Erste Bilder des molekularen Gases um einen wiedergeborenen Stern

Einem internationalen Team von Astronomen mit Beteiligung von Stefan Kimeswenger vom Institut für Astro- und Teilchenphysik gelang es erstmals die Entstehung kohlenstoffreicher Moleküle in der Umgebung der eines wiedergeborenen Sterns zu beobachten. Dies veranlasste die Europäische Südsternwarte ESO einen umfangreichen Blog zu diesem Thema zu verfassen.

In der Zeitschrift Astronomische Nachrichten beschrieb der deutsche Astronom Max Wolf 1919 etwas, das er für einen sterbenden Stern im Prozess einer gewaltigen Explosion hielt. Der Stern, V605 Aquilae (der 605te im Sternbild Wassermann entdeckte veränderliche Stern), flammte in einem Ausbruch von Aktivität auf. Doch V605 Aquilae hatte ein ungewöhnliches Aussehen. Er flackerte und schien manchmal heller und manchmal dunkler zu sein. 1923 verschwand er endgültig für die Beobachter. Völlig unabhängig davon entdeckte man in den 1960zigern einen sogenannten Planetarischen Nebel an dieser Stelle. Diese entstehen beim Sterben von Sternen, wie zum Beispiel unserer Sonne, nach dem Riesenstadium. Dieser Nebel muss jedoch, auf Grund der Größe, von einem, einige Tausend Jahre zurückliegenden Ereignis stammen. Erst in den 1980ziger Jahren fanden Astronomen eine mögliche Erklärung für V605 Aquilae: Sie stellten die These auf, der Stern sei „wiedergeboren“ und durchmache jetzt ein zweites Leben.

Bisher ist nur ein weiteres Beispiel in der jüngeren Geschichte der Astronomie und Astrophysik bekannt – Sakurai‘s Stern V4334 Sagittarii.

Schon seit den frühen 1990zigern beschäftigt sich das Team der Astrophysiker in Innsbruck mit diesen beiden Sternen. Für die erste Modellierung der Entstehung von Staub wurde bereits im Jahr 2000 der Preis für wissenschaftliche Forschung der Landeshauptstadt Innsbruck an A.o. Prof. Dr. Stefan Kimeswenger vergeben. In der damaligen Arbeit wurde bereits angedeutet, dass dort die Entwicklung von Vorstufen organischer Moleküle stattfinden müsste. Durch den extrem hohen Gehalt an Kohlenstoff, fast 100-mal höher als normalerweise im kosmischen Gas, sind diese Objekte ausgesprochene Geburtszonen für solche Prozesse.

Mit den damaligen technischen Möglichkeiten wurde jedoch der tiefe Einblick in diese Gebiete der Reaktionen genau durch diesen dichten Staub verborgen.
Mit Hilfe der Antennen des Mikrowellen-Radio Interferometers ALMA in Chile gelang es nun einem internationalen Team von Wissenschaftlern aus Schweden, Mexiko, Spanien und Belgien unter Beteiligung des Innsbruckers A.o. Univ. Prof. Stefan Kimeswenger, in das Innere dieser Staubwolke zu blicken und die entstehenden Moleküle nachzuweisen.

Diese, im renommierten internationalen Fachjournal Astrophysical Journal Letters Ende Januar erschienene Arbeit, veranlasste die Europäische Südsternwarte, die an den Einrichtungen von ALMA Teilhaber ist, einen sehr detaillierten Blog mit einer ausführlichen Beschreibung der Geschichte der „Wiedergeburten“ für die Öffentlichkeit aufzuarbeiten und anschaulich zu zeigen.

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