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Innsbruck, Maria Theresien-Strasse
Ludwig von Ficker an Gottfried Riccabona in Wien, |
MAX RICCABONA wurde am 31. März 1915 in Feldkirch geboren. Er stammt mütterlicherseits aus der aus Prag zugewanderten Familie der Perlhefter, väterlicherseits aus dem welschtiroler Geschlecht der Riccabona zu Reichenfels - Max Riccabonas Vater, Gottfried Riccabona (1879-1960), war Rechtsanwalt und Schriftsteller, als Autor pflegte er auch Kontakt mit dem Kreis des "Brenner" um Ludwig Ficker. Beide Elternteile Max Riccabonas hatten ausgesprochenen Sinn für Bildende Kunst und Musik, waren aufgeschlossen und liberal und verkehrten mit KünstlerInnen und Intellektuellen nicht nur in Vorarlberg, sondern auch der in der Schweiz und im süddeutschen Raum. Als Jugendlicher machte Max Riccabona in Feldkirch die Bekanntschaft des auf der Durchreise befindlichen James Joyce. Bereits 1932 erlebte er Adolf Hitler anlässlich einer Wahlversammlung und begegnete ihm mit vehementer Ablehnung - Engelbert Dollfuss hingegen erschien dem jungen Maturanten als positives Gegenbild. Die ganze Familie Perlhefter-Riccabona sollte unter dem nationalsozialistischen Regime Verfolgung und Schikane zu erleiden haben. Max Riccabona schlug nach der Matura im Jahr 1934 zunächst die juristische Laufbahn ein. Er studierte in Graz - dort wurde er Mitglied der katholischen Verbindung "Traungau" (Vulgoname: "Putsch"). Auf sein Studium der Staatswissenschaften folgte das an der Konsularakademie in Wien, dort schloss er 1938 als Diplomkonsul ab. Zurück von Paris, wurde Riccabona 1940 zum Wehrdienst einberufen, bis er entlassen und im Jahr 1941 wegen verbotener monarchistischer Betätigung in Salzburg verhaftet, dann ins Konzentrationslager Dachau eingeliefert wurde. In den letzten Wochen seiner Internierung erkrankte Riccabona an Fleckfieber, von dessen Folgen er sich nie mehr erholen würde können. Nach der Befreiung durch die Alliierten und nach längerer Rekonvaleszenz war er in der Kanzlei seines Vaters und als Obmann der Vorarlberger Widerstandsbewegung tätig. 1949 schloss Riccabona in Innsbruck das Studium der Rechtswissenschaften mit dem zweiten Doktorat ab. Riccabona musste wegen der Spätfolgen seiner KZ-Internierung nach dem Tod seines Vaters das Berufsleben aufgeben. Er verbrachte seine letzten Lebensjahrzehnte, auch nach seiner Eheschließung im Jahr 1965, im Herz-Jesu-Heim in Lochau. Im Jahr 1980 erscheint seine erste Einzelpublikation in Buchform: Josef Schweikhardt und Vintila Ivanceanu geben einen Teil des seit 1957 in Arbeit befindlichen Riccabonaschen Hauptwerkes, des "Halbgreyffers", unter dem Titel "Bauelemente zur Tragikomödie des x-fachen Dr. von Halbgreyffer oder Protokolle einer progressivsten Halbbildungsinfektion" heraus. Dieser Band ist heute vergriffen. 1989 widmete ihm das Vorarlberger Landesmuseum eine Personale, anlässlich derer viele Collagen Max Riccabonas zu sehen waren. Während seiner letzten Lebensjahre galt Max Riccabona über die Landesgrenzen hinaus als ungewöhnlicher Schriftsteller und origineller Erzähler. Die literarische Welt schätzte seine Sprachmacht und seine nicht zu versiegen scheinende satirische Energie, doch auch seinem unmittelbaren Umfeld sollte sich Riccabona durch seinen großen Reichtum an Geschichte und Geschichten nachhaltig einprägen. Max Riccabona verstarb 1997. Petra Nachbaur |