Bericht über Studienaufenthalt an der

University of Alberta, Kanada

WS 2016/17, von Christian Aufseß

 

Im Folgenden berichte ich von meinem Aufenthalt an der University of Alberta in Edmonton, Kanada, wo ich den Fall Term 2016 verbracht habe.

Vorbereitungen

Das eigentliche Auslandssemester startete zwar erst im September, die Vorbereitungen begannen aber bereits nach der Zusage durch das Zentrum für Kanadastudien im Februar. Durch die Kontaktaufnahme mit dem International Office an der University of Alberta wurde mir bald eine offizielle ualberta-Mailadresse eingerichtet, die sich als essentiell herausstellen sollte, da sowohl vor als auch während des Semesters alle wichtigen Informationen und Fristen per Mail mitgeteilt werden. So konnte ich noch vor der Deadline Ende April eine Bewerbung für ein Zimmer in einer der zahlreichen Residences am Campus einreichen, bei der mir ein Wohnplatz definitiv zugesichert wurde. Die Kurswahl gestaltete sich als äußerst angenehm, da sich die Zuständige an der Fakultät für Psychologie persönlich bei mir meldete und mich nach meinen Kurswünschen fragte. Drei Kurse darf man als Austauschstudent im Master belegen. Dabei konnte ich nach Rücksprache ohne Probleme wählen, was mich interessierte. Nachdem die wichtigsten Angelegenheiten, Wohnung und Kurse, bereits im Juni geklärt waren, konnte ich dem Semesterstart Anfang September gelassen entgegensehen. Um den kanadischen Sommer zu genießen, reiste ich bereits früher an und konnte die schönsten Ecken Kanadas wie die sagenhaften Rocky Mountains bereisen.

Wohnen

Die Preise für Zimmer am Campus sind relativ teuer, unter 440 € gibt es nichts. Internationale Studenten wohnen meist im International House, dem East Campus Village oder der HUB Mall, die allesamt nah beieinander zentral am Campus liegen. Am Ende wählte ich die günstigste Option in der HUB Mall, ein Gebäude, das gleichzeitig als Wohnheim und als Mall mit Essensmöglichkeiten dient. Ein gewöhnungsbedürftiges Konzept, in das man sich aber schnell einlebt, zumal die Wohnungen geräumig sind und die Zimmer teilweise einen schönen Ausblick auf den Campus bieten. Auf die Wahl der Mitbewohner hat man derweil kaum einen Einfluss. Ich wohnte in einer Vierer-WG mit zwei Chinesen und einem Brasilianer. Trotz einiger kultureller Differenzen funktionierte das Zusammenleben insgesamt reibungslos.

Akademisches

Drei Kurse klingen grundsätzlich nicht aufwändig. Da Kurse im nordamerikanischen System aber mit Mid-Term Prüfungen und Finals, wöchentlichen Assignments sowie Referaten sehr arbeitsintensiv sind, war ich ausreichend ausgelastet. Zudem ist es normal, dass reguläre Masterstudenten in Kanada nur zwei bis drei Kurse pro Semester belegen. Vom Niveau her war ich weder unter- noch überfordert. Da man jeden Kurs drei Stunden pro Woche hat, wird viel Inhalt abgedeckt und auf Prüfungen muss man viel lernen. Doch die Bewertung ist sehr fair, daher kann man mit angemessenem Arbeitsaufwand Bestnoten erreichen. Alles in allem kann ich sagen, dass ich akademisch sehr viel gelernt habe und sich meine Englischkenntnisse gefestigt haben. Der akademische Austausch hat mir geholfen, meine Fähigkeiten besser einzuschätzen und hat mein Selbstbewusstsein hinsichtlich meiner Ausbildung deutlich gestärkt.

