiert war, früher und offener über die Krankheit berichtet worden. Zu Kriegsende im Jahr 1918 rückten die Krankheitsmeldungen dann in den Hintergrund, die politischen Umbrüche und Hungersnöte wurden von den Menschen und der Presse offenbar als dramatischer wahrgenommen. Die Spanische Grippe wird heute oft als Referenzseuche zur Corona-Pandemie gehandelt, weil Maßnahmen wie das Tragen eines Mund-Nasenschutzes und die Selbstisolation bereits damals als wirksames Mittel gegen die Seuche propagiert wurden.

Das Panel wurde durch den Beitrag von Lukas Stelzhammer (Innsbruck) mit dem Titel „Von der New Homosexual Disorder zu AIDS - Der mediale Diskurs zu HIV/AIDS im Zeitraum von 1982 bis 1986“ komplettiert. Die Berichterstattung der New York Times betonte in den Anfangszeiten, dass HIV/AIDS vorwiegend Homosexuelle und bisexuelle Männer beträfe, wobei die vermutete Übertragungsweise und der Grad der Ausbreitung der Bevölkerung mitgeteilt wurden. Damals wie heute wurde bzw. wird diese Gruppe stigmatisiert, obwohl die ab den Jahren 1985/86 eingeführten Antigen-Tests die Übertragungsrate   eingedämmt haben. Der Vortragende betonte, dass die soziale Stigmatisierung nur die äußere Krankheit und nicht den wahren Menschen sehe.

In den Vorträgen wurden vier sehr verschiedene Seuchen der Menschheitsgeschichte in chronologischer Abfolge thematisiert. Trotz der zum Teil beträchtlichen zeitlichen Distanz der Seuchen können Parallelen zur gegenwärtigen Situation gezogen werden. Im Hinblick auf die derzeitige Corona-Pandemie hoben alle Vorträge hervor, dass Seuchen kein rein auf moderne Zeiten beschränktes Phänomen sind, da sich der Pesterregers bereits für das 4. Jahrtausend v. Chr. nachweisen lässt. Die Maßnahmen, die gegen die Seuchen unternommen wurden, weisen eine hohe Ähnlichkeit mit jenen in der gegenwärtigen Situation auf. So wurden etwa im Altertum die infizierten Personen ebenfalls durch Quarantänemaßnahmen isoliert. Im Zuge der Cholera-Epidemie wurde der Hygiene in den Städten einen größeren Stellenwert zugeschrieben. Im Kampf gegen die Spanische Grippe wurde das Tragen eines Mund-Nasenschutzes verordnet und die Selbstisolation praktiziert. Anhand der Berichterstattung zu AIDS/HIV wurde die soziale Stigmatisierung einzelner Personengruppen deutlich. Alle vier Vorträge lieferten einen bedeutenden Beitrag zur Seuchengeschichte.

Meiner Meinung nach wird durch die Vorträge die enge Zusammenarbeit der Geschichtswissenschaft mit anderen Disziplinen deutlich, die neue Zugänge und Forschungserkenntnisse ermöglicht. In der abschließenden Diskussion wurde die Frage gestellt: Wenn die Cholera ein Lehrmeister der Hygiene war, was könnte uns dann Corona lehren? Darauf antwortete Andreas Weigel, dass die enge Vernetzung des Handels vielleicht wieder gelockert werden sollte, da dies die Ausbreitung von Seuchen fördere – wie bereits bei der Pest und der Spanischen Grippe sichtbar wurde und bei Covid-19 sichtbar wird.

