Projektbeschreibung 

Kultur 1945–1955 

Mitarbeiter und Finanz.  

Publikationen 


Der Einfluss der französischen Kulturpolitik 1945–1955 auf das literarische und kulturelle Leben in Vorarlberg und Tirol


1.  
 Ziele und Beschreibung der Projekte
2.   Forschungsgrundlagen und Materialien
3.   Edition

 

1. Ziele und Beschreibung der Projekte

Die französische Kulturpolitik in den Jahren 1945–1955 eröffnete für die Literatur und Malerei bzw. für die Kunst im Allgemeinen in Vorarlberg und Tirol ganz neue Perspektiven, die sich von jenen der anderen Bundesländer in Österreich merklich unterschieden. Die einzigartigen Institutionen und Veranstaltungen, die oft maßgeblich von der französischen Besatzungsmacht mitgetragen wurden, beeinflussten in nicht geringem Maße Werk und Schaffen sowie Leben der Autorinnen und Autoren, Künstlerinnen und Künstler. In Vorarlberg wurden 1945 das Berufstheater Vorarlberg, 1946 die Bregenzer Festspiele und 1948 die Volkshochschule gegründet, in Tirol machten – neben der Volkshochschule (unter der Leitung des Schriftstellers Josef Leitgeb) und dem Katholischen Bildungswerk – vor allem die Veranstaltungen in dem 1946 eröffneten Institut Français (unter der Leitung von Maurice Besset) aus der Stadt Innsbruck ein „Zentrum der Moderne“, das durch die vielen Ausstellungen für die bildende Kunst Tirols und ganz Österreichs von großer Bedeutung war. Lesungen und Veranstaltungen zur französischen Literatur, Sprachkurse, Stipendien für Auslandsaufenthalte und die Bestände der Bibliothek des Kulturinstituts gaben Einblick in neueste Denkströmungen und eröffneten Möglichkeiten zum Dialog mit der französischen Kunst und Kultur. Die Schriftstellerinnen und Schriftsteller, Künstlerinnen und Künstler holten sich zudem Impulse von den vom Institut veranstalteten Hochschulwochen in St. Christoph oder den Internationalen Hochschulwochen in Alpbach, die die Wiederbelebung von kulturellem und wissenschaftlichem Leben und somit einen geistigen Austausch mit ganz Europa bewirkten.

Ziel des vom Amt der Vorarlberger Landesregierung, Abteilung Wissenschaft und Weiterbildung geförderten Projekts war es, die Verflechtungen zwischen der französischen Kulturpolitik in der sogenannten Besatzungszeit und dem Kultur- bzw. insbesondere Literaturschaffen in Westösterreich zu rekonstruieren und damit Impulse für die regionale Forschung in Tirol und Vorarlberg zu setzen: Die Dokumentation und Aufarbeitung der Situation in der französischen Besatzungszone aus regionalliterarischer Sicht bildet ein Gegengewicht zu bisherigen Darstellungen der Literatur nach 1945 in Österreich.

Ein vom TWF (Tiroler Wissenschaftsfonds) gefördertes Teilprojekt konzentrierte sich auf die Schul- und Hochschulpolitik sowie die Bemühungen um die Jugend, auf die diversen internationalen Jugendtreffen und Hochschullager, Stipendien und Austauschprogramme und ging dabei auf folgende Fragestellungen ein: Welche Pläne hinsichtlich der Jugendpolitik gab es vonseiten der Besatzer in den Jahren 1945/1946? Welche Tätigkeiten gingen vom Land Tirol aus bzw. wie sah die Zusammenarbeit aus? Was konnte im Laufe der Jahre 1945–1946 umgesetzt werden bzw. welche Institutionen, Veranstaltungen etc. konnten sich in der gesamten Besatzungszeit halten? Und darüber hinausgehend: Wie wirkte sich die französische Kultur- bzw. Schul- und Hochschulpolitik auf die Zeit nach der Besatzung aus bzw. inwieweit haben die Franzosen das (Kultur- und Schul-)Leben in Tirol auch nachhaltig beeinflusst? 

 

 

2. Forschungsgrundlagen und Materialien

Durch eine grundlegende Recherche und Dokumentation zu den Veranstaltungen, den Zielen und der Bedeutung dieser Institutionen wurde die Basis für neue Ergebnisse und Erkenntnisse für die Literatur und Kultur in der Zeit von 1945 bis 1955 geschaffen. Eine Fülle von zusätzlichem Material wurde untersucht und ausgewertet: Spielpläne und Programme von Theatern, Kinos und Museen, Veröffentlichungen von Autorinnen/Autoren in Anthologien sowie in regionalen und überregionalen Zeitschriften (z. B. Brenner, Wort im Gebirge, Wort und Tat, Wort und Wahrheit u. a.), die Medienlandschaft und ihre Bedeutung für kulturelle Belange etc.
Zahlreiche Nachlässe von Personen, die das kulturelle Leben der Nachkriegszeit mitbestimmt haben (u. a. Ludwig von Ficker, Josef Leitgeb, Max Riccabona, Lilly Sauter usw.), liegen am Brenner-Archiv und wurden für das Projekt ausgewertet.
Ein weiteres zentrales Forschungsanliegen war die literaturgeschichtliche Verortung der Autorinnen und Autoren in Vorarlberg (Eugen Andergassen, Natalie Beer, Hermann Joseph Kopf, Paula Ludwig, Max Riccabona u. a.) und Tirol (Raimund Berger, Josef Leitgeb, Friedrich Punt, Walter Schlorhaufer u. a.) sowie deren Einordnung in den sozial- und literaturgeschichtlichen Kontext der Besatzungszeit; vor allem ihre Kontakte zu anderen Künstlern sowie zu im Kulturbetrieb tätigen und engagierten Personen (Maurice Besset, Max Haller, Jutta Höpfel, Renate Lichtfuß, Otto Molden, Wolfgang Pfaundler, Oscar Sandner, Lilly Sauter, Elisabeth Senn u. a.) wurde herausgearbeitet.
Auch die literaturwissenschaftliche Analyse und inhaltliche Auswertung der Werke, deren Bedeutung und Rezeption, sowie die Themen der Werke im Spannungsfeld Kontinuität–Innovation wurden speziell berücksichtigt, ebenso die Einbettung des Kultur- und Literaturbetriebs in den gesamtösterreichischen Kontext und der Einfluss von überregionalen und internationalen Tendenzen, vor allem natürlich aus Frankreich.

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3. Edition

Eine Sammlung von Aufsätzen zur kulturellen und literarischen Situation 1945–1955 mit einer Auswahl charakteristischer Texte aus der Zeit, mit dem Ziel, Schlüsseltexte (Rezensionen, Erzählungen, Dramen u. a.), die heute vergriffen sind, neu herauszugeben und zu dokumentieren (mit Fotos, Veranstaltungsprogrammen, Dokumenten, Erstabdrucken, Plakaten u. a.), ist 2010 im Studienverlag erschienen: http://www.studienverlag.at/page.cfm?vpath=buecher/buchdetail&titnr=4798.

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Links:

Mit folgenden Schwerpunkten der Universität Innsbruck bzw. mit anderen Forschungseinrichtungen bestanden Kooperationen:

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