Erfahrungsbericht Bishop’s University

(Januar – April 2019) Nina Perauer

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Im WS 2019 (die Semesterbezeichnungen an der Bishop’s University unterscheiden sich von denen der Universität Innsbruck - das SS in Innsbruck wird als WS an der Bishop’s University bezeichnet) durfte ich ein Semester an der Bishop’s University in Quebec verbringen. Ich studiere Lehramt Musik und Englisch in Innsbruck. Da ich durch diesen Aufenthalt meine Englischkenntnisse aufbessern wollte, war ich erst etwas besorgt, da Quebec im französischsprachigen Teil von Kanada liegt. An der Universität war davon nichts spürbar. Wir nannten Bishop’s immer liebevoll unsere „English-bubble“ und durch die vielen internationalen Studenten und englischsprachigen Kurse wird an der Universität und in den meisten Freundeskreisen nur Englisch gesprochen. Außerhalb der Universität wird man zwar oft erst auf Französisch angesprochen, ich hatte jedoch nie Probleme, wenn ich mich als nichtfranzösischsprachig erkenntlich machte. Viele sind zweisprachig aufgewachsen und der Rest der Bevölkerung bemüht sich gewöhnlich, um sich verständigen zu können. 

Ankunft/Orientation Week

An der Bishop’s University ist es sehr einfach, Freundschaften zu schließen. Gleich zu Beginn veranstaltet die Universität eine Orientation Week für Neuankömmlinge, die im Herbst etwas größer ausfällt und im Winter etwas kleiner ist. Bei uns standen Aktivitäten wie beispielsweise Karaoke, Bowling oder Eislaufen auf dem Plan.  Zudem wurde eine Stadtbesichtigung (Sherbrooke) für die neuen Studenten organisiert. Außerdem gibt es eine Campustour, bei welcher Studierenden alle Gebäude und Möglichkeiten gezeigt werden und verschiedene Angebote der Universität erklärt werden. 

Bibliothek 

Die Bibliothek war für mich ein Platz der Arbeit sowie ein Platz der Erholung. Da ich mir das Zimmer mit einer Mitbewohnerin teilte, war dies eine gute Möglichkeit, einander etwas Freiraum zu geben.

Die Bibliothek ist top-modern und sehr gemütlich eingerichtet. Zwischen den Bücherregalen stehen Sofas und gemütliche Lernecken bereit. Zudem stehen im Winter „Happy Lights“ zur Verfügung, die den Vitamin D Level aufbessern sollen.   

Für Gruppenarbeiten oder Lerngruppen können „Study Rooms“ gebucht werden. Außerdem befindet sich in der Bibliothek das Writing Center.

Dewies (Mensa)

Ich war erst skeptisch, dass ich jeden Tag am Campus in einer Mensa essen sollte, jedoch war ich von Dewies positiv überrascht. Es gibt viele Auswahlmöglichkeiten und es war für jeden etwas dabei.

Obwohl natürlich nicht alles wie Gourmetessen schmeckt, ist das Essen akzeptabel. Es gibt auch eine Allergiestation, wo sich die Studierenden selbst Sachen kochen können, falls Unverträglichkeiten vorliegen.  

Alle Studierenden in der Residence (ausgenommen Paterson) müssen automatisch für Dewies bezahlen. In meinem Semester haben sich fast alle Austauschstudenten täglich in Dewies getroffen. Egal um welche Uhrzeit man dort ankam, konnte man sich sicher sein, dass man ein bekanntes Gesicht antrifft.

Sub 

In der Sub befindet sich unter anderem ein Buchladen vergleichbar mit der „Studia“ und das Studentenlokal, The Gait, wo samstags Partys stattfanden und unter der Woche gemütlichere Veranstaltungen waren. 

Zusatzangebote 

Zu Beginn des Semesters werden verschiedene Möglichkeiten in der Orientation Week vorgestellt.

Hier eine Auswahl.

Writing Center 

Ein Zusatzangebot, das für mich sehr wertvoll war, ist das Writing Center. Jeder Studierende hatte die Möglichkeit bis zu 3 Mal pro Woche einen Termin zu buchen (1/2h). Ich ließ alle meine „Papers“ Korrekturlesen. Das Personal versuchte dabei auf Basis meiner Fehler Tipps für die Zukunft zu geben.

Es gibt verschiedene Mitarbeiterinnen (in meinem Semester waren nur Frauen angestellt) im Writing Center. Ich würde empfehlen, anfangs bei verschiedenen Mitarbeiterinnen Termine zu buchen, um so entscheiden zu können, wer am besten zu einem passt und wer einem am besten weiterhelfen kann.  

Konzerte

An der Universität haben einmal im Monat Konzerte stattgefunden. Die meisten Events fanden freitags statt, weshalb ich nicht immer zuhören gehen konnte. 

Außerdem gab es Kunst- und Filmangebote, die in Anspruch genommen werden konnten. Mit der Donald Lecture Series kommen auch erfolgreiche Guest-Speakers an die Universität, um ihre Erfahrungen mit den Studierenden zu teilen. 