(Beate Cappello)

Narrative der Seuche

  1. Seuchen und Pandemien in den Alten Welten (Rollinger)

Hierbei wurde aufgezeigt, dass die frühesten schriftlichen Zeugnisse in der Weltgeschichte zum Thema Seuchen bereits aus dem 18. Jh. v. Chr. stammen. Diese altorientalischen Quellen berichten u. a., dass die Seuche v. a. mit Mobilität und Fluchtreaktionen zusammenhing. Auch werden darin bereits bestimmte Maßnahmen thematisiert, die im Falle einer Infektion eingehalten werden sollten, wie bspw. die Isolation von Erkrankten und das Berührungsverbot in Bezug auf Gegenstände, mit denen die kranken Personen in Berührung kamen. Demnach wurden also bereits in der Antike Quarantänemaßnahmen, wenn man diese bereits so bezeichnen möchte, angewandt. Diese Quellen aus dem 18. Jh. v. Chr. stammten, laut Herrn Rollinger, v. a. aus dem Umfeld höherer Schichten (welche z. B. in Palästen lebten), weshalb man die Verschriftlichungen als eine Art Befehle auffassen kann, welche dann wohl auch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eingehalten worden sind bzw. werden mussten, und demnach als „realistische“ Quellen angesehen werden können und nicht nur als hypothetische Verschriftlichungen. Richtig gute Informationen zu derartigen Maßnahmen im Hinblick auf Seuchen in der Antike, so Rollinger, hat man dann allerdings erst zur Zeit der Justinianischen Pest. Leider ging bei diesem Vortrag die Power-Point nicht, weshalb leider nicht alle Informationen auch anhand von Bildern dargestellt und besser veranschaulicht werden konnten. Trotzdem fand ich den Vortrag sehr interessant. Besonders spannend war für mich zu erfahren, dass bereits derart früh solche Maßnahmen herangezogen wurden, um der Ausbreitung der Seuche entgegenzuwirken.

  1. Die „Brechruhr-Epidemie“ und ihre (diskursiven) Folgen (Weigl)

Hier ging es um die Cholera-Epidemien in der 1830-1870er Jahren, mit Schwerpunkt auf die Gebiete der damaligen Habsburgermonarchie, auf den heutigen österreichischen Raum beschränkt. Die Cholera-Epidemie brach 1831 im heutigen Österreich aus und wurde zunächst als „Brechruhr-Epidemie“ bezeichnet. Dies impliziert eine Orientierung an äußerlichen Erkrankungsumständen (v. a. Erbrechen und Durchfall), sowie die Annahme einer Verbindung mit der damals bereits bekannten Krankheit Ruhr. Der Begriff „Brechruhr-Epidemie“ wurde also synonym für den Terminus „asiatische Cholera“ verwendet. Die Cholera wurde also, wie gesagt, mit der schon einige Jahre im österreichischen Raum bekannten Krankheit Ruhr in Verbindung gebracht, was auch eine Unsicherheit im Umgang und in der Zuordnung der Krankheit zur Folge hatte. Zudem wurde sie nicht als eine von Mensch zu Mensch übertragbare Krankheit gesehen, sondern als durch Miasmen verbreitet. Diese Unsicherheit im Hinblick auf eine Zuordnung der Krankheit führte auch zu Unsicherheiten in der Therapie. Dabei kam es oft zur Vergabe von Brechmitteln oder zu Aderlässen, was besonders fatal war, da es bei der Cholera auch zu starker Dehydrierung