Aktivitäten

Die University of Alberta ist eine wunderschöne Campus-Uni, an der man sich die Zeit außerhalb der Vorlesungssäle gut vertreiben kann. Bereits bevor die Kurse beginnen, organisiert die Universität etliche Aktivitäten für internationale Studenten, um den Start so leicht wie möglich zu gestalten. Es gibt persönliche Empfangskomitees, denen man brennende Fragen stellen kann sowie Präsentationen über Sehenswertes in Edmonton oder den akademischen Alltag an der University of Alberta. Die ersten Wochen von Ende August bis Mitte September, in denen es täglich Angebote gibt und die Temperaturen noch sommerlich warm sind, stellten sich als die geschäftigsten und ereignisreichsten heraus, ehe Anfang Oktober die Mid-Term-Prüfungen, Referate und Assignments beginnen. In dieser Zeit kann man sich auch anmelden für die etlichen Clubs, die von Studenten der Universität organisiert und auf einer mehrtägigen Messe am Campus präsentiert werden. Es gibt sportliche, musikalische, kulturelle Clubs, ja sogar einen Hide-and-Seek-Club. Sehr empfehlenswert ist die Mitgliedschaft im Outdoors Club, der tolle Wochenendtouren in die Rocky Mountains zu günstigen Preisen organisiert. Für Sportbegeisterte gibt es einen riesigen Komplex mit einem Fitnessstudio, einer Kletterhalle, Schwimmbad, Eisbahn und vielem mehr. Wer wettbewerbsorientiert ist, kann bei den Intramurals teilnehmen: Das sind die Uni-internen Meisterschaften in Volleyball, Basketball, Fußball, Tennis, etc. Diese Angebote kann man allesamt
kostenlosen nutzen – durch Vorzeigen der Studentenkarte (One Card), ohne die an der Universität gar nichts läuft.

Edmonton

Edmonton ist zwar auf dem Papier mit ca. 800.000 Einwohnern eine Großstadt, kommt aber relativ provinziell daher. Mit den andern kanadischen Metropolen wie Toronto, Montréal und Vancouver kann Edmonton vom urbanen Flair her nicht mithalten, dennoch hat die Stadt einige schöne Ecken. In Laufdistanz vom Campus befindet sich die Whyte Avenue, auf der es etliche schöne Bars, Restaurants und Shops gibt. Wirklich einmalig ist das River Valley, das größte zusammenhängende städtische Parksystem Nordamerikas. Viele Wander- und Radwege führen entlang des Ufers des Saskatchewan Rivers durch das River Valley, wo man sich häufig inmitten der Natur fühlt, obwohl man sich eigentlich im Herzen der Stadt befindet. Edmonton ist bekannt für seine arktisch kalten Winter, vor denen man bei der Ankunft eindringlich gewarnt wird. Der erste Schnee fiel tatsächlich Mitte Oktober, wirklich kalt wurde es aber erst ab Anfang Dezember, als das Thermometer auf -25 Grad fiel und bis zu meiner Abreise am 17. Dezember bei diesen Temperaturen verharrte.

Ich würde das Auslandssemester an der University of Alberta wirklich jedem Interessierten empfehlen. Man sollte aber wissen, dass der Arbeitsaufwand nicht zu unterschätzen ist und dass man sich häufig an den Schreibtisch setzen muss, um den Anforderungen der Kurse gerecht zu werden. In jedem Fall stellte die Zeit in Edmonton mit ihren Herausforderungen, Erkenntnissen und neuen Freundschaften für mich eine große Bereicherung dar, an die ich mich sicher noch lange gerne zurückerinnern werde.

Bilder

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Die langgestreckte HUB Mall & Residence: Die günstigste Variante, am Campus zu leben.

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Das River Valley im Indian Summer. Die Einwohner Edmontons nutzen die riesige Parkanlage für Radtouren und Joggen.

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Die von der Uni organisierte Kanutour durch das River Valley. Im Hintergrund sieht man die Gebäude der Universität.

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Der riesige Van-Vliet-Complex ist das Sportzentrum am Campus. Hier kann man (fast) jeder erdenklichen Sportart nachgehen.

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Eine Tour mit dem Outdoors-Club der University of Alberta in die Rocky Mountain Nationalparks wie Banff oder Jasper ist die beste Variante, während des Semesters in die Berge zu kommen.

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Bei durchgehend -25 Grad war der Saskatchewan River im Dezember komplett zugefroren. Im Hintergrund sind die Gebäude der Universität zu sehen.

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