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Johannes E. Trojer – ProjekteDer Nachlass von Johannes E. Trojer wird über drei Projekte ausgewertet, die sich verschiedenen Aspekten seines Schaffens widmen. Um der interdisziplinären Arbeitsweise Trojers gerecht zu werden und größtmögliche Synergien zu erreichen, werden im Zuge der Forschung mehrere Kooperationen angestrebt. FWF-Projekt Projekt „Feldforschung und Literatur als Erinnerungsarbeit. Erschließung und Edition anhand des Nachlasses von Johannes E. Trojer“ (gefördert vom FWF) Mit 31. Jänner 2009 wurde dieses Vorprojekt abgeschlossen. Unmittelbare Fortsetzung ist das vom FWF geförderte Projekt "J. E. Trojer: Dokumentationsband Denk- und Arbeitsweise", das mit 1. Februar 2009 gestartet wurde; Laufdauer: 1 Jahr.
Band 1: Literarisch-journalistische Arbeiten Trojers |
OeNB-Projekt Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse: Das Projekt befasste sich mit der interdisziplinären Erinnerungsarbeit des Osttiroler Schriftstellers und Publizisten Johannes E. Trojer (1935-1991). Im ersten Projektjahr wurden anhand des umfangreichen Nachlassmaterials (140 Kartons) die mannigfaltigen Arbeits- und Tätigkeitsfelder Trojers (Zeitgeschichte, Volkskunde, Kunstgeschichte, Literatur und Journalismus) auf ihr Konfliktpotenzial hin untersucht und herausgearbeitet, in welcher Form Trojer am Diskurs der Erinnerung und Identität im regionalen Raum teilgenommen hat. Trojer destruierte politisch instrumentalisierte, historisch nicht immer abgesicherte Rituale und Formen kollektiver Erinnerungskultur, kontrastierte erstarrte, kanonisierte Geschichtsbilder (z.B. Andreas Hofer Mythos, NS-Opferthese) mit ‚aufklärerischer’ Geschichtsschreibung, attackierte ideologische Vereinnahmungen des Kulturerbes, rekonstruierte ausgeblendete Aspekte dörflicher Lebensweisen in seinen zeithistorischen und historisch-volkskundlichen Arbeiten, Glossen, Essays und literarischen Arbeiten. Im zweiten Projektjahr wurden zwei ähnlich gelagerte, konfliktgeladene kulturelle Auseinandersetzungen (AG Alpenfest, Villgrater Kulturwiese), die Ende der 1970er bzw. in der ersten Hälfte der 1990er Jahre in Trojers unmittelbarem Lebensumfeld, dem Villgratental, stattfanden und in denen beide Male Trojer als Person bzw. Materialien aus Trojers Nachlass eine zentrale Rolle spielten, analysiert. Es wurden neuralgische Punkte sichtbar, an denen sich die These einer über Jahrzehnte latenten dörflichen Identitätskrise erhärten lässt, die auf eine allmähliche Ausdifferenzierung von der einen homogenen Dorfkultur hin zu „Dorfkulturen“ zurückzuführen ist. Gegensätzliche Kultur- und Identitätskonzepte dürften die entscheidenden Faktoren gewesen sein, die zu einer Krise des dörflichen Selbstverständnisses geführt haben. Die Überlagerung von Gedächtnisdiskursen, örtlicher Erinnerungskultur, Kultur- und Gemeindepolitik verstellte den Blick auf den bewahrenden und vermittelnden, zu sachlicher Auseinandersetzung anregenden Anteil von Trojers Erinnerungsarbeit. Verleumdungen gegen Trojer (auch posthum), die seine moralische Integrität desavouierten und in anonymen Briefen und öffentlich aufgelegten Schmähbriefen in Umlauf gebracht wurden, trugen wesentlich zur Verschärfung der Konfliktlage bei. Ergebnis der Studie ist, dass Trojer als Vordenker und Initiator kultureller und demokratiepolitischer Emanzipationsbestrebungen zu werten ist, die von Teilen der Bevölkerung als Überforderung oder Bedrohung empfunden wurden. Die Polarisierung, die seine Person und sein Werk bewirkte, erweist sich im Rückblick als Ausdruck einer Identitätsdebatte, wobei widersprüchliche Deutungen der Vergangenheit forciert und latente Konfliktfelder innerhalb einer vielfach beschworenen harmonischen Dorfgemeinschaft aufbrachen. Das Unbehagen, das ungleichzeitig verlaufende gesellschaftspolitische Transformationsprozesse mit sich brachten, wurde auf die Person Trojer projiziert („Nestbeschmutzer“, „Unruhestifter“). Abschließend lässt sich feststellen, dass Trojer vielschichtige Erinnerungsarbeit im besten Sinne geleistet hat. Er hat in seinen zeithistorischen, volkskundlichen, literarischen und journalistischen Arbeiten Erinnerung nicht als Abstraktum nach außen in die Gesellschaft verlagert, sondern subjektive Erlebnisfelder und Bewusstseinslagen der Menschen untersucht. Seine unkonventionelle Arbeits- und Schreibweise lässt lebensnahe Blicke auf das lokale/regionale Gedächtnis zu. |
TWF-Projekt Projekt „Notizen für eine Dorferhebung: Der Literat und Feldforscher Johannes E. Trojer“ |
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