Verschiedenste Klubs, denen Studenten beitreten können, wie beispielsweise Tanz, Sport oder auch a capella Gruppen und Chöre sind an der Universität aktiv. 

Der Sportkomplex ist für alle Studierenden gratis. Dieser beinhaltet ein Fitnessstudio, eine Sporthalle und einen Swimmingpool. Auch Kurse können gegen Bezahlung belegt werden. Eine Freundin und ich machten einen Yoga Kurs, der sehr entspannend war (jedoch nicht allzu anstrengend). 

Events

Während des Semesters werden auch immer wieder Events von der Studienvertretung organisiert. Beim Winterfest war neben den Eisbars und dem Ski-spring Contest auch ein Konzert bei welchem zwei DJs aufgelegt haben. Das Motto war „Wer findet ein verrücktes (am besten violettes) Winteroutfit?“. 

Semesterauswahl 

Wenn irgendwie möglich würde ich wärmstens empfehlen im WS (Innsbruck) also Sommer/Herbst nach Quebec zu gehen. Im SS (in Kanada WS von Januar bis April) war es doch sehr kalt. Diese extreme Kälte war eine ganz neue Herausforderung für mich, da der Weg zu Dewies ab und zu schon schmerzlich war (das Gesicht fror gefühlt ein). Zudem waren die Nationalparks größtenteils noch geschlossen und auch während den Städtetrips haben wir oft gefroren. (Kleiner Tipp: Im Winter unbedingt kontrollieren, ob die Nationalparks geöffnet sind. Wir standen einmal vor geschlossenen Toren.) 

Lennoxville 

Lennoxville ist das Dorf, das an die Bishop’s University anschließt. Dort befindet sich unter anderem ein Dollar Store, eine Pharmacy, ein kleines Café, ein Buchladen und eine Bar, die donnerstags zur Studentendisco wird.  

Distanz zu Sherbrooke

Sherbrooke ist etwa 20 Minuten von der Bishop’s University entfernt. Die Mall ist in zirka einer Stunde mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. An der Universität und in der Nachbargemeinde findet man alles, was man so braucht und durch die kleine familiäre Art der Universität fühlt man sich gleich zu Hause. Jedoch darf man sich nicht darauf einstellen, dass die Stadt Sherbrooke sehr schnell erreichbar ist und somit ein ähnliches kulturelles Angebot wie in Innsbruck, wo die Universitäten direkt in der Stadt verteilt sind, bereitsteht. Auch Nachts fahren öffentliche Verkehrsmittel nicht mehr zu der Universität.

Planungshilfen

Vorbereitung

https://www.ubishops.ca/future-current-students/newly-admitted-students/

Grundsätzlich sind alle Mitarbeiter der Universität sehr hilfsbereit und freundlich und helfen immer sehr schnell weiter. Außerdem waren sie bei mir mit den Deadlines großzügig, da einmal etwas nicht ganz nach Plan lief – also mein Tipp: nicht gleich verzweifeln.  

Unterkunft Residence oder Off-Campus 

Es stehen verschiedene Unterkünfte am Campus für Studenten zur Auswahl: Kuehner, Abbott, Munster, Mackinnon, Norton/Pollack und Paterson [https://www.ubishops.ca/future-currentstudents/student-campus-life/residence/general-information/residence-halls/].   

Kuehner, Abbott und Munster sind sehr modern gestaltet. Außerdem stehen Küche und schöne große Aufenthaltsräume für die Studierenden zur Verfügung. Es befindet sich neben Dewies (der Mensa). Da die Verpflegung bei der Unterbringung mit dabei ist, ist diese Lage sehr praktisch.  

Mackinnon und Norton/Pollack sind die ältesten Unterkünfte am Campus und sind beide etwas hellhörig. Vor allem in Mackinnon kann es außerhalb der Ruhezeiten etwas lauter sein. Wenn jemand gerne im Zimmer lernt oder früh ins Bett geht, würde ich eine der anderen Unterkünfte empfehlen. Die Zimmer sind sehr schlicht eingerichtet und oft schon etwas veraltet. Die Badezimmer mit Waschbecken, Klos und Duschen werden geteilt. Außerdem waren alle Austauschstudenten, die ich kannte, in Doppelzimmern untergebracht, da die Einzelzimmer größtenteils von RAs oder von Studenten, die schon länger an der Universität sind, belegt waren. Die Residence befindet sich neben den „Academic Buildings“. Ich war in Norton untergebracht und obwohl ich mir eventuell ein moderneres Zimmer gewünscht hätte, mochte ich, dass in meinem Semester sehr viele Austauschstudierende in Norton/Pollack untergebracht waren. Das Zimmer war außerdem eines der günstigeren. 

Paterson ist mit einer WG vergleichbar. Es ist die einzige Residence, in der die Studierenden wählen können, ob sie in Dewies essen möchten. 

Mitbewohner/innen

Der Campus ist grundsätzlich nicht sehr groß und egal wo sich die Residence befindet, ist diese entweder nahe bei Dewies oder den Academic Buildings.  

