BEGIN:VCALENDAR PRODID:-//Microsoft Corporation//Outlook 16.0 MIMEDIR//EN VERSION:2.0 METHOD:PUBLISH X-MS-OLK-FORCEINSPECTOROPEN:TRUE BEGIN:VTIMEZONE TZID:W. Europe Standard Time BEGIN:STANDARD DTSTART:16011028T030000 RRULE:FREQ=YEARLY;BYDAY=-1SU;BYMONTH=10 TZOFFSETFROM:+0200 TZOFFSETTO:+0100 END:STANDARD BEGIN:DAYLIGHT DTSTART:16010325T020000 RRULE:FREQ=YEARLY;BYDAY=-1SU;BYMONTH=3 TZOFFSETFROM:+0100 TZOFFSETTO:+0200 END:DAYLIGHT END:VTIMEZONE BEGIN:VEVENT CLASS:PUBLIC CREATED:20230210T100924Z DESCRIPTION:Erst hier\, dann da. Von mobilen Büchern\, geraubten Bestände n und deutsch-sächsisch-österreichischen „Beziehungen“\nNadine Kulbe \, Jana Kocourek\nDie Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Univers itätsbibliothek Dresden (SLUB) ist eine der größten wissenschaftlichen Bibliotheken Deutschlands. Sie geht auf eine 1556 gegründete kurfürstlic he Bibliothek zurück\, die seit Ende des 18. Jahrhunderts als öffentlich e Bibliothek für größere Nutzer:innenkreise zugänglich wurde. Die seit 1917 als Sächsische Landesbibliothek firmierende Einrichtung erlitt im Z uge des Zweiten Weltkriegs große Bestandsverluste – was gleichermaßen für die Bibliothek der Technischen Hochschule/Universität Dresden gilt\, der zweiten Gründungseinrichtung der heutigen SLUB. Nach der Wiedereröf fnung beider Bibliotheken nach Kriegsende wurde der Bestandsausbau u.a. mi t sog. herrenlosen Beständen vorangetrieben\, wofür das Bibliothekssyste m der DDR sogar eine eigene Einrichtung in Form der Zentralstelle für wis senschaftliche Altbestände ins Leben rief. Auf diesem Wege wurden immer w ieder auch solche Bücher verteilt\, die nach heutigem Wissen als NS-Raubg ut bewertet werden müssen.\nSeit 2009 werden Bestände der SLUB im Rahmen von Drittmittelprojekten systematisch auf Zugänge aus verschiedenen Unre chtskontexten untersucht. Zunächst standen solche aus den sog. Schlossber gungen im Fokus\, seit 2011 wird intensiv nach NS-Raubgut gesucht. Der Vor trag beleuchtet zunächst die Rahmenbedingungen der Suche nach NS-verfolgu ngsbedingt entzogenem Kulturgut in Deutschland. Dies betrifft einerseits ( nicht vorhandene) gesetzliche Regelungen\, andererseits das System der Dri ttmittelförderung\, die immer noch die meisten der aktuell durchgeführte n Projekte zur Provenienzforschung ermöglicht. Nach einem kurzen Überbli ck über die Provenienzforschung an sächsischen – wissenschaftlichen un d öffentlichen – Bibliotheken liegt der Fokus auf einem aktuell an der SLUB durchgeführten NS-Raubgut-Projekt\, das erstmalig die Bestände der ehem. Universitätsbibliothek Dresden untersucht. Im laufenden Projekt kan n nur ein Teil davon untersucht werden: nämlich ca. 80.000 Bände an den dezentralen Standorten der juristischen und medizinischen Zweigbibliotheke n in Dresden sowie der forstwissenschaftlichen Zweigbibliothek in Tharandt \, außerdem Bände der ehem. Zweigbibliotheken Physik\, Chemie\, Mathemat ik\, Sport\, Marxismus-Leninismus und Architektur. Neben der systematische n Überprüfung von seit 1933 akzessionierten Beständen und der Identifiz ierung von NS-verfolgungsbedingt belasteten Provenienzen sind für das Pro jekt auch bibliotheksgeschichtliche Kontexte der einzelnen Teilbibliotheke n interessant. Denn auffällig sind Unterschiede in der Genese der Bestän de und der darin gefundenen Provenienzen: In der erst nach 1990 gegründet e Zweigbibliothek Rechtswissenschaften finden sich viele Aussonderungen au s westdeutschen Bibliotheken und von Gerichten\, was auf eine Art Aufbauhi lfe für ostdeutsche Bibliotheken schließen lässt. In der Zweigbibliothe k Medizin wiederum finden sich viele Provenienzen\, die auf bis ins 19. Ja hrhundert zurückreichende Vorgängerinstitutionen des Universitätsklinik ums schließen lassen. In der forstwissenschaftlichen Zweigbibliothek in T harandt wiederum gibt es in größerem Umfang Bände\, die ehem. Professor en als Geschenk übereignet haben.