Niklaus Mazohl, 80. Geburtstag (1924 - 1995)
vier Gedichte aus: An Izumi |
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1 Ich bin weitab von deinem fernen Lied. Doch laß mich silbenzählend ein Gefühl versuchen jenes Tags, den du gelebt hast. Glänzend weiß war das Papier, wohin der Pinsel stieß im Augenblick, da früh gefallne Kirschenblütenblätter hell darüber flogen. Trauer, die ich kenne, stieg wie Nebelschatten in dir auf. |
23 Zehnmal hundert Jahre, war der Baum dort, Izumi, am Waldrand, als du lebtest. Kann von dir ein Wissen nur verbergen stumm. Inzwischen ist die Lärche nocheinmal so alt geworden. Nara, Heian und Kamakura, bis her zur todesnahen Gegenwart, hat sie erlebt, und schweigt. Ich sehe neue töricht-wirre Zweige. Ein Wind darin macht wenig Lärm, als spiele er mit deinem Haar. |
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3 Die Freude faltete sich auf, stieg in der Brust geheimsnisvolle Helle, als ich am Schreibtisch den Pinsel schweigend führte. Sonnenlicht vom hohen Stern fiel in das Zimmer schräg. Die Erde neigte unbemerkt dem Abend zu. Stille war. Da fiel der Todesschatten Traurigkeit auf mich. |
27 Erkennst an dem Gedicht, das ich dir hinterlassen habe, wie mein Sonnengrund so hell beschattet war von Trauerfahnen. Viele Fahnen wehn mit Klagetönen unterm Lebenswind, und meine steht dabei. Sie wissen schon, wie du auch wußtest: Fallend haben wir gesiegt. |