Das Bettzubehör kann an der Universität gekauft werden (bei uns waren genügend zur Verfügung, auch wenn man dieses nicht zuvor reserviert hat).

https://www.ubishops.ca/future-current-students/student-campus-life/residence/

Ich habe mich ursprünglich für ein Einzelzimmer beworben, da ich mir erst überhaupt nicht vorstellen konnte das Zimmer mit einer Mitbewohnerin zu teilen. Schlussendlich wurde ich in ein Doppelzimmer in Norton eingeteilt. Obwohl ich und meine Mitbewohnerin beide ganz andere Tagesroutinen/Nachtroutinen hatten (sie lernte gerne nachts und ich hatte jeden Tag schon um 8:30 den ersten Kurs), haben wir uns gut arrangiert. Die meisten meiner Freude von Bishop‘s haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Die Universität hat mit Dewies und der neu renovierten Bibliothek außerdem Ausweichräume für die Studierenden geschaffen. Vorzugsweise würde ich mich immer noch für ein Einzelzimmer bewerben. Für ein Semester war es jedoch gut aushaltbar. Ich war in meinem Semester sehr froh, dass ich mich für die Residence beworben hatte, da es sehr unkompliziert war und fast alle Austauschstudenten dort untergebracht waren. 

Kursauswahl

In meinem Semester wurden schlussendlich ganz andere Kurse angeboten als ich zuvor gedacht hatte. Man sollte sich bei der Voranrechnung nicht zu sehr auf Kurse versteifen. Da die Universität sehr klein ist, werden die Kurse nicht jedes Semester angeboten und es gibt keine allzu große Auswahl für die Studierenden. Zusätzlich gab es für den pädagogischen Bereich einige Einschränkungen, da es aufgrund meiner Aufenthaltsberechtigung nicht möglich war Praktika zu machen und fast alle Kurse ein Praktikum beinhalteten. Wir fanden dafür eine Lösung, auch wenn es nicht optimal für meine Studienrichtung war. Wenn jemand gerne einen sehr spezifischen Kurs machen möchte und dementsprechend aus einem großen Angebot an Kursen aussuchen möchte, ist diese Universität eventuell nicht die beste Wahl. Andererseits darf man auch aus anderen Studienrichtungen Kurse auswählen, was ich sehr praktisch fand. Ich würde jedoch im Nachhinein als Lehramtsstudentin keine Kurse aus Soziologie mehr wählen, da sie, aufgrund des anderen Fachschwerpunktes, nicht so bereichernd für meine zukünftige Lehrerkarriere waren. In Englisch wiederum durfte ich zwei Kurse besuchen, die mir sehr stark weitergeholfen haben. Unter anderem den Kurs Writing Effectively bei Dr. McBrian. Dieser verbesserte meine Schreibkompetenz stark. Ich kann jedem Englischstudenten nur Empfehlen einen Kurs bei diesem Professor zu belegen. Er war sehr bemüht sich einen guten Kursaufbau, der jeden Studierenden individuell fördert, zu überlegen  Die Anmeldung für die Kurse ist sehr simpel und wird über die Koordinatorin Diane Mills abgewickelt.

Ihre Emails sind ausführlich und sehr informativ und sie reagiert auf Nachfragen sehr schnell. 

Wenn man nach der Anmeldung bei Diane einen Kurs doch nicht bekommen sollte und diesen unbedingt braucht, kann man immer versuchen vor Ort mit den Professoren direkt zu sprechen. Ab und zu melden sich Studierende nach der ersten Woche auch wieder vom Kurs ab und es gibt so noch freie Plätze, die belegt werden können. 

Hier ein Link zu dem Vorlesungsverzeichnis, die bei der Voranrechnung helfen könnten.

https://www.ubishops.ca/wp-content/uploads/BU-Academic-Calendar-2018-19-REV-Oct-25.pdf

Anreise

Am Praktischsten ist es, nach Montreal zu fliegen und dort einen Greyhound Bus nach Sherbrooke zu nehmen. Von dort aus gibt es einen weiteren Bus, der direkt zu der Bishop’s University fährt. Die verschiedenen Arten der Anreise sind genaustens auf der Website angeführt.

(https://www.ubishops.ca/future-current-students/international-students/arrival-in-canada/) Die Kosten für den Bus belaufen sich auf zirka 40 CAD für den Greyhound Bus und weitere 3 Dollar für den Bus zur Universität. Die Busse um Sherbrooke können nur mit Münzen bezahlt werden, also ist es von Vorteil, diese bereit zu haben.

Abschließende Worte

Ich habe an der Bishop’s University sehr viel dazugelernt – durch den Unterricht und im Austausch mit Menschen aus der ganzen Welt. Aus Fremden wurden Freunde. Obwohl wir es alle nicht erwartet hätten, haben wir festgestellt, dass man nach einem Semester an der Bishop’s University die Farbe Violett nur lieben lernen kann.

Jedes violette Kleidungsstück wird uns nun immer an Bishop’s erinnern.

 

Nina Perauer

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