\nNoch ein zweier Punkt ist in der Gesam tschau aller bisher an der SLUB durchgeführten NS-Raubgut-Projekte auffä llig: die hohe Zahl identifizierter österreichischer Provenienzen. Dazu z ählen z.B. Bibliotheken mehrerer Arbeiterkammern\, Juristen wie Heinrich Klang und Walther Pollak\, der Schriftsteller Raoul Fernand Jellinek-Merce des sowie die Großloge von Wien. Zum Abschluss des Vortrags können am Be ispiel österreichischer Provenienzen historische Erklärungen für die bi sweilen hohe Mobilität geraubter Bücher präsentiert und auf die große Bedeutung von Transparenz und Zusammenarbeit bei der Provenienzforschung e ingegangen werden.\n\nKurzbiografie\nNadine Kulbe | wiss. Mitarbeiterin be i NS-Raubgut-Projekten: 2012–2015 LBZ/PLB Speyer\, seit 2017 SLUB Dresde n\; seit 2017 auch wiss. Mitarb. am Institut für Sächsische Geschichte u nd Volkskunde\, zuletzt im Projekt „Bildsehen / Bildhandeln. Die Freiber ger Fotofreunde als community of visual practice“.\nJana Kocourek | Leit erin der Abteilung Handschriften\, Alte Drucke und Landeskunde der SLUB in Dresden\n\n DTEND;TZID="W. Europe Standard Time":20230504T170000 DTSTAMP:20230210T100924Z DTSTART;TZID="W. Europe Standard Time":20230504T163000 LAST-MODIFIED:20230210T100924Z LOCATION:Saal Freiburg PRIORITY:5 SEQUENCE:0 SUMMARY;LANGUAGE=de:Erst hier\, dann da. Von mobilen Büchern\, geraubten B eständen TRANSP:OPAQUE UID:040000008200E00074C5B7101A82E00800000000E0E21C22403DD901000000000000000 0100000001B43312958916843B3FC9ED095A6D217 X-ALT-DESC;FMTTYPE=text/html:\n
Erst hier\, dann da. Von mobilen B
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Die Sä\;chsische Landesbibliothek –\; Staats- und Unive
rsitä\;tsbibliothek Dresden (SLUB) ist eine der grö\;ß\;ten w
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Hochschule/Universitä\;t Dresden gilt\, der zweiten Grü\;ndungsein
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aftliche Altbestä\;nde ins Leben rief. Auf diesem Wege wurden immer wi
eder auch solche Bü\;cher verteilt\, die nach heutigem Wissen als NS-R
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Seit 2009 werden Bestä
\;nde der SLUB im Rahmen von Drittmittelprojekten systematisch auf Zug&aum
l\;nge aus verschiedenen Unrechtskontexten untersucht. Zunä\;chst stan
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nbedingungen der Suche nach NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut in
Deutschland. Dies betrifft einerseits (nicht vorhandene) gesetzliche Regel
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kann nur ein Teil davon untersucht werden: nä\;mlich ca. 80.000 Bä
\;nde an den dezentralen Standorten der juristischen und medizinischen Zwe
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g von seit 1933 akzessionierten Bestä\;nden
und der Identifizierung von NS-verfolgungsbedingt belasteten Provenienzen
sind fü\;r das Projekt auch bibliotheksgeschichtliche Kontexte der ein
zelnen Teilbibliotheken interessant. Denn auffä\;llig sind Unterschied
e in der Genese der Bestä\;nde und der darin gefundenen Provenienzen:
In der erst nach 1990 gegrü\;ndete Zweigbibliothek Rechtswissenschafte
n finden sich viele Aussonderungen aus westdeutschen Bibliotheken und von
Gerichten\, was auf eine Art Aufbauhilfe fü\;r ostdeutsche Bibliotheke
n schließ\;en lä\;sst. In der Zweigbibliothek Medizin wiederum fi
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haben.
Noch ein zweier Punkt ist in der Gesamtschau aller bish
er an der SLUB durchgefü\;hrten NS-Raubgut-Projekte auffä\;llig: d
ie hohe Zahl identifizierter ö\;sterreichischer Provenienzen. Dazu z&a
uml\;hlen z.B. Bibliotheken mehrerer Arbeiterkammern\, Juristen wie Heinri
ch Klang und Walther Pollak\, der Schriftsteller Raoul Fernand Jellinek-Mercedes sowie die Groß\;loge von Wien. Zum A
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tä\;t geraubter Bü\;cher prä\;sentiert und auf die groß\;
e Bedeutung von Transparenz und Zusammenarbeit bei der
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Kurzbiografie
Nadine Kulbe | wiss. Mitarbeiterin bei NS-Raubgut-Projekten: 2012–\;2015 LBZ/PLB
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r Fotofreunde als community o
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Jana Kocourek | Leiterin
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