kam und bspw. Aderlässe oder das Trinkverbot der Ärzte für eine entsprechende Genesung demnach nicht von Vorteil waren. Die Letalität betrug ca. 50-60% und die Sterblichkeit war nicht viel höher als bei Pocken-Epidemien oder Typhus und demnach bedeutend geringer als bei den Pest-Epidemien. Das Erschreckende an der Krankheit, v. a. in der Wahrnehmung der Zeitgenoss_innen, war demnach vielmehr der rasche Krankheitsverlauf sowie der schnelle Tod. Es wurde auch Priester Johann Emanuel Veith erwähnt, welcher sogenannte Cholerapredigen hielt und hierbei die homöopathische Therapie gegen die Cholera vertrat. Diese beinhaltete die Anweisung viel zu trinken, was dazu führte, dass es bei Ärzten, die diese Therapie, im Vergleich zu herkömmlichen Therapieverfahren, anwandten, nur zu ca. 1/3 der Toten kam. Die Cholera kam aus dem zentralasiatischen Raum nach Österreich, weshalb es hierbei v. a. den Osten des Landes, betraf. D. h. bei den Sterberaten ist auch ein Ost-West-Gefälle ersichtlich, wobei v. a. der Osten stark betroffen war (mit Ausnahme von Südtirol). Dies ist nicht nur auf die geographische Nähe zu Asien zurückzuführen, sondern laut Vortragendem auch auf die unterschiedliche Versorgung mit Trinkwasser. Diese passierte oft mittels Hausbrunnen; allerdings kam es im Osten (v. a. in Wien) vermehrt zu Investitionen in Sanierungen der Wasserleitungen und zu Verbesserungen und zum Ausbau der Kanalisation zu dieser Zeit, was sich allerdings eher als kontraproduktiv erwies (bspw. wegen Verstopfungen des Kanals aufgrund zu enger Hauskanäle, Austrocknungen im Sommer, etc.). Zudem war das gefilterte Wasser aus der Donau häufig von schlechter Qualität, weshalb Gebiete, die an diese Wasserleitungen angeschlossen waren, oft eine höhere Sterblichkeit verzeichneten als andere. Südtirol bildet bei dem Ost-West-Gefälle im Hinblick auf die Sterberaten, wie bereits erwähnt, eine Ausnahme, da hierbei die Cholera über Venetien und die Lombardei nach Südtirol kam. Besonders interessant fand ich bei diesem Vortrag die Ausführungen zur homöopathischen Therapie, da mir dies im Hinblick auf jene Thematik noch gänzlich unbekannt war, sowie die Information, dass Südtirol eine Ausnahme darstellte, da die Krankheit auf anderem Weg ins Land kam als es in Ostösterreich der Fall war.

  1. Die mediale Wahrnehmung von Infektionskrankheiten am Bsp. der Spanischen Grippe (Schmidinger)

Nach allgemeinen einleitenden Bemerkungen zur Spanischen Grippe (Herkunft wahrscheinlich aus den USA, 1/3 der damaligen Bevölkerung starb daran, Symptome der Krankheit, etc.) ging es im Vortrag v. a. um die mediale Berichterstattung der Infektionskrankheit und welche Narrative hierbei zu unterschiedlichen Phasen der Krankheit von den Medien herangezogen wurden. Dabei soll gezeigt werden, wie die Medien das Bild einer Infektionskrankheit prägen, was auch am Namen der „Spanischen“ Grippe zu sehen ist, aber auch durchaus auf die gegenwärtige Situation übertragen werden kann. Anhand von vier unterschiedlichen Narrativen wurde damals über die Grippe geschrieben:

  1. Phase: Narrativ der Beschwichtigung (die Krankheit wurde heruntergespielt).
  2. Phase: Narrativ der Gerüchte und Unruhen (ab Sommer 1918 bis Oktober 1918 à z. B. Gerüchte über Lungenpest. Der Staat fühlte sich nun verpflichtet, gegen diese Gerüchte vorzugehen, z. B. mit amtlichen Nachrichten. Zudem kam es nun auch zu ersten Gegenmaßnahmen, welche in den Medien zunehmend thematisiert wurden, wie bspw. Selbstisolation der Kranken oder Schulschließungen).
  3. Phase: Narrativ des Gesundheitswesens (auch Kritik daran und Forderungen nach mehr Ärzten und Medikamenten).
  4. Phase: Narrativ von „Krankheit / Hunger / Krieg“ im Zusammenhang mit den politischen Umbrüchen am Ende des 1. WK à Dies stellt das zentrale Narrativ in der damaligen Berichterstattung dar (nicht mehr so sehr die Grippe selbst wurde thematisiert bzw. stand im Mittelpunkt). Das Fazit des Vortags war, dass der Spanischen Grippe selbst nur eine sekundäre Rolle in der Berichterstattung zukam. Es dominierten Themen wie Hunger und politische Umbrüche am Ende des 1. WK; diese haben alles andere stark überdeckt. Hierbei sieht der Vortragende Parallelen zu heute, wo auch Themen wie Arbeitslosigkeit und Wirtschaft einen großen Raum in den Berichterstattungen einnehmen. Besonders spannend am Vortrag fand ich den Punkt, dass die Krankheit an sich eigentlich nur eine sekundäre Rolle im Hinblick auf die mediale Berichterstattung einnahm und deren Vergleich zu heute, da dies wirklich, wenn man genauer darüber nachdenkt, der Wahrheit entspricht und andere Themen, wie bspw. wirtschaftliche Probleme und Herausforderungen, in Relation zur Thematisierung von Covid-19 selbst, einen doch sehr erheblichen Raum in diversen Nachrichtenportalen einnehmen, worüber ich vorher noch nicht wirklich nachgedacht hatte.
  5. Der mediale Diskurs zu HIV/AIDS von 1982-86 in der New York Times (Stelzhammer)

