Erfahrungsbericht

Brock University, Ontario, Kanada

 Winter Term (Januar bis April 2017), von Felix Eber

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Planung

Vorab habe ich mich zunächst im International Relations Office in Innsbruck informiert, welche Partneruniversität für mich in Frage kommen (https://www.uibk.ac.at/internationalrelations/austauschstudierende-outgoing/studieren.html). Nachdem die Wahl auf Kanada gefallen ist, habe ich alle weiteren Informationen zum Bewerbungsablauf vom Kanadazentrum Innsbruck bekommen (https://www.uibk.ac.at/canada/). Für die Bewerbung wird vorab ein TOEFL Test für den Sprachnachweis (mindestens 80 von 120 Punkte) sowie ein Motivationsschreiben benötigt. Ein Empfehlungsschreiben kann beigelegt werden. Nachdem ich für das Austauschprogramm akzeptiert wurde, konnte ich mir bereits Kurse aussuchen, deren Anrechnung vorab vom jeweiligen Institut beschlossen werden muss. Außerdem sollte man sich unbedingt informieren, wie viele Kurse in der Regel belegt werden (von Austauschstudenten als auch von kanadischen Studenten selbst). Alle Mitarbeiter der Universität Innsbruck sowie der Brock University waren bei diesem Prozess enorm hilfsbereit und standen für Fragen immer zur Verfügung. Da ich nachnomminiert wurde, waren alle (Master) Psychologie Kurse schon voll, wodurch ich mir in ähnlichen Feldern Kurse suchen musste, die ich mir für meine Kurse in Innsbruck anrechnen lassen konnte. Der Prozess war zwar etwas aufwendig, da ich bei jedem Kurs erst die Bestätigung der Anrechnung benötigt habe, im Nachhinein war es das aber absolut wert und ich würde jedem empfehlen, die Chance zu nutzen und einmal über den Tellerrand des eigenen Studiums hinauszublicken. Die finale Wahl fiel dann auf Kurse in kritischer Soziologie, Erziehungswissenschaften und „Child- and Youth Studies“.

Außer der akademischen Planung blieb mir noch die Frage nach der Unterkunft. Da das OnCampus Housing mit mehr Kosten verbunden gewesen wäre (Bewerbungsgebühr, teilweise verpflichtender „Mealplan“ (Zimmer ohne Küche, dafür Verpflegung in der Mensa), hohe Mieten) habe ich mich dazu entschlossen, mir privat und „off-campus“ eine Unterkunft zu suchen. Es gibt ein enormes Angebot an Zimmern zur Zwischenmiete, die man entweder über http://www.kijiji.ca/ findet oder auch in dieser Facebook Gruppe: https://www.facebook.com/groups/1804703933087163/. Die meisten der Zimmer sind in Wohngemeinschaften, was meiner Ansicht nach ideal ist, um sofort Anschluss zu finden.

Zu empfehlen ist auch, sich für das Joint-Study-Stipendium zu bewerben. Informationen dazu finden sich hier: 

https://www.uibk.ac.at/international-relations/austauschstudierendeoutgoing/auslandsstipendien.html#JST

St. Catharines

Nachdem die Planung abgeschlossen war, ging es Anfang Januar endlich los nach Kanada. Die Brock University liegt in St. Catharines, etwa eine Stunde mit dem Bus südlich von Toronto. Mit 130000 Einwohnern ähnelt die Stadt Innsbruck sehr, allerdings verteilen sich die Einwohner auf eine weit größere Fläche. Einkaufsmöglichkeiten gibt es hauptsächlich im PEN Center, wo man alles bekommt was man braucht. In Downtown gibt es weitere Einkaufsmöglichkeiten sowie, Ausgehmöglichkeiten, Restaurants, Sportstadion, …. Da die Uni und Downtown relativ weit voneinander entfernt sind, rentiert sich das obligatorische Busticket absolut. Die umliegende Gegend lädt mit vielen Trails zum Erkunden ein, es gibt einige Wasserfälle und Seen zu entdecken. Auch die Niagarafälle sind schnell zu erreichen.

Universität/Studium

Nach bereits guter Kommunikation und vielen Informationen im Vorfeld wird man an der Brock University sofort weiter gut betreut. Einen Tag vor Beginn der Kurse fand bereits eine Einführungsveranstaltung statt, bei der alle wichtigen Fragen geklärt werden können. Für individuelle Fragen gibt es ein äußerst hilfsbereites Team von Tutoren, die einem gerne weiterhelfen. Durch diese intensive Betreuung fällt der Einstieg relativ leicht und man kann sich von Anfang an auf seine akademischen Leistungen konzentrieren. Hier sei gesagt, dass die Anforderungen etwas anders sind als in Innsbruck. Das Niveau ist ungefähr vergleichbar, die Menge jedoch wesentlich mehr. Während des Semesters standen mehrere Präsentationen und Papers auf dem Programm und aktive Mitarbeit wird in allen Seminaren gefordert, am Ende steht dann jedoch keine Prüfung. Insgesamt war die Arbeitsbelastung enorm hoch, da ich durch ein Missverständnis sogar einen Kurs mehr belegt habe, als reguläre Masterstudenten. Dank der äußerst positiven Atmosphäre und sehr unterstützenden Professoren und Mitstudenten ist es mir trotzdem gelungen, alle Kurse sehr gut abzuschließen. Hier nochmal die Empfehlung, sich vernünftig zu informieren, wie viele Kurse normalerweise belegt werden. Die Arbeitsanforderungen können natürlich je nach Studiengang komplett anders aussehen.

Freizeit/Reisen

Die Brock University bietet eine Menge Möglichkeiten an Freizeitbeschäftigungen. Mit Fitnessstudio, Pool und Außenanlagen, die allesamt kostenlos benutzt werden können, ist die Uni enorm gut ausgerüstet. Es werden gegen Bezahlung auch verschiedenste Kurse angeboten. Besonders zu empfehlen ist auch das „Intramural“ Programm, die Uniinterne Liga mit Angeboten in allen möglichen Sportarten. Ich habe gemeinsam mit andere Austauschstudenten mein eigenes Fußballteam aufgebaut. Will man dies nicht, kann man sich auch einfach als „Individual“ anmelden und wird einer Mannschaft zugewiesen. Abseits des Sports gibt es noch unzählige Clubs denen man beitreten kann. Für Austauschstudenten werden einige Ausflüge (Niagara Fälle, Maple Syrup Farm, Wine Tasting) angeboten, die sich allesamt sehr lohnen.

Zum Reisen eignet sich besonders die Reading Week (im Winter Term im Februar). In dieser bin ich in den Alqonquin Provincial Park (ca. 4 Autostunden entfernt) sowie nach Montréal gefahren, beides sehr zu empfehlende Ziele. Außerdem habe ich mir nach meinem Semester noch zwei Monate Zeit genommen um nach New York, Toronto und anschließend an die Westküste (von Calgary nach Portland) zu fahren um meinen Bergentzug in Ontario entgegenzuwirken. Ein weiteres lohnendes Ziel ist die Bruce Peninsula, die besonders im Frühjahr extrem schön ist (ebenfalls ca. 4 Autostunden von St. Catharines entfernt). Es gibt relativ günstige Angebote, um Autos zu mieten und auch die Fernbusse sind sehr preiswert.

Es empfiehlt sich, wenn man noch keine konkreten Reisepläne hat, noch keinen Rückflug zu buchen, da man so nach dem Semester flexibler ist. Ich hatte bereits meinen Rückflug von Toronto gebucht, wodurch ich noch zwei zusätzliche Inlandsflüge benötigt habe.

Lebenskosten

Hier noch ein paar Anmerkungen zum finanziellen: Durch den schwachen kanadischen Dollar werden in der Regel die etwas teureren Preise als bei uns ausgeglichen, wodurch man in etwa auf die gleichen Lebenskosten wie in Österreich kommt. Natürlich sollte man etwas mehr Geld also sonst für Reisen einplanen. Enorm teuer sind die Mobilfunkpreise, besonders mobile Daten. Nichtsdestotrotz habe ich mich dazu entschieden, 45$ für ein GB (und Freiminuten und SMS) zu bezahlen, was auf Reisen besonders hilfreich ist. In Kanada ist die Abdeckung durch kostenloses WLAN allerdings wesentlich besser als in Österreich oder Deutschland, man kommt also auch gut ohne mobile Daten aus. Das Essen an der Universität selbst habe ich als sehr teuer empfunden, es empfiehlt sich daher vorausschauend zu planen und sich selbst etwas mitzunehmen.

Fazit

Das Austauschsemester war eine absolut bereichernde Erfahrung für mich. Ich habe neue Freunde von überall auf der Welt gewonnen, spannende und wunderschöne Reisen hinter mir und neue akademische Herausforderungen gemeistert. Besonders gut gefallen hat mir die äußerst positive und unterstützende Atmosphäre an der Uni, die das Arbeiten dort enorm erleichtert hat. Daher kann ich jedem nur empfehlen, diese Erfahrung ebenfalls zu machen.

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