Der Vortragende hat hierbei seine Bachelor-Arbeit vorgestellt, wobei er sich den medialen Diskurs zu AIDS in der New York Times ansah, und zwar in den Jahren 1982-86. Seine Methode hierzu war zunächst eine Schlagwortsuche in der Online-Datenbank der New York Times, wobei er sich die Frage stellte, ob sich der mediale Diskurs über AIDS innerhalb der ersten vier Jahre veränderte. Dazu wertete er 45 Artikel aus, wobei er betonte, dass es 1985 zu einem sogenannten „Wendeartikel“ kam, welcher den medialen Diskurs zu verändern schien. In diesem Wendeartikel wurde nämlich das erste Mal gesagt, dass auch heterosexuelle Menschen an AIDS erkranken und daran sterben können. Nach diesem Artikel gab es zudem einen signifikanten Anstieg der Berichterstattung zum Thema AIDS in der New York Times. In den Jahren 1982-85 wurde in der medialen Berichterstattung v. a. thematisiert, was AIDS überhaupt ist und wer die konkreten sozialen Gruppen waren, die daran am häufigsten erkrankt sind. Dies waren v. a. folgende Gruppen: Homosexuelle und bisexuelle Männer, Hämophile, Haitianer_innen (man weiß aber nicht genau, warum die Gruppe der Haitianer_innen so stark betroffen war) und Heroinabhängige. Diese Gruppen standen also im Fokus der Berichterstattung in diesen ersten Jahren, bis zum Wendeartikel 1985. Von 1985-86 wurde dann stärker berichtet, wie man die Krankheit erkennen und bekämpfen kann und wie die einzelnen sozialen und politischen Gruppen auf die Krankheit reagieren. Es kam folglich zu neuen medialen Diskursen im Hinblick auf AIDS und auch zu neuen/anderen Gruppen, die nun vermehrt in den Fokus der Berichterstattung gerieten, wie bspw. daran erkrankte Kinder oder die Army (auch im Zusammenhang mit dem Einsatz von Antikörpertests), aber auch das Verhältnis von AIDS und Religion wurde vermehrt thematisiert. Überhaupt waren die Antikörpertests 1985 ein zentrales Thema in den Medien, was in weiterer Folge auch dazu führte, dass Hämophile als Risikogruppe immer mehr ausschieden. Trotz Fortschritten und Verbesserungen im Hinblick auf Behandlungsmöglichkeiten und dergleichen ist AIDS heutzutage aber immer noch mit einer hohen sozialen Stigmatisierung und Ausgrenzung verbunden, was, laut Vortragendem, das heute wahrscheinlich noch größte Problem im Umgang mit AIDS darstellt. Besonders interessant, weil zutreffend, fand ich die letzte, abschließende Aussage von Herrn Stelzhammer. AIDS ist heute immer noch eine mit Scham, Angst und Ausgrenzungserfahrungen verbundene Krankheit, welche im gegenwärtigen Diskurs, meiner Meinung nach, immer noch nicht den „neutralen“ Charakter erlangt hat, den sie nach den zahlreichen Aufklärungen und Informationen zu der Thematik eigentlich erreicht haben müsste bzw. haben sollte. Hier werden wohl noch mehr Aufklärung und auch offener Diskurs nötig sein, um dies zu ändern, was aufgrund der gegenwärtig so zahlreichen Diskurse rund um Corona wohl leider noch etwas auf sich warten lassen wird.

(Janine Hitthaler)


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